Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Tour mit Bob Marley

Auf Tour mit Bob Marley

Titel: Auf Tour mit Bob Marley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Miller
Vom Netzwerk:
bezeichnen. Etwa nach der Hälfte des Konzerts stand das Publikum und sang die Songs mit. Es lieferte der Band damit einen Resonanzboden, durch den sie neue Höhen erreichte. Wir immer war Bob der »Geist« des Konzerts, der alle berührte und in Bewegung versetzte, der sich auf seine Musik einließen, und die Band spielte mühelos zwei Stunden lang ihre besten Songs. In Hollywood war um zwei Uhr morgens Polizeistunde, doch das Publikum wollte einfach nicht gehen, nachdem Bob und die Band die Bühne verlassen hatte. Wie man weiß, kann in Hollywood immer alles passieren. Ich traf ein Mädchen, das mich nach dem Konzert ins Sunset Marquee begleitete. Wir machten fast die ganze Nacht und einen guten Teil des Morgens durch, bis Dennis Thompson kam, und sagte, dass wir nach Oakland aufbrechen müssten. Ich weiß nicht, ob einer meiner Leser je auf einer Tournee war. Wenn ja, dann weiß er, dass man dabei sehr hart arbeitet und noch härter spielt. Der Name des Mädchens war Elizabeth, ich hätte sehr gern noch weiter Liebe mit ihr gemacht. Doch wenn die Band weiterfährt, bist du entweder dabei oder nicht. Also schleppte ich meinen müden Arsch aus dem Hotel und setzte mich in den Truck, den wir gemietet hatten, um das Equipment nach Oakland zu fahren. Ich hatte, glaube ich, mit Dennis eine Münze geworfen und verloren. Also musste ich die Ausrüstung ins Oakland Auditorium bringen, und er fuhr im Bus mit. Oakland in Kalifornien liegt auf der anderen Seite der Bay Bridge gegenüber von San Francisco.1979 pflegte man zu sagen, es gebe keine Schwarzen in San Francisco, weil sie alle nach Oakland geliefert würden.
    Es regnete, und die Stadt bot sich mir von ihrer harten Seite. Ich sah überall heruntergekommene Gebäude, vermüllte Straßen und vor sich hin murmelnde Obdachlose, als ich den Truck durch die Straßen lenkte. Ich stellte ihn hinter dem Auditorium ab, damit Dennis und ich ihn abladen konnten. Aber zuvor musste ich Dennis erst finden. Ich glaube, er war mit der Band ins Hotel gefahren, aber es ist lang her, und ich kann mich nicht mehr an alles erinnern. Auf jeden Fall ist das Auditorium ein alter öffentlicher Veranstaltungsort im Herzen der Stadt, mitten in einem Wohnviertel der Unter- und Mittelschicht – genau das richtige Publikum für ein Bob-Marley-Konzert, und die Band enttäuschte an diesem Abend nicht. Dennis und ich hatten die Bühne gerade fertig, als auch schon die Band kam und ihren Soundcheck durchzog. Es ging ein Gerücht in der Halle um, das mir und Dennis Sorgen machte. Offenbar waren einige Mitglieder der Rolling Stones in der Stadt, und Ronny Wood wollte auf die Bühne kommen und mit den Wailers spielen. »Sorgen« machte ich mir, weil ich schon früher mit den Stones gearbeitet hatte. Und weil zuvor das Haus, das Keith Richards im Laurel Canyon gemietet hatte, »versehentlich« abgebrannt war.
    Das Konzert an diesem Abend begann wie üblich: Die Halle war voll, süßer Rauch hing in der Luft, so dick wie der Dauersmog über Los Angeles, und die Spannung stieg, als Bob auf die Bühne kam. Ich war dafür verantwortlich, Ronny Wood auf die Bühne zu bringen, wenn Bob nach ihm verlangte, und das erwies sich als hochinteressanter Job. Bob war mitten im Konzert, und das Publikum tobte schon vor Begeisterung als die Nachricht kam, es sei jetzt Zeit für Ronny Wood. Ich lief hinter die Bühne und sah, dass unser Stargast von Rocky, einem altgedienten Techniker der Stones, und einem anderen Typ gestützt werden musste. Er war so betrunken, dass er kaum stehen konnte, und ich hatte Angst um meinen Job, wenn ich ihn so auf Bobs Bühne ließ. Ich sprach mit ihm, und er versicherte mir, es sei alles in Ordnung und ich solle mich ganz einfach entspannen und »aufpassen, was passiert«.
    Nicht ganz überzeugt, rannte ich los, um mit Dennis zu beraten, was ich tun sollte. Rocky und sein Helfer trugen Ronny praktisch auf die Bühne und warteten hinter dem Vorhang. Was als Nächstes passierte, war absolut verblüffend. Rocky hatte zu 100 Prozent recht gehabt, als er sagte, ich solle »aufpassen, was passiert«. In dem Augenblick als Rocky ihm eine Gitarre in die Hand drückte, erwachte der Stones-Gitarrist wie durch ein Wunder zum Leben, als ob die Stimulanz durch das Instrument allen Alkohol aus seinem Körper getrieben hätte. Er tänzelte auf die Bühne, das Publikum jubelte. Was nun geschah, war erstaunlich: Ronny und die Wailers tauschten traumwandlerisch Gitarrenlicks aus, und das Publikum war wie

Weitere Kostenlose Bücher