Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
Pension, wo uns Bobby schon erwartet. Er muss noch raus und Rainer erledigt das. Im Bett schreibe ich unseren Tagesbericht auf. Morgen soll es anscheinend bis zu dreißig Grad geben, deshalb müssen wir früh los.
Die Betten waren himmlisch, wir haben geschlafen wie ein Stein. Das Aufstehen fällt uns sichtlich schwer, die Beinesind wie Blei. Heute probiere ich in Wanderschuhen zu gehen, hoffentlich geht das mit dem kleinen Zeh, der mittlerweile „ritzerot“ und entzündet ist. Um halb sieben verlassen wir die Pension und suchen den Einstieg zum „Camino duro“. Leider irren wir einige Zeit umher, da es kein Schild gibt, das den genauen Weg anzeigt. Im Pilgerführer ist eine Beschreibung, die mit dieser Umgebung nicht übereinstimmt. Vor einem Haus sehen wir einen Mann, der gerade zu Arbeit geht. Wir fragen ihn, und er erklärt uns, wo wir hin müssen. Also gehen wir in die beschriebene Richtung, aus der wir gerade auch kamen. Er überholt uns, und als wir abbiegen, wartet er am Straßenrand und zeigt uns noch mal genau wie es weitergeht. Das hätten wir wieder verfehlt, wir bedanken uns herzlich. Es geht gleich total steil und schmal, an Häusern vorbei, nach oben. An einer Garage entdecken wir schließlich ein Pilgerzeichen, aber leider steht davor ein Geländewagen und somit kann das kein Mensch finden. Offensichtlich ging es noch mehreren Leuten so, wir haben an diesem Morgen einige „Umherirrer“ gesehen. Die ersten eineinhalb Kilometer geht es „hammersteil“ nach oben, danach kurze Zeit eben und dann wieder steil bergauf. Trotzdem ist der Weg sehr schön zu gehen und auch Bobby hat seinen Spaß, er rennt vor und zurück. Das Wetter ist perfekt und die Aussicht super.
Der Aufstieg endet bei 800 Höhenmetern. Von oben sieht man die Nationalstraße, an der viele Pilger entlanggehen. Im Tal dort unten ist es schattig und bei uns traumhaft sonnig und eine Megaaussicht. Dass viele Pilger so nah an der Straße entlanggehen, wo es doch einen solch wunderschönen Weg gibt, ist eigentlich unerklärlich. Klar ist das hier bestimmt viel anstrengender, aber dafür auch lohnenswerter. Auf jeden Fall ist der Weg zu schaffen, er ist zudem mit vielen schönen Eichen- und Maronenbäumen umsäumt. Jetzt beginnt der Abstieg und unsere Knie machen wieder ein wenig Probleme. In Trabadelo nehmenwir ein kleines Frühstück zu uns. Auch Lena und Sebastian kommen hier an, als wir gerade mit dem Frühstück fertig sind; sie haben sich ebenfalls verlaufen und ewig den Einstieg in den richtigen Weg gesucht. Jetzt geht es der Straße entlang weiter, aber Gott sei Dank hinter einer Betonmauer. Die Lkws rasen förmlich über die Nationalstraße, die wir einmal überqueren müssen. Das ist fast lebensgefährlich, Rainer muss Bobby auf der anderen Straßenseite regelrecht über die Mauer hieven, alleine wäre er nicht drüber gekommen. Der Planet sticht jetzt unbarmherzig und es wird zunehmend wärmer. Bobby sucht schon wieder Schatten und setzt sich immer wieder unter die Bäume. Er scharrt mit seinen Pfoten das Gras weg, bis darunter die kühle Erde sichtbar wird, dann legt er sich drauf. Über schöne Dörfer gehen wir an einem Bach entlang Richtung La Faba, dort wollen wir heute in der Schwäbischen Herberge übernachten, sofern das mit Bobby klappt. Während dem Frühstück habe ich dort angerufen und man sagte mir, wir sollen erst einmal kommen, dann können wir nach einem Platz für den Hund schauen.
Im Pilgerführer wird beschrieben, dass es hier einen „Schwabentest“ gibt. Der Hauptstifter der Herberge, Dr. Gerhard Raff, hat in der Hausordnung festgelegt, dass jeder Pilger, der ein Gedicht von Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe oder einem anderen schwäbischen Dichter vortragen oder ein schwäbisches Lied singen kann, die Übernachtung gratis bekommt. Wir überlegen uns, was wir vortragen könnten, da wir mit Schiller und Goethe oder anderen Dichtern nicht viel am Hut haben. In der Richtung haben wir beide eine echte Bildungslücke, wofür wir uns aber nicht schämen. Ein paar Strophen des Liedes „Auf der schwäbsche Eisenbahne“ wären doch nicht schlecht, überlegen wir, verwerfen aber kurze Zeit später die Idee, weil wir sie doch nicht so prickelnd finden. „Dann singen wir halt das Lied von der „Isolde“, sage ich zu Rainer. Das geht so:
Wenn ich des morgens früh aufsteh, an meine Arbeit gehe, dann kocht mir meine Mutter Tee, von dem ich keinen nehme.
I sollt a Schnäpsle hau, ja des wär fei
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