Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
beschäftigt, uns die Hunde vom Leib zu halten. Wenn uns einer erblickt, gibt er durch bellen ein Kommando, und alle anderen rennen zu uns her. Mit unseren Wanderstöcken halten wir sie auf Abstand. In Fronfría liegt vor einem Haus ein Schäferhund, der knurrt, als wir vorbeigehen. Direkt rechts nach einem Haus ist ein weiterer Schäferhund an einer Kette, der anfängt zu bellen. Ein anderer Hund steht etwas weiter vorne bei zwei Männern, die sich am Straßenrand unterhalten. Plötzlich rennt der erste Hund auf uns zu und packt Bobby am Schwanz. Ich erschrecke mich dermaßen, dass ich im Affekt einen lauten Schrei loslasse. Alle bleiben erstarrt stehen, auch Rainer ist ganz perplex.
Wir sind in Galicien!
Nach kurzem Schock wehrt er die Hunde mit seinen Wanderstöcken ab; es hat funktioniert, wir haben Glück gehabt. So ähnlich spielt sich das vier bis fünfmal in jeder weiteren Ortschaft ab. Meine Nerven liegen allmählich blank. Nun haben wir eine Taktik herausgefunden, wie wir vorgehen: Ich gehe voraus, die Wanderstöcke parat, zwischen uns geht Bobby an der Leine bei Rainer, der hinter ihm läuft. Ich schaue und peile die Lage an jedem Bauernhof und wenn es brenzlig wird, rufen wir laut und wehren mit den Stöcken in Richtung der sich nähernden Hunde den Angriff ab. So klappt es einigermaßen. Einmal hebt Rainer sogar einen Stein vom Boden auf und holt aus; der Hund dreht um, er hat begriffen. Diese Angriffe der anderen Hunde haben bei Bobby eine regelrechte Abwehrhaltung ausgelöst. Sobald wir jetzt andere Hunde sehen, geht er sofort in die Offensive und will angreifen, das müssen wir ihm sofort wieder abgewöhnen. Ich habe einen Bekannten, der eine Hundeschule hat, den rufe ich anund er gibt mir ein paar Tipps, die wir dann versuchen umzusetzen. Was tut man nicht alles!
Gegen drei Uhr sind wir in Villoval und kehren in einer ganz neu errichteten Bar ein. Bobby darf nicht mit hinein, er kann im Flur bleiben. Wir entscheiden uns trotzdem hier zu essen, da wir nicht wissen, wie der Tag noch wird und wann wir heute am Ziel sind. Es erweist sich als reiner Glücksfall, dass wir hier Pause machen. Während wir ein ganz leckeres Pilgermenü bekommen, rufe ich schon mal die ersten Unterkünfte für diesen Abend an, da wir ja noch nichts haben. Es kommt eine Absage nach der anderen. Entmutigt sitze ich über meinem Teller, mir kommen die Tränen. Heute ist irgendwie alles zum Kotzen. Die Besitzerin Pepa merkt, dass etwas nicht stimmt und fragt uns was los ist. „Wir bekommen nirgends ein Zimmer“, ist meine Antwort. Das sei in Galicien nicht einfach, die mögen keine Hunde, meint sie, aber wir sollen nicht aufgeben. Doch auch weitere Telefonate bleiben erfolglos. Sie gibt uns sogar noch einige andere Adressen, die ich noch abtelefoniere, auch dort absolute Fehlanzeige. Zum Schluss bekommen wir noch eine vage Zusage in einem Ort, der siebzehn Kilometer entfernt ist. Dort müssten wir mit dem Taxi hinfahren, dann würden sie den Hund erst einmal anschauen und dann entscheiden, ob wir bleiben können. Zudem ist die Etappe für morgen nach Sarria in unserem Pilgerführer als sehr schön beschrieben, die würde uns auch noch wegfallen. Ich reserviere mal, sage aber, dass wir noch überlegen möchten.
Inzwischen isst Pepa mit ihrem Mann, der übrigens das tolle Menü gekocht hat, ebenfalls zu Mittag. Rainer und ich diskutieren, was wir jetzt machen sollen. Im nächsten Moment steht Pepa an unserem Tisch und sagt, dass wir bei ihr im Haus in As Pasantes, zwei Kilometer weiter, übernachten dürfen. Sprachlos schauen wir uns an, können wir das annehmen? Wir sollen uns das überlegen und ihr Bescheid geben, sie fährt uns dann dort hin. Nach kurzemhin und her nehmen wir das Angebot an. In ihrem Auto fährt sie uns in das Haus, das sie nur noch zum Schlafen nutzt, da sie tagsüber bis spät abends in der Bar sind. Wenn die Räume über der Bar vollends fertig sind, ziehen sie dort ganz ein. Sie gibt uns das Schlafzimmer, das normalerweise von ihren Schwiegereltern benutzt wird, wenn diese zu Besuch kommen. Ebenfalls legt sie uns noch frische Bettwäsche und Handtücher hin. Wenn wir wollen, können wir auch noch die Waschmaschine und den Trockner benutzen.
Ich kann gar nichts sagen, so überwältigt bin ich. Sie rät uns auch, für unsere nächsten Etappen schon jetzt die Quartiere anzurufen, da wir sonst bestimmt noch öfter Pech haben könnten. Sie fährt jetzt wieder in die Bar. Falls wir mögen holt sie uns zum
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