Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
unterhalten, sagt auch er, dass er nicht glauben kann, morgen in Santiago zu sein. Später gehen wir noch eine kleine Runde mit Bobby, die wir aber abbrechen müssen, da es ein Feuerwerk gibt und Bobby sofort stocksteif stehen bleibt und nach Hause zieht. Dann gehen wir mit ihm zurück in unser Zimmer und lesen noch etwas über Santiago in unserem Reiseführer, bevor wir gegen 22 Uhr das Licht löschen.
Um kurz vor acht binde ich meine Wanderschuhe für die letzte Etappe! Die Spannung steht uns ins Gesicht geschrieben. Wir umarmen uns noch einmal, bevor wir losgehen. Das Frühstück nehmen wir im selben Lokal ein, in dem wir gestern gegessen haben. Die haben eineangrenzende eigene Bäckerei mit Laden, dort gibt es leckere Sachen, die man sich aussuchen kann, das Personal bringt es einem dann an den Tisch. Das gibt uns noch den „Kick“ für die letzte Etappe. Als wir losmarschieren, führt uns der Weg nach kurzer Zeit wieder in den Wald. Alles riecht nach Eukalyptus. Super motiviert laufen wir mit einem schnellen Schritt. An den Bergaufstiegen hängen wir einige andere Pilger ab. Über Labacolla und Villamaior erreichen wir nach knapp drei Stunden den Monte del Gozo, einen Berg mit einem Pilgerdenkmal. Hier machen wir eine halbe Stunde Pause und essen ein Eis. Mein kleiner Zeh macht wieder etwas Probleme. Es sind nur noch 4,7 Kilometer bis ans Ziel. Am Nebentisch sitzen junge Leute mit einem Jack-Russell-Hund, der sich uns nähert. Sofort schnappt Bobby ihn ohne Vorwarnung am Kragen. Es gibt einen kurzen Tumult, Gott sei Dank ist nichts passiert. Die Leute schauen etwas entsetzt, ich erkläre ihnen, warum Bobby sich so verhält und entschuldige mich bei ihnen, sie haben Verständnis. Jetzt gehen wir weiter den Berg hinab Richtung Stadt. Obwohl es etwas neblig ist, sieht man von weitem die Türme der Kathedrale.
Um 11.47 Uhr kommen wir am Ortsschild von Santiago de Compostela vorbei. Die Stadt beginnt recht unspektakulär. Vor zwei Tagen konnte ich noch ein Hotel reservieren, das direkt am Camino liegt. Dort wollen wir zuerst hingehen und einchecken. Ich frage Passanten, wo es ist und sie beschreiben uns den Weg. Es liegt tatsächlich direkt an der Straße, die in die Stadt führt, und wo man als Pilger genau daran vorbeigehen muss. Wir checken ein und beschließen, jetzt vollends mit unserer Ausrüstung und Bobby zur Kathedrale zu gehen, um Bilder zu machen und uns umzuschauen. Je weiter wir in die Stadtmitte gehen, umso schöner wird sie und wir werden von vielen Leuten angeschaut, die alle auf Bobby zeigen. Als wir dann endlichvor der Kathedrale stehen und eine deutsche Touristin uns anspricht, kommen die Emotionen - mir laufen die Tränen herunter. Sie möchte wissen, wo wir gestartet sind, wie das mit dem Hund war und wie wir uns jetzt fühlen. Ich sage ihr, dass wir vor fast fünf Wochen gestartet und jetzt gerade hier angekommen sind. Sie nimmt mich in die Arme wie eine Mutter und ist ebenfalls sichtlich gerührt. Als sie sich verabschiedet, machen wir noch einige Bilder, und gehen einmal komplett um die Kathedrale herum. Es sind unheimlich viele Pilger hier, Ausflugsbusse aus vielen verschiedenen Ländern, und eine Menge an Leuten, die Stadtbesichtigungen machen. Vor einem Lokal treffen wir Tobias. Wir setzen uns zu ihm und bestellen etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Die Preise hier sind natürlich viel höher, als wir das bisher gewohnt waren. Vor dem Pilgerbüro der Stadt warten viele Fuß- und Radpilger um ihre Compostela, die Pilgerurkunde, abzuholen. Wir entscheiden uns, das später zu machen, wir wollen jetzt nicht so lange hier anstehen. Nun gehen wir zurück zum Hotel und kaufen unterwegs noch Futter für Bobby. Dort angekommen, frisst er wie ein Scheunendrescher. Das Hotelzimmer ist gut und das Personal angenehm. Jetzt duschen wir, und ich sage zu Rainer: „Ich kann es gar nicht glauben, dass wir da sind. Was machen wir denn morgen, wenn wir nicht mehr laufen können? Wir haben ja gar kein Ziel mehr.“ „Ja, das ist schon komisch, mir geht es genauso, irgendwie kann ich mir das noch gar nicht vorstellen“, ist seine Antwort. Ursprünglich wollten wir noch mit einem Mietwagen nach Finisterre fahren, aber das Wetter ist nicht sehr gut. Man hat uns schon gesagt, dass man bei Regenwetter nicht unbedingt hingehen muss, da man dann nicht viel sieht. Meistens gibt es dazu auch noch Nebel. Wir überlegen uns, was wir genau machen sollen.
Glücklich am Ziel, wir haben es
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