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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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wahrgenommen hatte, ließen sie sich nicht länger zurückhalten. Unter brausendem Hurraruf sprengten die glänzenden Reitermassen heran, um ihren Feldherrn aufzunehmen oder mit ihm unterzugehen. Es war ein furchtbarer Moment. Starres Entsetzen faßte alle, die den Vorgang zu bemerken vermochten. Und als ob die Kühnheit des Entschlusses den übermächtigen Feind bezwänge, so kam jetzt neue Bewegung in seine Schiffe. Sie erhoben sich, als wollten sie den Weg freigeben. Gleichzeitig aber senkte es sich von oben herab wie eine dunkle, langgestreckte Masse, die eben erst auf dem Feld erschien. Wie ein breites, schwebendes Band, von den Luftschiffen begleitet, dehnte sich diese Masse jetzt in den kurzen Sekunden aus, welche die heranstürmende Kavallerie zur Annäherung brauchte. Und nun kam die erste Reihe der Reiter in den Bereich ihrer Wirkung, und gleich darauf zog die seltsame Maschine über das ganze Regiment hinweg.
    Die Wirkung war so ungeheuerlich, daß die Schar der ansprengenden Fürsten und Generale stockte und ein Schrei des Entsetzens vom weiten Feld her herüberhallte. Kein einziges Pferd mehr stand aufrecht. Roß und Reiter wälzten sich in einem weiten, wirren Knäuel, eine Wolke von Lanzen, Säbeln, Karabinern erfüllte die Luft, flog donnernd gegen die Maschine in der Höhe und blieb dort haften. Die Maschine glitt eine Strecke weiter und ließ dann ihre eiserne Ernte herabstürzen, wo die Waffen von den Nihilitströmen der Luftschiffe vernichtet wurden. Noch zweimal kehrte die Maschine zurück und mähte gleichsam das Waffenfeld ab. Keine Hand vermochte Säbel oder Lanze festzuhalten, und wo die Befestigung an Roß und Reiter nicht nachgab, wurden beide eine Strecke fortgeschleift. Die Hufeisen wurden in die Höhe gerissen, und dadurch waren sämtliche Pferde zum Sturz gebracht worden. Jene Maschine war die neue, gewaltige Erfindung der Martier, eine Entwaffnungsmaschine von unwiderstehlicher Kraft für jedes eiserne Gerät – ein magnetisches Feld von kolossaler Stärke und weiter Ausdehnung. Mit Hilfe dieses in der Luft schwebenden Magneten entrissen die Martier ihren Gegnern die Waffen, ohne sie in anderer Weise zu beschädigen, als es durch das Umreißen unvermeidlich war.
    Während die Kavallerie aus ihrer Verwirrung sich aufzuraffen versuchte, war der Luftmagnet schon weitergezogen und hatte sich der Infanterie genähert. Vergeblich umklammerten die Soldaten mit beiden Händen ihre Gewehre, eine unwiderstehliche Gewalt zerrte sie in die Höhe, und mancher, der nicht nachgeben wollte, wurde ein Stück in die Luft geschleudert, um dann schwer zu Boden zu stürzen. In wenigen Minuten war das 1. Garderegiment entwaffnet. Die Maschine flog weiter, um die auf dem Marsch befindlichen Regimenter einzuholen und dasselbe Manöver an ihnen vorzunehmen. Binnen kurzem mußte so selbst die stärkste Armee kampfunfähig gemacht sein. Auch die Geschütze der Artillerie wurden fortgerissen.
    Während der Monarch und seine Begleitung in tiefer Erschütterung auf das Unfaßliche starrten, senkte sich aus der Höhe dicht vor ihnen ein schlankes Schiff hernieder, das ein leuchtender Stern als das Admiralsschiff bezeichnete. Demselben entstieg, während die übrigen die Absperrung aufrecht erhielten, der Befehlshaber der Martier. Zwei Adjutanten begleiteten ihn. Über ihren Köpfen glänzten die diabarischen Helme. So traten sie langsam einige Schritte vor, die großen Augen scharf auf die Offiziere gerichtet. Unwillkürlich wichen alle zur Seite, eine Gasse öffnete sich, und der Nume stand dem Monarchen gegenüber.
    Der Martier grüßte mit einer ehrfurchtsvollen Handbewegung und sagte:
    ›Mein Auftraggeber, der Protektor der Erde, lädt Ew. Majestät und Ihre hohen Verbündeten zu einer Besprechung ein und bittet, zu diesem Zwecke dieses Schiff allergnädigst besteigen zu wollen. Ich bemerke, daß es unmöglich ist, diesen von unserer Repulsitzone umgebenen Platz auf andere Weise zu verlassen.‹
    Niemand wagte sich zu bewegen. Lange blickte der Fürst mit strenger Miene in das Auge des Numen, der den Blick ruhig erwiderte; keiner zuckte mit einer Wimper. Dann steckte der Monarch mit einer entschlossenen Bewegung den Degen in die Scheide und sprach nachdrücklich:
    ›Sie haben einen General gefangengenommen, nichts weiter. Seine Majestät, mein Herr Sohn, befindet sich nicht unter uns.‹
    ›Ew. Majestät werden ihn im Schiffe finden‹, sagte der Nume mit einer Verbeugung.
    Der Feldherr schwang sich vom

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