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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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die Besuche. Ell und Grunthe ließen sich nicht sehen. Beide trafen die Vorbereitungen zu ihren Reisen. Grunthe mußte allein nach Berlin gehen, was ihm nicht sehr angenehm war. Ell gab ihm die fertiggestellten Manuskripte mit. Ein Berliner Verleger hatte ihm bereits telegraphisch einen hohen Preis geboten für alles, was er über die Martier schreiben wolle. Ell verlangte das Zehnfache und erhielt es sofort zugestanden, da der Verleger wußte, daß man von London aus das Zwanzigfache geben würde. Ell bestimmte das Honorar für die Teilnehmer der Expedition.
    Isma hatte auf Ells Rat ihre Besorgungen sogleich am Vormittag gemacht, soweit sie dazu in die Stadt gehen mußte. Denn es ließ sich erwarten, daß sie keine Ruhe mehr finden würde, sobald die Nachricht bekannt geworden sei. Sie fühlte sich zu angegriffen, um die sich drängenden Besuche anzunehmen, fand aber ebenfalls einige Freundinnen, die ihr diese Mühe abnahmen und sich ein Vergnügen daraus machten, ihr spezielles Wissen immer wieder aufs neue mitzuteilen. Von ihrer Absicht, zu verreisen, sagte sie nichts. Nur ihrem Mädchen teilte sie mit, daß sie in den nächsten Tagen auf etwa eine Woche von Friedau fortgehen würde; sie konnte ihr vertrauensvoll die Wohnung überlassen.
    Am folgenden Tag reiste Grunthe frühzeitig, bald nachdem sich das Luftschiff der Martier unbemerkt entfernt hatte, nach Berlin ab. Die Flut der Anfragen bei Ell nahm noch zu. Es kamen jetzt auch auswärtige Besucher, und nicht alle durfte er abweisen. Vor dem Gittertor der Sternwarte stand den ganzen Tag über eine Menge Neugieriger und guckte in den Hof, als ob dort etwas zu sehen wäre. Gegen Abend verließ Ell durch die Parkpforte sein Grundstück und begab sich zu Isma, um sie zu fragen, ob er ihr noch irgendwie behilflich sein könne. Isma dankte.
    »Es ist ja nur eine kurze Reise«, sagte sie wehmütig lächelnd.
    Man verabredete, daß sie am andern Morgen frühzeitig an der Parkpforte sein solle. Ihren kleinen Handkoffer konnte das Dienstmädchen tragen.
    Auf dem Rückweg besorgte Ell noch einigen Proviant, den er auf Grunthes Rat mitnehmen wollte, weil die Lebensmittel der Martier für den Anfang vielleicht Isma und ihm nicht zusagen würden. Er nahm daher seinen Weg durch die Stadt. Hier aber heftete sich bald die Straßenjugend neugierig an seine Fersen und folgte ihm auf jedem Schritt. Anfänglich hielten die Kinder sich scheu zurück, dann brachte ein Witzbold das Wort auf: »Das ist der vom Monde, der Mann vom Monde! Guck här, ’s kummt eener vom Monde!« Ell beeilte sich, nach Hause zu gelangen. Er nahm sich nicht Zeit, eines der Extrablätter zu kaufen, zu denen sich das ›Friedauer Intelligenzblatt‹ in Ermangelung einer Abendausgabe aufgerafft hatte.
    Das Extrablatt brachte bereits einen Bericht über den Empfang Grunthes beim Reichskanzler, der indessen offenbar der Phantasie eines Berliner Korrespondenten entsprungen war. Dann aber enthielt es Depeschen aus Rom, Florenz, von der meteorologischen Station des Montblanc, aus Paris und London über die Beobachtung eines Luftschiffs. Das Luftschiff war zuerst in Rom wahrgenommen worden, wo es am Morgen schon um sieben Uhr auftauchte, die Stadt umkreiste und nach allen Richtungen hin überflog. Es entfernte sich nach einer Stunde, wurde im Laufe des Vormittags noch in verschiedenen italienischen Städten gesehen, um 11 Uhr umflog es in unmittelbarer Nähe die Spitze des Montblanc, so daß die anwesenden Touristen die Bemannung des Fahrzeugs erkennen konnten. In Paris und London waren diese Nachrichten schon durch Extrablätter bekanntgegeben, man achtete also am Nachmittag gespannt darauf, ob sich das Schiff zeigen würde. Alsbald verbreitete sich in Paris das Gerücht, das Luftschiff sei eine Erfindung der Preußen und speziell dazu bestimmt, die Befestigungen von Paris auszukundschaften. In der Tat erschien das Luftschiff um 3 Uhr nachmittags am Horizont und umkreiste in langsamem Segelflug die Forts im Südosten der Stadt. Man wurde unruhig und löste einen Warnungsschuß. Darauf stieg das Schiff etwas höher und umflog nun den ganzen Kreis von Befestigungen, aber auf der inneren Seite nach der Stadt zu, so daß man ihm nichts anhaben konnte, ohne die Stadt selbst zu gefährden. Um fünf Uhr schoß es in die Höhe und erschien eine halbe Stunde später in London. Es überschritt die Themse bei Greenwich, zog dann in einem weiten Halbkreis nördlich um die Stadt, wandte sich am Hyde Park wieder nach Osten und

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