Auf zwei Planeten
kehrte er zurück. Ein Seufzer entrang sich seiner Brust. Lange schritt er im Zimmer auf und ab. »Nur den Mut nicht verlieren!« sagte er zu sich selbst. Dann glitt ein stilles Lächeln über seine Züge. »Ja, das wird mir gut tun«, dachte er.
»Den Wagen!« rief er ins Telephon.
47. Kapitel – Isma
D ie Martier besaßen ein Verfahren zur Herstellung von Akkumulatoren, die nur ein sehr geringes Gewicht hatten. Diese waren sehr bald auf der Erde eingeführt worden und hatten das Fuhrwesen umgestaltet. In Berlin waren die Pferde vollständig aus dem Verkehr geschwunden. Die Nähe größerer Tiere war den Martiern wegen der damit verbundenen Unreinlichkeit und des Geruches ein Abscheu, und der Umgang der Menschen mit ihren Haustieren erschien ihnen als einer der barbarischsten Züge im Leben der Erde. In der Hauptstadt waren jetzt nur noch elektrische Wagen und Droschken im Gebrauch.
Der elegante Wagen des Kultoramts führte Ell durch einen großen Teil der Stadt, vom fernen Südwest bis zum Südost. Als Ziel hatte er die Bildungsanstalt 27 angegeben, die sich in der ehemaligen Kaserne des dritten Garde-Infanterieregiments befand. Vor einer Nebenpforte des großen Gebäudes verließ Ell den Wagen, der dort warten sollte. Er trat in das Haus, aber er durchschritt nur einige Korridore und Höfe und verließ es wieder durch einen Ausgang nach der Zeughofstraße. Von hier kehrte er in die Wrangelstraße zurück und trat nach wenigen Minuten in eines der dortigen Mietshäuser, wo er in dem nach dem Garten zu liegenden Flügel drei Treppen hinaufstieg.
Hier wohnte Isma. Sie saß an dem weitgeöffneten Fenster, aus welchem ihr Blick über die regenfeuchten Bäume des Gartens nach den dahinter anfragenden Häusermassen und Schornsteinen schweifte. Das Buch, in dem sie gelesen hatte, lag neben ihr. Von Zeit zu Zeit, wenn sie ein Geräusch von Tritten zu vernehmen glaubte, blickte sie nach der Tür, als erwartete sie, daß sie sich öffnen werde.
Und nun klingelte es draußen. Sie stand auf und strich sich das Haar aus den Schläfen. Dann ging sie auf die Tür zu, aus welcher ihr Ell entgegentrat.
»Endlich«, sagte er, ihre Hand ergreifend, »endlich wieder einmal bei Ihnen. Es tat mir zu leid, daß ich unsern letzten Abend nicht einhalten konnte, aber ich durfte die Einladung da oben nicht ablehnen. Fühlen Sie sich auch ganz wohl?«
Sein Blick ruhte mit zärtlicher Besorgnis auf ihren Zügen.
»Es geht mir besser wie je«, sagte Isma lächelnd.
»Fühlen Sie gar keine Beschwerden?« fragte er weiter. »Kein Kopfweh, keine Müdigkeit?«
»Gar nichts. Sie fragen ja gerade, als wenn Sie Hil wären. Was haben Sie denn? Ich kann Ihnen wirklich nicht die Freude machen, mich pflegen zu lassen. Aber wissen Sie, Ell, daß Sie mir eigentlich gar nicht gefallen? Sie strengen sich offenbar zu sehr an, Sie sehen angegriffen aus und sollten sich mehr schonen.«
»Ach, Isma, davon kann keine Rede sein«, erwiderte Ell, indem er sich neben ihr niederließ. »Mir ist manchmal zumute, als wüchse mir die Arbeit über den Kopf. Und dann die Sorge! Doch nichts davon! Dann gibt es kein andres Heilmittel für mich, als hier die drei Treppen hinaufzusteigen –«
»Das freut mich, daß Ihnen das Treppensteigen so gut bekommt. Ich könnte ja auch noch eine Stiege höher ziehen.«
»Oh, es genügt. Wenn ich nur die schmale Hand fassen und Ihnen in die lieben Augen sehen kann! Dann möchte ich wieder an die Menschen glauben und wieder hoffen!«
»Sie dürfen so nicht sprechen, Ell, Sie ängstigen mich. Auf dem Weg zu Ihrem hohen Ziel darf es kein Schwanken geben. Dazu waren unsre Opfer zu groß, zu schmerzlich.«
Sie hob die Augen, die mit Tränen kämpften, wie bittend zu ihm empor.
»Verzeihen Sie mir, Isma. Ich weiß es längst, daß ich für mich kein Glück beanspruchen darf, der ich mir anmaßte, es der Menschheit zu bringen. Aber wenn ich hier bei Ihnen sitze – und Sie wissen, daß ich die neue Kraft hier schöpfe –, ach, dann ist es auch so unendlich schwer, auf das einzige zu verzichten, was ich je vom Leben für mich ersehnte. Und immer fester wird mir die Überzeugung, daß beides zusammengehört, wenn ich meinen Lauf erfüllen soll.«
»Noch ist die Zeit nicht da, von uns zu sprechen. O Ell, sagen Sie, was quält Sie, was ist geschehen? Ich kenne Sie kaum wieder, noch vor kurzem waren Sie so siegesgewiß.«
»Es geht wohl vorüber. Gerade heute haben sich allerlei Nachrichten gehäuft, die mir Schwierigkeiten
Weitere Kostenlose Bücher