Auf Tour mit Bob Marley
zu »Schlangen« gebündelt hatte, sodass ich alles nur noch legen, einstöpseln und testen musste. Während ich das tat, sorgte Dennis immer dafür, dass das Monitorsystem richtig arbeitete. Als wir alles aufgebaut und geprüft hatten, hockten wir uns hinter der Bühne mit ein paar einheimischen Typen zusammen. Wir mussten warten, bis Bob und die I-Threes, die drei Backgroundsängerinnen, kamen, also nutzten Junior, Dennis und ich die Zeit, um den Einheimischen begreiflich zu machen, dass wir nach »dem Kraut« suchten. Einer von ihnen zog einen kleinen Plastikbeutel mit Gras heraus und gab Junior, Dennis und mir etwas von dem Zeug. Wir saßen nur herum, plauderten und drehten, dann nahm ich einen ersten Zug von dem Spliff, den wir gedreht hatten. Gleich darauf sah mich Junior an und sagte: »Geh weg, Mark« … Das Kraut war so stark und ich war so stoned, dass seine Worte nicht richtig bei mir ankamen. Ich sah ihn an, und er machte ein ganz angespanntes Gesicht und sagte wieder: »GEH WEG, MARK« … Ich erkannte an seinem Gesicht, dass er es ernst meinte und ich besser tun sollte, was er sagte. Also stand ich schnell auf und verschwand auf die andere Seite der Bühne. Und dort von sehe ich, wie zwei riesige Polizisten auf den Platz zusteuern, wo ich gerade noch gesessen hatte.
Später sagte mir Junior, ich hätte Glück gehabt, weil sie mich wegen des Krauts hätten festnehmen wollen. Mein Leben hätte sich wohl radikal verändert, wenn ich in einem simbabwischen Knast gelandet wäre.
Zu Bobs Lebzeiten war noch vieles anders im Reggae-Business. Heute ist die Szene in zahlreiche kleine Cliquen zersplittert. Wenn du auf MSN-Online das Stichwort »Reggae« eingibst, kriegst du zig verschiedene Sorten von Reggae. In Bobs Zeit wurde Marihuana als kreatives Werkzeug eingesetzt. Heute, ist es für all die Pseudo-Musiker, die behaupten, in seinen Fußstapfen zu wandeln, nur noch eine Möglichkeit, high zu werden. Oder, um aus dem Marley-Song »Could You Be Loved« zu zitieren: »Don’t let them fool ya, dem only foolin themselves«: Lass dich nicht von ihnen zum Narren halten, sie halten sich nur selbst zum Narren …
Das Essen
Wenn wir auf Tour waren, kochte Bobs persönlicher Assistent »Gily« Gilbert das ganze Essen. Er kochte fast immer im »Ital«-Stil der Rastas. Das Wort »ital« ist von dem Wort »vital« abgeleitet und beruht auf der Gewohnheit der Rastas, Wörter zu verändern, indem sie wichtige Silben durch den Buchstaben »I« ersetzen. Ital zu kochen bedeutet, in Übereinstimmung mit rastafarischen Überzeugungen und Gebräuchen zu kochen. Wie »vital« bedeutet auch »ital«: Essen ist essentiell für die menschliche Existenz. Die Ital-Küche ist eine eklektische Küche, deren strengste Form die Verwendung von Salz, Fleisch (insbesondere Schweinefleisch), Konservierungsstoffen, Farbstoffen, Aromastoffen und allem, was sonst künstlich ist, ausschließt. In der jamaikanischen Praxis werden die verfügbaren Lebensmittel benutzt, was manchmal Fisch oder eingesalzenen Trockenfisch, in der Regel aber keine Schalentiere mit einschließt. Manchmal wird sogar ein wenig Salz verwendet. Die Ital-Küche ist im Wesentlichen die traditionelle jamaikanische Küche, nur ohne Salz, Fleisch und Zusatzstoffe. Gilly war ein sehr begabter Ital-Koch, der mit den verfügbaren Kräutern und Gewürzen ein sehr schmackhaftes Essen produzierte. Tatsächlich ist Ital-Essen oft genauso schmackhaft wie die traditionelle jamaikanische Küche. Die Kokosnuss ist eine grundlegender Bestandteil der Ital-Küche. Kokosmilch wird aus dem pürierten Fruchtfleisch der Kokosnuss gewonnen und bildet die Grundlage der meisten gelungenen Ital-Gerichte. Bei vielen Gerichten wird sie zum Kochen gebracht und die anderen Zutaten hinzugefügt. Scotch-Bonnet-Pfeffer ist eine andere wichtige Zutat. Piment spielt ebenfalls eine zentrale Rolle, und dasselbe gilt auch für Thymian. Er schmeckt nicht nur gut, sondern ist auch ein guter Ersatz für Salz. Diesen Grundbestandteilen fügte Gilly weitere Zutaten wie Knoblauch, Zwiebeln, Lauch, grünen Paprika, Tomaten usw. hinzu. [1] Interessant fand ich, dass Aluminium-Töpfe verboten sind bei der Ital-Kost und auch Alufolie zur Frischhaltung oder Zubereitung in einem Backofen oder auf einem Grill tabu ist. Aluminium würde das Essen vergiften, erklärte mir Gilly einmal.
Gilly richtete sich in allen Hotels, in denen wir wohnten, eine Küche ein und kochte mit Hilfe der Mädchen, die Rita Marley auf die
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