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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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wäre erledigt.«
    »Ich fürchte«, sagte Wagner verlegen, indem er aufstand, »es werden sich da wohl noch weitere Folgen daran knüpfen. Ich kenne ja deine Ansichten über dergleichen Affären, ich bin auch ganz deiner Meinung, aber, hä, in meiner Stellung, ich muß da Rücksichten nehmen, weißt du, du wirst mir’s also zugutehalten – ich wollte nur vermitteln und werde ihm zureden. Wenn es nur nützt! Er wird dir wohl da noch einen Kartellträger schicken.«
    »Er soll sich nur die Mühe sparen, ich würde den Herrn an die Luft setzen. Aber ich danke dir für deine Bemühung. Also, wie gesagt, erkläre ihm in aller Form, daß mir jede Absicht einer Beleidigung ferngelegen hat, daß ich mir aber das Recht vorbehalten müßte, mir unberufene Fragen zu verbitten, und er sich in bezug hierauf zunächst selbst zu entschuldigen hätte. Und nun entschuldige du auch mich, alter Freund, du wirst heute noch merkwürdige Dinge von mir hören.«
    Wagner wollte weiter fragen, aber Ell verabschiedete sich freundschaftlich, und Wagner ging kopfschüttelnd ab.
    Schon eine Stunde später – Grunthe war eben zurückgekommen, und Ell wollte sich mit ihm zu Tisch setzen – Ill hatte die Einladung abgelehnt, er wollte ruhen –, erschien der Kartellträger des Herrn von Schnabel und überbrachte Ell eine Forderung.
    Der Herr, ein junger Assessor, hatte sich seines Auftrages kaum in feierlichster Weise erledigt, als Ell ihm mit blitzenden Augen entgegentrat und ihn anfuhr:
    »Wie können Sie sich unterstehen«, rief er, »mich durch eine derartige Zumutung zu beleidigen? Wofür halten Sie mich? Bin ich ein rauflustiger Bruder Studio oder ein pflichtvergessener Narr? Ich bin ein Mann, der seine Arbeitskraft ernsten Dingen schuldet. Übrigens bedauere ich Sie«, sagte er milder, »Sie haben sich jedenfalls nicht klargemacht, was Sie tun. Ich wünsche von der Sache nichts mehr zu hören.«
    Der Assessor wollte auffahren, aber auf eine Handbewegung Ells machte er kehrt und verließ das Zimmer.
    Ell setzte sich mit Grunthe zu Tisch.
    »Das wird auch Zeit«, sagte er, noch etwas erregt von dem letzten Auftritt, während er seine Serviette entfaltete, »daß mit diesem Unfug einmal aufgeräumt wird. Das ist so einer von den Punkten, in denen die Martier keinen Spaß verstehen. Ich will hoffen, daß es nicht zu Konflikten kommt.«
     
    Im Lauf des Nachmittags wurden von allen Zeitungen, nicht bloß in Deutschland, sondern in ganz Europa, Extrablätter ausgegeben.
    »Neues vom Nordpol!« – »Die Bewohner des Mars auf der Erde!« – »In sechs Stunden vom Nordpol!«
    So und ähnlich lauteten die Ausrufe auf den Straßen. Man riß sich die Blätter aus der Hand. Vom Erlös für dieselben hätte man allein eine neue Nordpolexpedition ausrüsten können.
    Die Blätter enthielten zuerst die Depesche Torms an Isma. Sodann folgten ein knapper Bericht Grunthes über die weiteren Erlebnisse der Expedition und kurze Angaben über die Martier und seine Heimkehr. Endlich eine Bestätigung der letzteren durch Ell und die Beglaubigung seitens des fürstlichen Staatsministeriums in Friedau, daß Grunthe die im Bericht erwähnten Dokumente und Effekten persönlich vorgelegt habe.
    Nur eines war mit Stillschweigen übergangen, nämlich daß sich das Luftschiff noch in Friedau befinde. Dagegen war die Abstammung Ells kurz erwähnt worden, weil sie dazu dienen konnte, das Unbegreifliche einigermaßen der menschlichen Vorstellungskraft näherzurücken.
    Ein ausführlicher schriftlicher Bericht war noch vormittags an den Reichskanzler abgegangen. Am Abend schon traf eine telegraphische Depesche ein, durch welche Grunthe und Ell ersucht wurden, sich sobald als möglich mit allen Beweisstücken persönlich in Berlin einzustellen. Se. Majestät habe sofortigen Bericht eingefordert. Eine Stunde später erhielt Grunthe ein Glückwunsch-Telegramm des Kaisers, ebenso Frau Torm eine in sehr liebenswürdiger Form ausgesprochene Beileidsbezeugung, in welcher das Vertrauen auf die glückliche Heimkehr ihres Gatten ausgedrückt war.
    Von dem Augenblick an, in welchem die Extrablätter ausgegeben wurden, war die Sternwarte Ells von Besuchern bestürmt. Das Läutwerk des Telephons kam so wenig zur Ruhe wie die Türklingel, und bald häuften sich Telegramm auf Telegramm, Glückwünsche und Anfragen. Da dies vorauszusehen war, hatte Ell einige seiner persönlichen Freunde in Friedau gebeten, ihn zu unterstützen. Sie ordneten die Eingänge der Depeschen und empfingen

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