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Auf und davon

Auf und davon

Titel: Auf und davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Thomas
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Spaß.“
    Für Julia hörte es sich nicht nach Spaß
an, sondern nach unsäglicher Mühsal.
    „Was sollen wir trinken?“ fragte Julia,
aber Nathan konnte es ihr auch nicht sagen.
    Als die Nacht endlich hereinbrach, war
sie herrlich schwarz. Die Wolken hatten gehorsam den Himmel überzogen, genau zu
der Zeit, als sie ausnahmsweise einmal erwünscht waren, und ließen weder Mond-
noch Sternenlicht durchscheinen. Mit dem Instinkt einer Katze führte Nathan sie
zur Straße, und sie waren froh, daß sie nur ein Fahrrad dabei hatten. Mit einem
Fahrrad umzugehen, war in der Dunkelheit mehr als genug.
    Auf der Straße wurden sie
zuversichtlicher. Nathan fuhr, und Julia saß auf dem Gepäckträger. Sie hielt
Ausschau nach Polizeiautos, doch zunächst waren überhaupt keine Autos zu sehen.
Den Wagen ohne Licht, der am Straßenrand abgestellt war, erkannte sie erst, als
sie fast auf gleicher Höhe mit ihm waren.
    „Fahr — fahr schnell! Schneller!“ rief
Julia plötzlich.
    Mit gesenktem Kopf trat Nathan in die
Pedale. „Was ist?“
    „Ein Polizeiauto. Es war eins — da
hinten.“
    „Ich hab nichts gesehen.“
    „Es hatte kein Licht. Glaubst du, sie
haben uns gesehen? Warum sind sie nicht hinter uns her?“
    Nathan überlegte. „In dem Auto saß
wahrscheinlich keiner drin. Ich weiß, ich weiß, ich weiß, wo sie sind! Sie sind
in unserem Lager, Jule. Sie haben das Lager gefunden. Von hier aus geht man
runter zum Bach.“
    „Aber was machen sie jetzt dort,
Nathan? Sie können uns im Lager doch nicht schnappen, wenn wir nicht da sind.“
    „Vielleicht haben sie es gerade erst
gefunden. Vielleicht warten sie darauf, daß wir zurückkommen. Vielleicht haben
sie sich versteckt. Das ist ein guter Witz, Jule, was?“
    „Du bist frech“, sagte Julia
mißbilligend.
    Sie wechselten ab. Jetzt fuhr Julia
eine Weile, und Nathan saß auf dem Gepäckträger. Sie waren inzwischen auf der
großen Straße, und gelegentlich kam ein Wagen vorbei, aber sie sahen die
Scheinwerfer schon von weitem und konnten sich flach ins Heidekraut werfen, bis
er vorbei war. Julia war sicher, daß noch kein Polizeiauto vorbeigefahren war.
Die Suche im Moor war wahrscheinlich auf den nächsten Morgen verschoben worden.
    Am Porlock-Berg übernahm Nathan das
Rad, und Julia ging hinterher. Porlock selber war dunkel. Alles schlief. Dann
kam noch der andere Berg — aufwärts diesmal — , und endlich waren sie auf der
Straße nach Minehead.
    „Es geht doch ganz prima, Jule, oder?“
fragte Nathan.
    „Ich hab Durst“, antwortete Julia.
    Sie war außerdem sehr müde und hatte
das Gefühl, als würden ihre Beine sie nicht mehr allzuweit tragen.
    „Ich fahre“, sagte Nathan. Du sitzt
einfach nur hinten drauf.“ Aber er war genauso müde. Er mußte sich sehr
konzentrieren, um seine Beine in Bewegung zu setzen, und mit Julias Gewicht auf
dem Gepäckträger schwankte das Rad gefährlich. Nathan biß die Zähne zusammen
und beugte sich tief über die Lenkstange. Sie mußten noch ein Stück schaffen in
dieser Nacht. Ihm tat alles weh, doch er versuchte, an nichts anderes zu denken
als ans Treten. Links und rechts und links und rechts...
    Hinter ihnen quietschten Bremsen, ein
großer Wagen schlitterte mitten auf die Straße und kam ein paar Meter vor ihnen
zum Stehen. Erschrocken ließen sich Julia und Nathan ins Heidekraut fallen. Der
Wagen kam rückwärts gefahren und hielt direkt neben ihnen an.
    Die Tür auf ihrer Seite ging auf. „Seid
ihr okay?“ fragte eine Stimme.
    „Ja“, antwortete Julia, und Nathan
fügte hinzu: „Aber wir sind ganz schön erschrocken.“
    „Was, zum Teufel, habt ihr euch
eigentlich dabei gedacht? Zu zweit auf einem Rad und dann noch ohne Licht? Ihr
habt Glück, daß ihr noch lebt.“
    „Ich hab nicht dran gedacht, daß man
das Licht einschalten muß“, sagte Nathan.
    „Du hast nicht dran gedacht? Diese
Ausrede läßt die Polizei nicht gelten, wenn sie euch erwischt.“ Der Fahrer
rutschte auf den Beifahrersitz und betrachtete sie genauer. „Meine Güte! Zwei
Kinder! Was macht ihr denn um diese Zeit noch auf der Straße? Wißt ihr
überhaupt, wie spät es ist?“
    „Nein“, antwortete Nathan.
    „Halb zwei. Wo wohnt ihr?“
    Schweigen.
    „Raus mit der Sprache. Wo?“
    „Watchet“, sagte Nathan.
    „Ihr habt hoffentlich nicht vor, so bis
nach Watchet zu fahren.“
    „Doch“, sagte Nathan.
    „Mach keine Witze. Ich fahre auch in
die Richtung, ihr kommt besser mit mir. Mit dem Rad weiß ich

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