Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
„Wie wär’s, wenn ich gleich morgen jemanden vorbeischicke, um die Einzelheiten zu klären? Wäre eine gute Idee, oder?“ Er hielt inne. „Dumme Sache, das mit Ihrem Vater, Lady Nicholas. Mein Beileid.“
Und ohne auf eine Antwort zu warten, ging Densmore davon. In stummer Verwunderung sahen Nick und Isabel ihn in der Menge verschwinden.
Sie wandte sich an Nick, konnte noch immer kaum fassen, dass der mysteriöse Vormund, den sie so gefürchtet hatte, sich als eine solche Luftnummer erwies.
„Wie es scheint, trete ich ein schweres Erbe an.“
Isabel grinste. „Du Armer. Ob du das wohl überleben wirst?“
„Fraglich“, meinte er und hob ihre Hand an seine Lippen.
„Ein Glück, dass du Herausforderungen liebst.“
Er ließ seinen Blick auf ihr ruhen, und die Gefühle, die sie in den Tiefen seiner strahlend blauen Augen sah, nahmen ihr den Atem. „Allerdings. Das tue ich.“
Er war so nah, dass sie sich nur ein wenig strecken müsste, um ihn zu küssen …
Nein. Das wäre über alle Maßen unschicklich.
Wann könnten sie wohl endlich diesen langweiligen Ball verlassen?
Nicks Augen blitzten. Als hätte er ihre Gedanken lesen können. „Bald“, flüsterte er, so unendlich verrucht und verheißungsvoll. „Wie wäre es derweil mit einem Tanz, meine Schöne?“
Sie spürte, wie ihre Wangen sich freudig röteten. „Ich bitte darum.“
Er zog sie mit sich in die Menge der Tanzenden, wirbelte im Walzerschritt mit ihr durch den Garten. Nachdem sie sich eine Weile im Takt der Musik gedreht hatten, sah er ein feines Lächeln über ihre Lippen huschen. „Woran denkst du?“
„An den zweiten Grund, weswegen ich auf den Ball zurückkehren wollte.“
„Und der wäre?“
„Um den werten Leserinnen von Perlen und Pelissen zu zeigen, dass dieser begehrenswerte Lord bereits nach allen Regeln der Kunst erlegt wurde.“
Er lachte schallend und zog sie so fest an sich, dass es mehr als nur unschicklich war.
Nach dem heutigen Abend würde der ton sich noch monatelang den Mund über sie zerreißen.
Und wenn sich erst einmal herumsprach, dass Isabel die Tochter des Lotterlords war … und eigentlich noch Trauer tragen sollte …
Aber was kümmerte es sie, solange sie mit dem Mann, den sie über alles liebte, lachen und tanzen konnte … Und als er sich zu ihr herabbeugte und ihr leise lockende Liebkosungen ins Ohr flüsterte …
Es gab wahrlich Schlimmeres als einen der Liebe geschuldeten Skandal.
EPILOG
Zehnte Lektion
Versäumen Sie nicht, liebe Leserin, auch diese letzte Lektion zu beherzigen!
Sowie Sie Ihren Lord nach allen Regeln der Kunst erlegt haben, gehört es zu Ihren vornehmsten Pflichten, ihm ein heimeliges Nest zu bauen – denn das ist es, was das Herz eines jeden respektablen Gentleman begehrt. Die Freuden einer stetig wachsenden Familie sind neben den ehelichen Freuden des Lebens schönster Zweck.
Unsere Lords – Prachtexemplare ihrer Spezies, die wir Ihnen auf diesen Seiten zum Nutzen und zur Erbauung präsentiert haben – wollen von Ihnen geliebt und geehrt und auf eine Weise geschätzt werden, die ihnen gebührt.
Perlen und Pelissen
Juni 1823
D as war eine schöne Hochzeit.“
„Allerdings.“ Nick drückte einen zärtlichen Kuss auf Isabels Halsbeuge, während er sich der langen Knopfreihe ihres Kleides annahm. Als der Stoff mit leisem Rascheln zu Boden sank, schlang er die Arme um sie und zog sie an sich. „Aber längst nicht so schön wie du“, flüsterte er, wanderte mit der Hand hinunter und umfing eine ihrer Brüste.
Sie musste lachen und schmiegte sich mit einem leisen Seufzer an ihn. „Doch. Lara hat geradezu geglüht. Und Rock … Ich habe ihn noch nie so glücklich gesehen.“
Nick sann über ihre Worte nach, ehe er abermals seine Lippen auf ihren Hals senkte. „Mmmm …“ Er nahm ihr Ohrläppchen zwischen die Zähne, knabberte daran, bis sie in seinen Armen erschauerte, ihm lachend entschlüpfte. Rasch zog er sie wieder an sich und küsste sie heiß und innig. Dann sah er jäh auf und wirkte mit einem Mal besorgt. „Bedauerst du, dass wir keine richtige Hochzeit hatten?“
Zwei Monate war es her, dass Isabel nach London gefahren war und sie es noch einmal von vorn versucht hatten. Und es war der Himmel auf Erden. Sie lebten auf Townsend Park, doch Nick hatte ihr versprochen, dass sie im Herbst gemeinsam seinen Landsitz besuchen würden, der nahe Eton lag, was ihr Gelegenheit gäbe, während James’ erstem Schuljahr in seiner Nähe zu sein.
Vor ihrer
Weitere Kostenlose Bücher