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Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Titel: Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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als Illegaler, bis er seine Papiere bekam. Wenn ich damals in Uniform reingekommen bin, hat er sich immer verdrückt.« Vianello dachte mit einem Lächeln daran zurück. »So ein großer Bursche. Bemerkenswert, wie er im Handumdrehen verschwinden konnte, als hätte er sich in Luft aufgelöst.«
    »Das tu ich auch gleich«, sagte Brunetti.
    »Was?«
    »Mich in Luft auflösen.«
    »Hoffen wir, dass er es nicht tut«, sagte Vianello.
    »Wer? Bambola?«
    »Ja. Sergio kann doch nicht die ganze Zeit im Laden stehen. Und du musst zugeben, es sieht dort jetzt besser aus. Schon nach einem Tag.«
    »Seine Frau war krank«, sagte Brunetti. »Gut, dass er ihn gefunden hat.«
    »Blöder Job, so als Barbesitzer«, sagte Vianello. »Den ganzen Tag Bereitschaftsdienst, nie weiß man, welchen Ärger vielleicht nicht schon der nächste Kunde mitbringt, und immer muss man höflich sein.«
    »Genau wie bei uns«, sagte Brunetti.
    Vianello verschwand lachend in Richtung Bereitschaftsraum, und Brunetti musste den Aufstieg in den zweiten Stock allein in Angriff nehmen.

3
     
    Zwei Tage später saß Brunetti am Schreibtisch und fragte sich, ob sich mit den Kriminellen in der Stadt nicht eine Art Abkommen treffen ließe. Konnte man sie dazu bewegen, die Leute bis zum Ende der Hitzeperiode in Ruhe zu lassen? Doch an wen sollte man sich wenden? Das Verbrechen hatte sich zu sehr diversifiziert und war zu international geworden, als dass verlässliche Vereinbarungen noch möglich gewesen wären. Früher, als jeder Ort seine eigenen Verbrecher hatte, als diese stadtbekannt und geradezu ein Teil des sozialen Gefüges waren, hätte es vielleicht funktioniert, und die Verbrecher, von der erbarmungslosen Hitze ebenso geschlaucht wie die Polizei, wären womöglich zur Zusammenarbeit bereit gewesen. »Wenigstens bis zum ersten September«, sagte er laut.
    Auf die Papiere auf seinem Schreibtisch konnte er sich bei der Hitze nicht konzentrieren, und so gab sich Brunetti weiter seinen müßigen Überlegungen hin. Wie könnte man die Rumänen dazu bringen, ihre Taschendiebstähle einzustellen, die Zigeuner, ihre Kinder auf Einbruchstour zu schicken? Und dabei ging es nur um Venedig. Auf dem Festland wären viel schwierigere Dinge einzufordern: Die Moldawier dürften keine dreizehnjährigen Mädchen mehr verkaufen, die Albaner keine Drogen. Wie groß aber war die Chance, italienische Männer – Männer wie ihn und Vianello – von jungen Prostituierten und billigen Drogen abzubringen?
    Er spürte ein leises Kitzeln, während ihm der Schweiß an allen möglichen Körperstellen über die Haut rann. In Neuseeland, hatte er gehört, trugen die Geschäftsleute bei so heißem Wetter Shorts und kurzärmelige Hemden. Und hatten die Japaner nicht beschlossen, in der schlimmsten Sommerhitze die Jacketts abzulegen? Er nahm sein Taschentuch und wischte an der Innenseite seines Kragens entlang. Bei so einer Witterung schlugen sich die Leute im Streit um einen Parkplatz tot. Oder wegen irgendeiner ungehaltenen Äußerung.
    Seine Gedanken schweiften ab zu Paola, der er versprochen hatte, am Abend mit ihr über ihren gemeinsamen Urlaub zu reden. Er, ein Venezianer, würde sich und seine Familie zu Touristen machen, freilich zu Touristen, die Venedig verließen – um Platz für die Millionen zu schaffen, die man dieses Jahr erwartete. Letztes Jahr waren es zwanzig Millionen. Gott sei uns allen gnädig.
    Er hörte ein Geräusch an der Tür, blickte auf und sah Signorina Elettra wie von einem Scheinwerfer angestrahlt in dem grellen Licht, das durch seine Fenster fiel. Konnte das sein? War es möglich, dass nach über einem Jahrzehnt, in dem die Sekretärin seines Vorgesetzten seine Tage mit der Makellosigkeit ihrer Erscheinung verschönert hatte, sogar sie von der Hitze in Mitleidenschaft gezogen worden war? Da war doch nicht etwa eine Falte links an ihrer weißen Leinenbluse?
    Brunetti blinzelte, schloss kurz die Augen, und als er sie wieder aufmachte, erkannte er seine Täuschung: Was er für eine Falte gehalten hatte, war nur ein Schatten vom einfallenden Licht. Signorina Elettra blieb an der Tür stehen und drehte den Kopf zur Seite, und im selben Augenblick trat neben ihr noch jemand über die Schwelle.
    »Guten Morgen, Dottore«, sagte sie. Der Mann neben ihr grüßte lächelnd: » Ciao, Guido.«
    Brusca ließ sich während der Arbeitszeit außerhalb seines Büros so selten blicken wie ein Dachs außerhalb seines Baus bei Tageslicht. Brusca, der im Rathaus arbeitete,

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