Auf Tour mit Bob Marley
und an diesem Morgen schien die Sonne in Kalifornien. Wir kamen ein bisschen später als geplant in der Santa Barbara County Bowl an. In ihrer Umgebung warteten bereits viele Fans, die schon Angst hatten, dass wir nicht kommen würden. Schon als Dennis und ich die Bühne betraten merkten wir, dass es ein besonderes Konzert werden würde. Wohin wir auch blickten, sahen wir Scharen von Menschen auf die Bowl zuströmen. Wir hatten die Bühne schnell vorbereitet (Dennis und ich waren inzwischen so gut eingespielt, dass wir mit guten Bühnenarbeitern eine Bühne in zehn Minuten für einen Auftritt vorbereiten konnten), und dann kam der Soundcheck. Wie immer bestimmte Bob alles, als die Band das Set durchging und mit Hilfe von Dennis die Monitore genau richtig einstellte. Ich glaube, es war entweder Karl Pitterson oder Errol Brown (leider weiß ich nicht mehr, welcher von beiden), der bei dem Konzert die Lautsprecheranlage installierte. Insgesamt dauerte der Soundcheck damals nicht mehr lange, weil wir alle große Erfahrung damit hatten, was Bob wollte. Nach dem Soundcheck füllte sich die Bowl sehr schnell, und die Pause zwischen Soundcheck und Konzertbeginn war nur kurz. Die Menge schwebte schon auf einer Wolke von Marihuanarauch, als Bob und die Band auf die Bühne kamen. Die Sonne versank gerade im tiefblauen Pazifik, und der Sonnenuntergang, während die Musik von Bob Marley and the Wailers durch die Hügel schallte, war ein unvergessliches Erlebnis.
Die Band übertraf sich selbst an diesem Abend. Sie spielte nicht nur altes Material, sondern auch einiger der Songs, die Bob für das neue Album der Band geschrieben hatte. Als er sie zum ersten Mal spielte, wurde mir klar, dass er nach der Reaktion des Publikums einschätzte, wie gut sie waren. Und ich kann euch sagen, dass sie extrem gut waren. Auch diesmal wurde das Publikum durch die Musik auf eine andere, höhere Ebene versetzt. Die Intensität, mit der die Wailers spielten, und die Tatsache, dass alles wie bei einem raffinierten Puzzle zusammenpasste, bewirkten, dass die Zuhörer verrückt nach der Musik wurden.
Bob stampfte mit den Füßen und drehte sich wie ein Derwisch, als die Band mehr als zwei Stunden lang seine Musik spielte. Als das Set zu Ende und die Sonne im Meer versunken war, brüllte das Publikum nach mehr. Die Band gaben noch mehrere Zugaben und ließ das Publikum schließlich in einem Zustand zurück, den man nur als Bob-Marley-and-the-Wailers-Trance bezeichnen kann. Manchmal schloss Bob die Augen, wenn er auf der Bühne tanzte, und ließ sich einfach von der Musik davontragen. Es war faszinierend, wie sich mit geschlossenen Augen über die Bühne bewegte, ohne je mit einem Gegenstand oder einem der anderen Musiker zusammenzustoßen. Danach ging er wieder ans Mikro und katapultierte das Raumschiff der Wailers in eine noch höhere Umlaufbahn. Das Publikum wollte die Wailers nicht aufhören lassen. Selbst als Dennis und ich schon zusammenpackten, waren die meisten Zuhörer immer noch da und schrien nach Bob. Viele Jahre später sah ich eines unserer Konzerte auf einer DVD, die ich von einem Freund bekommen hatte, und nachdem ich die Wailers (und sogar mich selbst) gesehen hatte, wusste ich, warum die Band so populär geworden war. Sie sprach ein breites Spektrum von Leuten in vielerlei Lebenssituationen und mit ganz unterschiedlichem ethnischem Hintergrund an. Jedes Konzert war natürlich anders, und doch waren alle Konzerte dank der Texte und der Musik von Bob Marley auch wieder gleich.
Nach dem Höhepunkt von Santa Barbara wurde Bob Tag und Nacht von Zeitungsreportern verfolgt, die ihn interviewen wollten. Er wurde natürlich ständig in vielen Publikationen der Undergroundpresse behandelt, aber auch Mainstream-Medien reagierten inzwischen zunehmend auf die Ausstrahlung der Band. Wir verließen Santa Barbara und fuhren die Küste entlang wieder nach Hollywood hinunter, wo wir im Roxy Theatre am Sunset Boulevard ein Benefizkonzert für die Sugar Ray Robinson Foundation gaben.
Das Roxy gehörte damals den Musikproduzenten Lou Adler und David Geffen. Adler hatte Sam Cooke produziert, Filme gedreht und sich auch als Playboy einen Namen gemacht; und Geffen hatte bekannte Musiker wie die Eagles und Jackson Browne entdeckt. Der eher kleine Veranstaltungsort war auch diesmal gerammelt voll. Ich musste mir den Weg von der Bühne zum Mischpult regelrecht freikämpfen, wenn ich Dennis etwas mitteilen wollte.
Auch diesen Auftritt kann man als historisch
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