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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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kreuzte über dem Häusermeer. Auf allen freien Plätzen standen dichtgedrängte Volksmassen, welche mit Tüchern winkten und Hurra schrien. Böllerschüsse wurden gelöst, und die Schiffe auf dem Fluß hißten ihre Flaggen. Das Luftschiff aber kümmerte sich um nichts. Sobald die Sonne sich zum Untergang neigte, zog es die Flügel ein und stieg senkrecht so hoch in die Lüfte, daß es den Blicken entschwand, und man nicht angeben konnte, wohin es sich gewendet hatte.
    Um zehn Uhr abends senkte sich eine dunkle Masse langsam auf den Garten der Sternwarte von Friedau.
    Es war zwischen zwei und drei Uhr nachts, als Ell davon erwachte, daß die Sonne hell in sein nach Norden gelegenes Schlafzimmer hineinschien. Verwirrt richtete er sich auf, aber ehe er bis an das Fenster gelangte, war die Erscheinung verschwunden. Die Nacht war nur vom matten Schimmer des aufgehenden Mondes erhellt. Plötzlich aber leuchtete ein beschränkter Bezirk der Landschaft wieder im Sonnenlicht, und diese erhellte Stelle veränderte ihren Ort, in gerader Linie von Norden nach Süden laufend, bis sie den Garten der Sternwarte, jetzt etwas westlich vom Haus, wieder erreichte. Da die Richtung des in der Luft deutlich erkennbaren Lichtstreifens unter einer Neigung von etwa 24 Grad direkt nach Norden lief, so war es Ell sofort klar, daß man die Gegend von der Ringstation der Martier aus mit einem riesigen Reflektor systematisch absuchte. Denn dieser Punkt lag für die Friedauer Warte in einer Höhe von 23 Grad 56 Minuten. Ell kleidete sich daher schleunigst an und begab sich nach dem Garten, wo das Luftschiff lag.
    Er bemerkte, daß das Schiff seine Lage verändert hatte. Es befand sich jetzt auf der Südseite des geräumigen Rasenplatzes, so daß der Blick nach Norden über die Bäume freier wurde und die Spitzen derselben tiefer als 24 Grad lagen. Als er auf den Platz trat, war das Schiff und die südliche Baumwand so stark von der Sonne beleuchtet, daß er geblendet wurde. Aber noch hatte er das Schiff nicht erreicht, als das Licht verschwand. Sein Weg wurde jetzt nur durch den schwachen Schein einer Lampe aus dem Innern des Fahrzeugs erhellt.
    Ill war damit beschäftigt, einen Ell unbekannten Apparat einzustellen. Ein Offizier des Schiffes war ihm dabei behilflich.
    »Entschuldige, wenn ich störe«, sagte Ell, »aber ich glaubte bemerkt zu haben, daß man Zeichen von der Außenstation gibt.«
    »Es ist so«, sagte Ill, »und sie haben uns jetzt gefunden. Es muß etwas Wichtiges passiert sein. Nimm Platz und gedulde dich ein wenig. Wir werden sogleich die Unterhaltung beginnen können. Die Verbindung ist bereits optisch hergestellt, wir müssen jetzt langwellige unsichtbare Strahlen anwenden, um telephonieren zu können.«
    Ell fragte erstaunt: »Telephonieren? Du willst mit der Station sprechen?«
    »Ja«, sagte Ill, »vermittels der Strahlen. Aber es muß nun vollständige Ruhe herrschen.«
    Ell setzte sich still in den Hintergrund. Eine Hoffnung stieg in ihm auf. Sollte man vielleicht Torm gefunden haben?
    Ill brachte sein Ohr an den Apparat. Ell vermochte nichts zu hören, auch was Ill sprach, konnte er nicht vernehmen, da es ganz leise in den telephonischen Apparat gesprochen wurde.
    Etwa eine halbe Stunde mochte so vergangen sein. Dann wendete sich Ill zu seinem Neffen.
    »Wir müssen unsern Aufbruch aufs möglichste beschleunigen«, sagte er. »Meine Anwesenheit auf der Insel ist dringend erforderlich, voraussichtlich unsere Hilfe.«
    »Was ist geschehen? Keine Nachricht von Torm?«
    »Bis jetzt nicht. Ich sagte dir bereits, daß wir noch ein kleineres Luftboot in Betrieb setzen wollten. Das ist geschehen. Es bedarf nur vier Mann zur Besatzung, kann aber auch nur die halbe Geschwindigkeit im Mittel erreichen wie hier unser Luftschiff. Für die Fahrten im Polargebiet hat es sich jedoch, wie ich eben erfahre, als sehr geeignet erwiesen. Die Unsern sind damit in drei Stunden bis zum 80. Breitengrad nach Süden gelangt. Mit diesem Boot sind die Nachforschungen nach Torm aufgenommen worden. Und bei dieser Gelegenheit ist es zu dem unangenehmen Zwischenfall gekommen, der meine sofortige Rückkehr erfordert.«
    »Ein Unglücksfall?«
    »Ein Konflikt mit einem europäischen Kriegsschiff.«
    »Nicht möglich! Wo?«
    »Auf 81 Grad Breite, 294 Grad Länge ungefähr. Infolge eines Mißverständnisses jedenfalls – ich sehe darin noch nicht ganz klar – sind unsre Leute am festen Land, während sie verunglückten Matrosen des Kriegsschiffs Hilfe zu

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