Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
Kletterpfaden in Sicherheit zu bringen. Wir sehen daher keinen Weg vor uns, wie diese Gefahr vermieden werden könnte. Vielleicht schon morgen geschieht das Traurige.«
»Morgen?« unterbrach ihn La erschrocken. »Was wissen Sie?«
»Ich erhielt heute eine Depesche von einem seiner Freunde. Zwei Luftschiffe sind zu seiner Aufsuchung ausgeschickt. Sie sollte schon heute beginnen. Das Wetter, das die Berge in Wolken hüllt, verhinderte sie jedoch. Wenn es morgen klar wird – und die Wetterkarte läßt es vermuten –«
»Können Sie mir sagen, wo Saltner sich aufhält?«
»Genau wissen es nur wenige Eingeweihte. Wir wissen nur, was auch den andern bekannt ist, in den Bergen, die sich südlich vom Etschtal oberhalb Bozen, etwa nach dem Nonsberg, hinziehen, in einer der dort befindlichen Hütten – hier können Sie die Spezialkarte sehen.« La ließ sich die Karte erklären.
»Können Sie mir die Karte leihen?« fragte sie.
»Recht gern. Aber was wollen Sie damit?«
»Ich sagte Ihnen schon, ich bin mit meiner Freundin auf einer Reise durch Europa. Vielleicht sehe ich mir diese Gegend einmal an. Übrigens war ich so frei, mein Luftschiff hierher zu bestellen, um uns abzuholen. Es müßte eigentlich schon hier sein. Frau Torm sagte uns, daß Sie selbst hier im Garten gelandet seien, so glaubte ich –«
La hatte ruhig gesprochen. Jetzt trafen sich ihre Blicke mit denen Grunthes, sie ruhten eine Weile ineinander. Dann legte Grunthe schweigend die Karte zusammen und überreichte sie La.
»Wünschen Sie eine Empfehlung an einen Kenner der dortigen Gegend?« fragte er. »Sie dürften dort als Nume wenig Entgegenkommen finden.«
»Wir brauchen keinen Führer«, erwiderte La. »Wir schweben ja über den Höhen, da genügt uns die Karte. Ich danke Ihnen.«
Sie erhob sich.
»Wollen Sie nicht einen Gang durch unsere Arbeitsräume tun? Von der Plattform aus würden wir die Ankunft Ihres Schiffes am besten bemerken.«
Sie durchschritten mehrere Zimmer und betraten den Rundgang. Hier und da sprach Grunthe einige erklärende Worte.
»Sie sehen«, sagte er, »wie wir uns Mühe geben, von Ihnen zu lernen. Vieles hatte Ell bereits eingerichtet, ehe wir etwas von den Numen wußten. Ich habe mich freilich schon damals gewundert, wie er auf so viele neue Feinheiten hatte kommen können.«
An einer Stelle war die Seitenwand weit auseinandergeschoben. An dem dort befindlichen, auf den Sternenhimmel gerichteten Instrument war Torm beschäftigt. Er verbeugte sich flüchtig, ohne sich stören zu lassen.
Se beobachtete ihn scharf, soweit es die matte Beleuchtung gestattete, während sie scheinbar das Werk einer in der Nähe stehenden Uhr studierte.
»Wissen Sie«, sagte sie plötzlich laut zu Grunthe, »daß wir Frau Torm beinahe mitgebracht hätten? Wir waren mit ihr im Wald, nur mußte sie leider nach Berlin zurück. Haben Sie denn etwas von den Gerüchten gehört, daß Torm wirklich zurückgekehrt sei und sich nur, man weiß nicht warum, hier verborgen halte? Wir haben mit Frau Torm natürlich nicht davon gesprochen, aber Sie können wir ja doch fragen.«
Torm hatte sich bei Ses Worten tief auf das Instrument gebeugt, und Se sah deutlich, wie seine Hand an der Schraube des Apparats zitterte.
»Welches Gerücht?« fragte Grunthe, als hätte er nicht recht gehört. In diesem Augenblick erhellte sich die Gegend plötzlich wie von Sonnenlicht, und durch die geöffnete Wand drang auf kurze Zeit ein tagheller Schein.
»Das Luftschiff«, rief La und blickte zum Fenster hinaus, während Se ihren Blick auf Torm gerichtet hielt, der sich schnell entfernte.
»Der Schiffer beleuchtet seinen Landungsplatz.«
»Und meinem Assistenten hat er die Aufnahme verdorben«, setzte Grunthe hinzu.
»Das tut mir sehr leid«, sagte La. »Aber wir wollen Sie auch nicht länger stören. Würden Sie jetzt die Güte haben, uns in den Garten zu führen?«
Als La und Se mit Grunthe den Garten betraten, lag das Schiff schon auf dem Rasenplatz. Nur zwei kleine Lichter machten es im Dunkel kenntlich. Grunthe konnte die freundliche Einladung nicht abschlagen, die Yacht zu besichtigen und einen Augenblick im Salon Platz zu nehmen.
Se setzte sich ihm gegenüber, und ihn offen anblickend begann sie:
»Nun will ich Ihnen auch einmal etwas auf den Kopf zusagen, Grunthe. Dieser Mann, den sie Ihren Assistenten nannten, war Hugo Torm, und Sie wissen es. Warum steckt er hier im Verborgenen? Warum ist er nicht bei seiner Frau, die ihn für tot hält? Warum
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