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Auf Tour mit Bob Marley

Auf Tour mit Bob Marley

Titel: Auf Tour mit Bob Marley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Miller
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Sommer. Irgendeine Benefiz-Show für jamaikanische Rastakinder, aber ich kann mich leider nicht mehr erinnern, dass ich für das Konzert nach Jamaika geflogen bin. Es fand am 10. August 1979 in der National Arena in Kingston statt.
    In den folgenden Monaten nahm Bob mit der Band ein neues Album auf; ich reiste ebenfalls nach Jamaika und war bei den Aufnahmen von Survival in der Hope Road dabei. Ich glaube, es waren auch schon Tracks für Uprising mit dabei , denn allmählich wurde die Hektik so groß, dass man jede freie Minute für Plattenaufnahmen nutzen musste. Ich war eines Tages im Studio, als Bobs Toningenieur Alex Sadkin mit Bob und Chris Blackwell die Arrangements einiger neuer Tracks ausarbeitete. Es scheint eine Art »Fluch« auf den Wailers zu liegen. Viele, die mit ihnen zu tun hatten, starben oder wurden getötet. Alex Sadkin ist nur einer von mehreren Menschen in Bobs Umgebung, die ihr Leben verloren. Bob nahm die ganze Zeit auf. Schließlich hatte er das Studio im eigenen Haus. Mehrmals erlebte ich, mit welcher Entschlossenheit er versuchte, die Songs genau so aufzunehmen, wie er sie im Kopf hatte. Er stellte sehr hohe Ansprüche an die Band. Manchmal arbeiteten sie eine gefühlte Ewigkeit an einem bestimmten Abschnitt eines Songs, bis sie endlich hatten, was Bob wollte. Nach Bobs Tod hörte ich, dass Rita Marley Schachteln mit Bändern in den Küchenschubladen gefunden hatte. Wie schon die Beatles schrieb Bob kontinuierlich neue Songs, und es war keine Überraschung, dass er eine Menge bespielte Bänder hinterließ. Rita hat wahrscheinlich noch eine Menge unveröffentlichtes Material, das irgendwann zum rechten Zeitpunkt herauskommen wird. Es könnte glatt noch einmal 100 Millionen Dollar wert sein.
    Die Wintertournee von Bob Marley and the Wailers wurde im Oktober 1979 mit einem Konzert in Boston eröffnet und danach vom 25. bis zum 27. Oktober 1979 mit einer ganzen Reihe von Konzerten im berühmten Apollo Theater in Harlem fortgesetzt. Das Stadtviertel Harlem lag 1979 im Zentrum eines der größten Ghettos jener Zeit und war ein finsterer Ort. Die Straßen waren voller Arbeitsloser, Drogenhändler, Zuhälter, Nutten und Verrückter. Als weißer Spross der kalifornischen Mittelschicht war ich auf die Erfahrungen in Harlem überhaupt nicht vorbereitet. Vor dem ersten Konzert am 25. Oktober bereiteten Dennis und ich wie üblich die Bühne vor, und als wir alles durchgecheckt hatten, machten wir einen Spaziergang in der Umgebung des Apollo. Keine gute Idee für einen Weißen!
    Wir wurden sofort von einem sehr dreckigen und irgendwie gefährlich wirkenden Schwarzen angepöbelt, und ich dachte schon, wir wären ernsthaft in Schwierigkeiten. Doch ein Ladenbesitzer hatte die Szene durch sein Schaufenster beobachtet. Er kam heraus, rief dem Kerl etwas Unverständliches zu, und der trollte sich. Der Ladenbesitzer erklärte Dennis und mir, es sei wahrscheinlich besser, wenn wir im Apollo blieben. Diesmal war kein Bob Marley da, um wie in Jamaika potenzielle Bedrohungen zu bannen, also kehrten Dennis und ich schnell in den Club zurück. In den folgenden vier Tagen machten wir keine Ausflüge mehr, sondern ließen uns immer direkt am Bühneneingang absetzen. Auch nach dem Konzert stiegen wir sofort wieder in das Auto, das uns zurück zu unserem Hotel in Downtown brachte, und blieben dort. Harlem war damals ein ziemlich beängstigender Ort, es soll inzwischen besser geworden sein, aber wahrscheinlich nicht viel.
    Nach einem Konzert an der Colgate University in Hamilton, New York, flogen wir nach Kanada und kamen am 1. November 1979 in Toronto an. Das Konzert fand in den Maple Leaf Gardens statt, der Halle, wo die Eishockeymannschaft Toronto Maple Leafs spielte. Sie war eiskalt, als wir ankamen, und Bob Marley bekam als Schutz gegen die Kälte ein kanadisches Hockeyspieler-T-Shirt geschenkt. Draußen standen die Fans schon früh Schlange. Es ist mir ein Rätsel, wie sie es schafften, in der eisigen Kälte den ganzen Tag für ein Konzert anzustehen. Bob hatte wirklich ergebene Fans.
    Die Eisfläche in der Halle war mit Sperrholz abgedeckt, doch es war trotzdem eiskalt. Bob und die Band erschienen, zogen ihren Soundcheck schnell durch und gingen wieder, während Dennis und ich die letzten Vorbereitungen für das Konzert trafen. Dann kehrten auch wir ins Hotel zurück, wo wir aßen und uns wärmere Kleidung holten. Schließlich fuhren wir alle zusammen im Bus die kurze Strecke zu den Maple Leaf Gardens. Die Halle war

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