Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
Als Rainer mit dem Auto kommt, laden wir ein und bezahlen unser Hotel. Der Portier geht noch mit uns nach draußen und verabschiedet sich auch mit einer Umarmung von uns; er wünscht uns eine gute Fahrt und gute Erinnerungen an unseren Camino. Die Leute sind wirklich nett hier!
Unsere Route, so haben wir beschlossen, soll oben an der Nordküste entlangführen. Wir wollen die ganze Strecke nach San Sebastian an einem Stück fahren und heute Abend den Nachtzug nach Paris nehmen. Bobby liegt hinten auf der Rückbank und schläft, er genießt die Fahrt sichtlich. Unterwegs halten wir an einer ganz einfachen Bäckerei und ich kaufe zwei Empanadas mit Hühnchen und Paprika, sie sind ofenfrisch. Wir essen im Auto während des Fahrens, und die Landschaft „fliegt“ an uns vorbei. Fünf Wochen haben wir für die ganze Strecke, die wir heute an einem Tag zurückfahren, zu Fuß gebraucht. Unglaublich!
Am Nachmittag um halb drei fahren wir von der Autobahn ab und fahren drei Kilometer weit ans Meer nachRibadasella. Dort gibt es eine ganz tolle Badebucht am Atlantik, an der wir aussteigen und mit Bobby etwas spazieren gehen. Im Sand kann er sich austoben und er geht sogar ein wenig ins Meer hinein. Der Ort ist wie ausgestorben, obwohl er ideal ist für Urlaub mit Kindern. Es ist im Moment keine Reisesaison, fällt uns dann ein. In einem Café direkt am Wasser hole ich zwei Tassen Kaffee nach draußen und wir setzen uns auf eine Bank. Es ist wirklich eine wunderschöne Umgebung, nur das Wetter könnte etwas besser sein. Wir rufen unsere Nichte an, die heute Geburtstag hat, und sagen, dass wir morgen im Laufe des Tages nach Hause kommen, alle freuen sich auf uns.
Nach einer Stunde fahren wir weiter, wieder auf der Autobahn kommen wir an den „Picos de Europa“ vorbei. Das sind ganz tolle, spitzige Berge, die sehr grün bewachsen sind, sie sehen total beeindruckend aus. Da müssen wir auch mal herkommen zum Wandern, überlegen wir. Aber jetzt gehen wir erst einmal wieder zurück nach Hause. Über Santander, dort nimmt der Regen sintflutartige Ausmaße an, und Bilbao kommen wir gegen 19 Uhr in San Sebastian an. Dort parken wir einfach das Auto in die dafür vorgesehene Parkbucht, räumen unsere Sachen aus und säubern noch ein wenig den Rücksitz von Bobbys Haaren. Das Büro der Autovermietung hat schon geschlossen, deshalb werfen wir die Schlüssel und die Papiere in den Briefkasten. Das war alles sehr unkompliziert und gut organisiert.
Für achtzehn Euro fahren wir mit dem Taxi nach Hendaye zum Bahnhof. Dort kaufen wir unsere Tickets nach Stuttgart. Jetzt gehen wir noch in eine nahegelegene Kneipe, die total urig eingerichtet ist, und essen ein Omelett und einen Salat. Die Leute hier sprechen spanisch und französisch. Wir können im Freien sitzen, da die Sonne noch scheint. Ein älterer Herr sitzt ebenfalls vor dem Restaurant, er fragt uns, wo wir mit unseren Rucksäcken und mit dem Hund herkommen. Als wir ihm erzählen, dasswir den Jakobsweg absolviert haben und gerade von Santiago kommen, ist er ganz angetan. Natürlich will auch er wissen, wie der Hund das mitgemacht hat. Während des Essens erzählen wir ihm ein wenig. Das hätte ihm auch einmal gefallen, den Jakobsweg zu gehen, aber jetzt sei er wohl zu alt dafür. Ich denke, da hat er recht, sage aber nichts. Wir machen noch ein Foto von ihm, bevor wir um 22 Uhr zum Bahngleis gehen, wo um 22.18 Uhr unser Zug fahren soll, allerdings müssen wir doch noch etwas länger warten, er hat zwanzig Minuten Verspätung. Auf dem Bahnsteig sind sehr viele Jugendliche mit ihren Eltern. Es wird ein Schulausflug nach Paris sein, denke ich, als wir alle einsteigen und die Eltern fast anfangen zu weinen, als die Kinder ihnen durch die Fenster zuwinken.
Wir gehen in ein Abteil, in dem nicht so viele Leute sind, schließlich wollen wir ja etwas schlafen. Das wird bei den Schülern im Abteil nicht möglich sein, sie lachen und reden wie die Hühner. Als wir uns gerade hinsetzen, geht ein Mann durch unser Abteil. Ihn habe ich auch schon auf dem Camino gesehen, denke ich sofort. Er sagt „Hallo“, erkennt uns wegen Bobby auch wieder. Er sei zufällig hier im Zug, meint er, als ich ihn frage, ob er auch nach Paris fahre. Er war in einem anderen Zug, der kurz anhielt, und er hat mit einigen anderen Leuten den Zug verlassen und sei dann in das Bahnhofsgebäude gegangen. Als er gerade wieder herauskam, fuhr ihm der Zug vor der Nase weg. Sein Rucksack und somit alle seine persönlichen
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