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Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Titel: Auf Umwegen zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesca de Montagna
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abzusperren. Die Sperrstunde war längst überschritten. Die Türsteher griffen ein und warfen die „Standfesten“ mit eisernem Griff hinaus.
    „Puh, das tut gut!“, murmelte ich und atmete tief die herrlich klare Meeresluft ein. Die meisten Sterne waren schon verblasst, als wir uns mit Gesang und Gelächter auf den Heimweg machten. „Bis Morgen zum Frühstück um die Mittagszeit in der Strandbar“, lärmten unsere neuen Freunde, und einer nach dem anderen verschwand leicht schwankend im Morgendunst.
    Aus der Verabredung wurde leider nichts. Ehe wir uns zu unserem Stelldichein aufmachen konnten, klingelte mein Handy. Ich zuckte zusammen. Hoffnungsvoll schaute ich auf die Nummer. „Könnte es denn sein, dass Arnfried anruft?“ Hastig drückte ich auf die Annahmetaste und rief: „Hallo?“ Die Enttäuschung war riesengroß. Kraftlos ließ ich den Arm sinken, als ich die Stimme erkannte. Es war mein Chef. „Livi!“, brüllt er viel zu laut ins Telefon, „Livi, hören Sie mich?“ „Ja, Chef, ich verstehe Sie sehr gut. Was ist passiert?“ „Livi, Sie müssen auf dem schnellsten Weg Ihren Dienst wieder antreten! Ihre Vertreterin ist krank geworden, und wir haben, wie Sie wissen, nächste Woche eine große Sitzung und müssen den Geschäftsbericht vorbereiten!“ Zuerst war ich einmal sprachlos. „Aber“, stotterte ich, als ich meine Sprache wieder gefunden hatte, „ich bin im Urlaub auf Juist und gerade erst angekommen. Wie soll ich das schaffen?“ „Nehmen Sie den nächsten Insel Hopper, ich schicke Ihnen unseren Fahrer, der holt Sie in Norddeich ab.“
    Ich bin Vorstandsekretärin und gleichzeitig Assistentin des Vorstandsvorsitzenden einer großen Bank. Ich hatte also keine andere Wahl, als den Urlaub abzubrechen.
    „Das ist ja Wahnsinn“, murmelte Tessa. „Bitte, bitte, sei nicht böse. Ich muss sowieso mit Dir reden. Nur ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ich muss Entscheidungen treffen, die mein ganzes Leben umkrempeln! Komm, lass uns packen!“ Tessa schaute mich bestürzt an. „Du hast im Schlaf gesprochen und viel wirres Zeug von Dir gegeben. Was ist los mit Dir?“ Sie stieß jedoch auf eine Mauer des Schweigens. „Bitte nicht jetzt, lass mir noch ein bisschen Zeit. Du bist die Erste, die es erfährt!“ Zu weiteren Äußerungen ließ ich mich nicht überreden und presste fest meine Lippen zusammen.
    Hannes hatte bereits ein „Taxi“ bestellt. Und schon trabte mein „griechisches“ Pferdetaxi mit Fanni und Metaxa um die Ecke und beförderte uns auf dem „schnellsten“ Weg zum Flugplatz. Der „Insel Hopper“ stand abflugbereit auf dem Flugfeld. Wir quetschten uns in die schmalen Sitze und schnallten uns an. Der Pilot kontrollierte vor dem Start nochmals alle Funktionen. „Start frei!“, und dann erhob sich mit lautem Motorengetöse die Maschine in die Luft. „Man sollte Kopfhörer an die Passagiere ausgeben“, signalisierte mir Tessa, „hier wird man ja taub!“ Juist verschwand unter uns. Es fiel mir sehr schwer, Abschied zu nehmen. Ich schloss die Augen. Der Flug war viel zu schnell vorbei. Die Flugzeit beträgt ca. fünf bis sechs Minuten.
    Wie vereinbart, wartete die Limousine samt Fahrer in Norddeich. Höflich öffnete er uns die Türen, verstaute das Gepäck und schon ging’s los, kaum dass wir uns angeschnallt hatten. Ziemlich verkrampft saßen wir nebeneinander. Verstohlen schaute ich ab und zu auf die spärlich beleuchtete Uhr am Armaturenbrett. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als bald zuhause zu sein. Es tat mir weh, Tessa so im Unklaren zu lassen. Es gab soviel, was ich ihr zu erzählen hatte. Aber ich war einfach noch nicht so weit. Gedankenverloren starrte Tessa auf die vorüber fliegende Landschaft. Nach einiger Zeit drehte sie sich zu mir um und schaute mich besorgt an. „Livi, halte mich bitte nicht für aufdringlich. Aber was ist los mit Dir? Lass mich Dir helfen.“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Frag mich bitte nicht, ich erklär es Dir später.“ Tessa biss sich auf die Lippe, spürte aber instinktiv, dass es besser war, mich nicht weiter mit Fragen zu bombardieren. Es war eine schweigsame Rückfahrt.

Montagmorgen im Büro
    Mit ausgebreiteten Armen eilte mein Chef auf mich zu. „Gott sei Dank“, rief er , „Sie sind meine letzte Rettung!“, und schon drängt er mich zu meinem Schreibtisch, auf dem haufenweise streng geheime Papiere lagen, sorgfältig in Schnellhefter abgeheftet. Ich ließ meinen Blick über die gestapelten

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