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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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vielleicht waren sie nur auf einen Augenblick in den Garten gegangen. Eben wollte sich Saltner Gewißheit holen, als sich die Hintertür des Hauses öffnete und die Kathrin hereintrat. Der Korb mit Obst, den sie trug, entfiel fast ihren Händen, so schnell setzte sie ihn zu Boden, als sie Saltner erblickte.
    »Gelobt sei die heilige Jungfrau!« rief sie aus. »Da ist ja der Herr Josef.«
    »Grüß Gott, Kathrin«, sagte Saltner. »Wo ist denn die Mutter? Es fehlt ihr doch nichts?«
    Die Dienerin brach sogleich in einen Tränenstrom aus.
    »Sie haben sie ja, sie haben sie ja!« rief sie unter Schluchzen.
    »Was haben sie denn? So reden Sie doch schon! Kommen Sie hier herein, Kathrin, und reden Sie vernünftig.«
    Die Frau trat in das Zimmer, aber aus ihrem von Weinen unterbrochenen Redeschwall konnte Saltner zunächst nichts verstehen als unzusammenhängende Worte, wie »mit dem Karo hat’s angefangen«, »in den Arm wollen sie stechen«, »den Hund haben’s genommen«, »mich wollen’s auch impfen«, »sie haben sie«, »im Laboratorium« und »wenn sie der Herr Josef nicht schnell herausholt, so werden sie sie doch noch braten« und »fünfhundert Gulden sollt’ sie zahlen«. Endlich beruhigte sie sich soweit, daß Saltner über den Zusammenhang allmählich klar wurde.
    »Mit dem Karo hat’s angefangen.« Die Hunde waren den Numen ein Greuel. War ihnen schon die Berührung mit Tieren überhaupt ein Zeichen der Barbarei, so waren ihnen die Hunde wegen ihres ekelhaften Treibens auf der Straße und ihres abscheulichen Gekläffs ganz besonders verhaßt. Sie machten ihnen den Aufenthalt auf der Erde um so unleidlicher, als sie auch ihrerseits gegen die Martier eine besondere Abneigung zu haben schienen und sie überall mit ihrem Gebell verfolgten. Es waren deswegen schon überall einschränkende Bestimmungen über das Herumtreiben der Hunde auf der Straße ergangen. Oß aber hatte kurzen Prozeß gemacht, nachdem er einmal von einem Hund angefallen worden war, und die Tötung aller Hunde befohlen. Dies war kurz nach Saltners Abreise geschehen, und das erste Zeichen der bei Oß im Ausbruch begriffenen nervösen Überreizung gewesen. Die Polizeimannschaften führten den Befehl möglichst langsam und absichtlich ungeschickt aus und wußten es so einzurichten, daß viele ihre Lieblinge rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Das Haus von Frau Saltner hatte sich aber Oß einmal zeigen lassen und dabei den Hund bemerkt, ja, er hatte dann gefragt, ob denn das Vieh noch nicht totgeschossen sei. So mußte der arme Karo als ein Opfer zur Zivilisation der Menschheit fallen. Das hatte nun die Frauen, die innigst an dem Hund hingen, in größte Aufregung versetzt. Frau Saltner war ganz melancholisch geworden und wurde von einer krankhaften Ängstlichkeit ergriffen, sobald jemand in das Haus trat.
    Nun war die Verordnung über das Impfen gekommen. Unglücklicherweise war ihr Straßenviertel das erste gewesen, in welchem die Impfung vollzogen wurde. Sie stellte sich dies als eine fürchterliche Operation vor und schickte zu einem Freund Saltners, um sich Rat zu holen, was sie tun solle. Alle seine Vorstellungen waren vergebens, sie ließ sich nicht bereden, ebensowenig wie Kathrin, zu dem Termin zu gehen, und der Freund wußte nichts Besseres zu tun, als an Saltner zu telegraphieren. Inzwischen war der Termin verfallen, und Frau Saltner wie ihre Dienerin wurden zu je fünfhundert Gulden Strafe verurteilt. Nun gab es erst recht ein großes Wehklagen, das Geld war, zumal in Saltners Abwesenheit, nicht zur Stelle zu schaffen, und die beiden Frauen sollten in das psychophysische Laboratorium zur Abbüßung der Strafe und zur Vollziehung der Impfung abgeholt werden.
    Die Beamten, welche die Anordnungen des Instruktors nur widerwillig vollzogen, hätten es gern gesehen, wenn die Frauen sich auf irgendeine Weise unsichtbar gemacht hätten. Und als sie endlich in das Haus traten, hatte sich auch Kathrin versteckt und war nicht zu finden. Frau Saltner aber saß auf ihrem Platz und sagte nur: »Ich bin eine alte Frau und geh nicht eher hier fort, bis mein Sohn kommt. Ihr könnt machen, was ihr wollt.«
    Da sie keine andre Antwort erhielten und gegen die alte Frau, noch dazu die Mutter eines in der ganzen Umgegend gekannten und beliebten Mannes, keine Gewalt brauchen wollten, entfernten sie sich wieder und brachten irgendeine Entschuldigung vor. Es war aber, als ob der Instruktor alles heraussuchte, womit er Saltner Kränkungen bereiten

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