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Auf und davon

Auf und davon

Titel: Auf und davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Thomas
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du?“
    Julia stolperte auf ihn zu, von dem
kurzen Energieschub war schon fast nichts mehr zu spüren. „Klar komm ich.“ Zu
mehr reichte ihr Atem nicht.
    „Auch aufs Schiff?“
    „Ja, ja, ich komm! Wart auf mich,
Nathan!“
    Er zögerte, immer noch unsicher.
    „Warum bist du vor mir weggelaufen?“
fragte Julia.
    „Ich hab gedacht, du verrätst mich.“
    „Was?“ Sie war erstaunt und zutiefst
gekränkt, daß er so etwas denken konnte.
    „Du wolltest doch nach Hause, oder?“
    „Aber ich hätte dich doch nicht
verraten, Nathan! Dich doch nicht!“
    Daß sie es ehrlich meinte, war ganz
offensichtlich. Nathan kam sich gemein vor und schämte sich. „Komm“, sagte er
und schob auch ihr Fahrrad, um es wieder gutzumachen. Schließlich versteckten
sie sich in einem Tal, das von bewaldeten Hängen umgeben war und von dem Nathan
glaubte, daß vielleicht nur er es kannte. Daß noch kein Mensch vor ihm hier
gewesen war.
     
    Die Polizisten hatten das Lager
gefunden. Von der Straße aus hatten sie den kleinen Bach gesehen. Das war eine
Stelle, an der zwei Kinder, die von zu Hause weggelaufen waren, wahrscheinlich
ihr Lager aufschlagen würden. Die beiden Polizisten stiegen aus dem Auto und
gingen ins Tal hinunter, um sich dort umzuschauen.
    Sie freuten sich, als sie das Lager
entdeckten, doch dann waren sie enttäuscht, weil es offensichtlich aufgegeben
worden war. Sie funkten ihren Kollegen, daß sie nach zwei Kindern auf
Fahrrädern Ausschau halten sollten, die höchstwahrscheinlich in Richtung Westen
unterwegs waren.
    Dann durchkämmten die beiden Polizisten
das Tal. Die Kinder konnten immer noch in der Nähe sein, sich verbergen. Sie
suchten in dem Wäldchen, und obwohl deutlich zu sehen war, daß noch vor kurzem
jemand hier gewesen war, hätte das auch am Tag zuvor sein können oder am frühen
Morgen. Außerdem konnte der Wald nicht unberührt aussehen, weil die Kinder hier
ganz offensichtlich ihr Feuerholz gesammelt hatten. Jetzt jedenfalls war er
leer.
    Die Polizisten ließen sich im Wäldchen
nieder, weil es ein wunderbares Versteck war, von dem aus man das Lager
beobachten konnte. Man konnte nie wissen, vielleicht kamen die Kinder zurück,
um den Rest ihrer Sachen zu holen oder sogar, um wieder dort zu schlafen, wenn
sie dachten, daß die Luft rein sei.
     
    Sie waren in Sicherheit, doch sie kamen
nicht voran, und Watchet war weit.
    „Ich würd gern wissen, ob sie unser
Lager schon gefunden haben... Nathan — wie kommen wir nach Watchet?“
    „Weiß nicht. Hab ich mir noch nicht
überlegt.“
    „Auf der Straße können wir nicht
fahren, nicht wahr? Wahrscheinlich kurven jede Menge Polizeiautos durchs Moor.“
    „Wahrscheinlich. Wahrscheinlich
hunderte. Und alle haben Verbindung miteinander über Funk.“
    „Nathan, warum haben wir die Fahrräder
dann hier in den Wald gebracht?“
    „Warum?... Ach so... ich weiß nicht.
Ich hab nicht drüber nachgedacht. Hast du nachgedacht?“
    „Nein, ich bin dir einfach hinterher...
Wir könnten sie aber doch gebrauchen.“
    „Auf der Straße?“
    „Wenn es dunkel ist.“
    „Du hast recht. Warten wir, bis es
dunkel ist, Jule?“
    „Mir fällt sonst nichts ein. Dir?“
    „Es ist das beste.“
    Sie spielten „Ich sehe was, was du
nicht siehst“, um sich die Zeit zu vertreiben, aber nach einer Weile wurde es
langweilig, und Julia wünschte, sie hätte Morgendämmerung der Liebe mitgebracht, damit sie lesen üben
konnte. Der Nachmittag zog sich hin.
    „Ich hab Hunger“, sagte Julia
niedergeschlagen.
    „Wir haben noch die Brötchen. Die hast
du doch mitgenommen, oder?“
    „In meiner Tasche. Aber ich hab auch
Durst. Gibt’s in der Nähe einen Fluß, Nathan?“
    „Ich glaub nicht.“
    „Wenn wir nur schon gehen könnten.
Nathan, glaubst du, du findest den Weg zur Straße?“
    „Ja.“
    „Im Dunkeln?“
    „Ich glaub ja.“
    „Vielleicht scheint der Mond.“
    „Jule, wir wollen nicht, daß der Mond
scheint.“
    „Ach ja — stimmt ja.“
    „Jule, ich hab vergessen, es dir zu
sagen. Mein Rad hat schon wieder einen Plattfuß von den ganzen Dornen. Schau,
der Reifen ist flach wie ein Pfannkuchen.“
    „Dann müssen wir eben beide mit meinem Rad
fahren.“
    „Okay, machen wir das.“
    „Fahren wir mit dem Fahrrad den ganzen
Weg nach Watchet?“
    „Wir sind doch auch den ganzen Weg
hierher gefahren.“
    „Aber nicht in einer Nacht. Es ist zu
weit.“
    „Dann verstecken wir uns eben tagsüber
und fahren in der nächsten Nacht weiter. Das macht sicher

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