Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
sieht fast genauso aus, nur ist er viel größer. Von unseren entspannten zwanzig Kilometern haben wir nur noch fünf zu gehen. In San Mamede kurz vor Sarria konnten wir gestern etwas reservieren mit Bobby. Um eins sind wir schon dort, die Herberge ist sehr einladend. Der Besitzer zeigt uns die Zimmer, die nach Farben benannt sind. Weil Rainer und ich heute ein grünes Oberteil tragen und Bobbys Rucksack ebenfalls grün ist, entscheiden wir uns für „verde“. Wie zu erwarten, ist das ganze Zimmer farblich grün gestaltet. Heute sollten wir noch dringendHundefutter kaufen, deshalb spreche ich mit dem Hospitalero, der uns anbietet, uns nach Sarria mitzunehmen, da er dort seine Frau abholen muss. In einer Viertelstunde ist Abfahrt, Bobby bleibt im Zimmer. Der Herr lässt uns an der Hauptstraße in Sarria aussteigen und wir finden schnell einen Supermarkt, wo wir ein paar Sachen einkaufen, es gibt allerdings kein Trockenfutter für Bobby, deshalb nehmen wir nur eine Dose mit. Dann müssen wir morgen im nächsten Ort noch einmal schauen. Die Stadt ist nicht überragend: hohe Gebäude, viel Verkehr und laut. Mit einem Taxi fahren wir zurück zur Herberge. Erst einmal vespern wir, danach ist duschen angesagt. Auf dem Rasen vor dem Gebäude steht eine Hollywood-Schaukel, dort setzen wir uns rein und relaxen. Bobby räkelt sich im Gras und genießt es richtig, mal faul herumzuliegen. Auch wir sind völlig entspannt und genießen das reine Nichtstun. Rainer telefoniert mit seiner Mutter, sie hört gespannt den Erzählungen zu. Immer wieder treffen neue Pilger ein. Um halb fünf gehen Saskia und Olga an der Herberge vorbei. Wir rufen sie und wir machen kurz ein „Schwätzle“. Sie wollen heute nochmal zehn Kilometer gehen, sagen sie. „Dann wünschen wir Euch noch einen Buen Camino, wir relaxen hier vollends heute“, ist unser Kommentar. Um halb acht gibt es ein vorzügliches vegetarisches Pilgermenü: Linsensuppe, ganz lecker gewürzt, Tortilla und Salat. Es sitzen etwa zwanzig Pilger mit uns am Tisch. Ich sitze neben einem jungen Mann, Javier, und dessen Mutter, sie sind aus Córdoba in Andalusien. Mit ihnen kann ich wieder mein Spanisch üben, das gefällt mir. Wir tauschen auch unsere Email-Adressen aus, dann kann ich von zu Hause aus immer wieder spanische Emails schreiben, damit ich in Übung bleibe.
Im Garten der Herberge „Paloma y Lena“ in San Mamede
Tobias aus Grünstadt, ein Fahrlehrer, pilgert vier Wochen und ist ebenfalls hier abgestiegen, wir unterhalten uns über alles Mögliche. Es ist schön, so viele verschiedene Menschen kennen zu lernen und jeder hat etwas anderes zu erzählen. Um 23 Uhr kriechen wir in unsere Federn.
Bei leichtem Nebel verlassen wir um halb acht die Herberge. Vor uns sind drei Reiter, die auch in unserer Herberge übernachtet haben. Majestätisch reiten sie vor uns her und es „duftet“ nach Pferdeäpfeln. In Sarria frühstücken wir vor einem Café im Freien, die Bar ist proppevoll und neben uns sitzt ein Tisch voller Radpilger. Sarria hat eine wirklich tolle Altstadt, soweit sind wir gestern gar nicht vorgedrungen, als wir hier kurz eingekauft haben. Über viele schöne Dörfer geht es weiter durch Wälder, Hohlwege, Wiesen und Pfade mit Bächen, es ist wunderschön. Mir gefällt diese Region landschaftlich fast am besten.
Der Baum mit dem „Löwengesicht“
Einige Hundeabwehrattacken gehören auch heute wieder zum Programm, es klappt immer besser und man merkt so langsam, wir sind ein eingespieltes Team. An einem schattigen Plätzchen am Rande einer Weide machen wir eine Pause und gönnen uns ein Vesper mit Ölsardinen aus Bobbys Rucksack, Käse und Brot. Lena und Sebastian gehen an uns vorbei - sie haben eine Nacht im Hotel verbracht und sich einmal richtig ausgeschlafen, immer wieder muss man doch mal vor den Schnarchern fliehen, meinen sie. Wir reden über die nächsten Etappen und ich reserviere für Samstag gleich eine Pension in Castañeda auch für Lena und Sebastian. Sie gehen weiter, wir machen noch etwas Pause und folgen ihnen dann.
Unterwegs rufe ich noch meine beste Freundin an, es ist Feiertag und das Wetter zu Hause sei bescheiden. Sie hätten den Kaminofen angezündet, es sei unmöglich kalt und es regnet in Strömen. Sie hört meinen Schilderungen aufmerksam zu und kann es gar nicht glauben, dass wirbald am Ziel sind. Während des Gespräches passieren wir den Kilometerstein, der die letzten 100 Kilometer anzeigt. Das finden wir alle super. Sie wünscht
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