Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
wir das Abendessen zu uns nehmen. Sie pilgern seit zwei Wochen und finden es ebenfalls ganz toll. Sie haben letztes Jahr schon einige Etappen gemacht. Die Dame des Hauses ist auch ein Spaßvogel und kocht sehr gut. Sie erzählt von Hape Kerkeling, sie ist ganz stolz drauf, dass er bei ihr übernachtet hat. Sie fragt mich, ob er in Deutschland sehrbekannt sei. Ich kann ihre Frage nur mit einem ausdrücklichen „Ja“ beantworten. „Jetzt haben wir nur noch zwei Etappen vor uns, dann sind wir in Santiago“, sage ich vor dem Einschlafen zu Rainer. Die letzten Tage vergingen wie im Fluge.
Mein „Riesenzapfen“ als Erinnerung an Galicien
Um sieben Uhr gehen wir zum Frühstück, das reichlich und gut ist. Das Wetter ist schön, aber ein wenig kalt, als wir uns verabschieden. Es dauert nicht lange und wir sind in Ribadiso. Ein älterer Spanier kommt uns entgegen und ist mit einem Anzug und weißem Hemd bekleidet. Er hält an und fragt uns, was Bobby im Rucksack trägt und woher wir kommen. Als wir ihm sagen, dass wir aus Deutschland sind, sagt er nur die Wörter „Mercedes und Audi“, und dass in Deutschland viele intelligente Leute leben, lauter Ingenieure. Aus unserem Land kämen die besten Autos, was wir natürlich nur bestätigen können. Der Herr ist relativ zahnlos und lacht bei jedem Wort. Als ich ihn frage,wohin er so schön angezogen hingeht, meint er: „In die Kirche“. Ich schaue auf die Uhr, dann sagt er wieder lachend, dass er vorher noch in eine Bar geht. Wir müssen auch lachen und wünschen uns gegenseitig alles Gute. Bevor er weitergeht, bückt er sich und streichelt Bobby über seinen Kopf. „Un perro bonito“ (schöner Hund), sagt er und geht davon. Das ist es, was die Tage so bereichert, wenn man schon am frühen Morgen so nette Begegnungen hat.
Als es wärmer wird, ziehen wir uns wieder ein wenig aus. Über Arzúa kommen wir nach Calle, dort kehren wir in einer Gartenwirtschaft ein. Rainer bestellt ein Spiegelei mit Chorizo und ich eine hausgemachte Empanada, die gerade aus dem Ofen kommt und vorzüglich duftet. Sie ist gefüllt mit Fleisch, Gemüse und Thunfisch. Noch warm bekomme ich sie an unserem Tisch serviert. Herrlich! Die Chefin heißt „Tia Dolores“ (Tante Dolores) und ich frage sie, wie sie ihren Teig macht. Sie verrät es mir und ich denke, das ist fast so wie bei uns der Teigboden für unseren schwäbischen Zwiebelkuchen. Rainer macht noch ein Foto von Dolores und mir. Sie ist so eine richtige spanische Madre, lustig, etwas beleibt und obernett.
Nach einer Stunde machen wir uns wieder auf und gehen durch wunderschöne Eukalyptuswälder und schöne Dörfer. Gegen vierzehn Uhr sind wir in Rúa, wo ich im Infobüro nach unserer Unterkunft frage. Die ist in Pédrouzo bei Arca, wird uns gesagt, das sind noch ungefähr zwei Kilometer. Das schaffen wir auch noch, und als wir dort ankommen, finden wir schnell unsere Pension. Wir melden uns in der dazugehörigen Bar an und eine Dame führt uns über einen Hof direkt in unser Zimmer. Man kann ebenerdig reingehen und steht direkt vor dem Bett. Weiter hinten gibt es noch ein Bad, alles passt. Wieder der gleiche Ablauf mit auspacken und duschen, danach gehen wiretwas essen. Im Ort ist heute eine Fiesta mit viel „Geknalle“, es werden andauernd Böller losgelassen. Bobby kann das gar nicht leiden, davor hat er eine Höllenangst. Er legt sich ganz dicht neben das Bett und bleibt, wie immer wenn wir essen gehen, im Zimmer. Wir finden ein nettes Lokal, wo wir uns draußen hinsetzen. Es weht zwar ein kühler Wind, aber wir sitzen noch etwas in der Sonne. Das Essen ist sehr gut und sehr preiswert. Danach schauen wir uns noch den Ort an. Es gibt eine ganz neue private Herberge, die sehr modern eingerichtet ist und auch Internetzugang hat, dort treffen wir auf Markus und Tobias. Wir verabreden uns für morgen in Santiago um 19 Uhr an der Kathedrale. Um diese Uhrzeit müssten wir dann alle in Santiago angekommen sein. Die Etappe ist ja nur noch zwanzig Kilometer lang. Alle sind mächtig gespannt und etwas aufgedreht, man kann das förmlich fühlen.
Jetzt gehen wir zurück in unsere Pension, zu der auch ein ganz schöner Garten mit Liegestühlen gehört, Bobby holen wir auch raus zu uns. In den Liegestühlen machen wir es uns bequem und „chillen“, wie unsere Jungs immer sagen. Die Sonne scheint und Rainer holt uns in der Bar ein Radler, was will man mehr? Es ist noch ein anderer junger Pilger aus England im Garten. Als wir uns
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