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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Andrian aufbrechen, und wenn ich noch nicht da bin, mich dort erwarten. Er soll auch den Schlüssel zur kleinen Hütte mitnehmen. Dann laufen Sie gleich wieder nach Hause, aber von hinten herein, und nehmen die Decken und etwas Zeug für die Mutter und für sich, aber nur ein kleines Bündel – etwas zu essen soll der Rieser besorgen –, und kommen wieder zum Rieser, wo der Wagen hält. Und das weitere wird sich finden. Haben Sie alles verstanden?«
    »Ganz genau, Herr Josef, ich laufe bald.«

49. Kapitel – Die Flucht in die Berge
    S altner verließ durch die Hintertür des Gartens seine Wohnung. In wenigen Minuten stand er vor der Kaserne, die jetzt den Martiern als Laboratorium, Schule und Strafanstalt diente. Er trat in das Wartezimmer und verlangte den dirigierenden Arzt oder dessen Stellvertreter zu sprechen.
    Beide hatten bereits die Anstalt verlassen und sich in die Stadt begeben. Der zweite Assistent, ein ganz junger Mann, der erst vor kurzem vom Mars gekommen war, empfing ihn. Saltner stellte sich vor und legitimierte sich durch seinen Paß. Der junge Nume wurde außerordentlich höflich und etwas verlegen. Er sagte sogleich: »Sie kommen gewiß wegen Ihrer Frau Mutter. Ich muß gestehen, ich weiß nicht recht, wie es zusammenhängt, daß Ihre Frau Mutter hier festgehalten wird, wir wissen ja doch alle, mit welchen Ehren Sie als der erste Bat auf dem Nu empfangen wurden – aber es liegt ein ausdrücklicher Befehl des Instruktors vor.«
    »Das hängt einfach so zusammen«, sagte Saltner, »daß ich verreist war und meine Mutter mit den Verhältnissen nicht Bescheid wußte, auch während meiner Abwesenheit nicht über die Mittel verfügte, die geforderte Geldstrafe wegen des versäumten Termins zu bezahlen. Ich komme jetzt, um meine Mutter abzuholen, und deponiere hier Obligationen im Betrag von tausend Gulden für meine Mutter und unsere Dienerin Katharina Wackner, mit dem Vorbehalt, die Gültigkeit der Verordnung auf dem Rechtswege zu bestreiten. Wollen Sie die Güte haben, meine Mutter holen zu lassen.«
    »Ich bin sehr gern bereit, Sie zu Ihrer Frau Mutter zu führen, aber das Geld kann ich nicht annehmen, Sie müssen dasselbe auf der Bezirkskasse deponieren, auf den erhaltenen Schein wird die Entlassung verfügt werden. Ich bin dazu nicht ermächtigt.«
    »Das ist aber äußerst fatal. Ich kann meine Mutter keinen Augenblick länger hier lassen, sie wird dadurch im höchsten Grade deprimiert, und es steht für ihre Gesundheit das Schlimmste zu befürchten.«
    »Ich muß zugeben, es wäre sehr wünschenswert, daß Ihre Frau Mutter zu Ihnen käme – unsrerseits würden wir ja gern sofort –, wenn nicht –« Er zuckte mit einem bedeutungsvollen Blick die Achseln. »Indessen, es wird sie beruhigen, wenn ich Sie inzwischen zu ihr führe. Ich möchte Ihnen gern in jeder Hinsicht gefällig sein und Ihnen daher folgendes vorschlagen. Um zehn Uhr kommt der Direktor zurück, es sind dann noch einige Schlaf- und Traumversuche anzustellen. Inzwischen fahre ich mit dem Geld nach der Kasse, vielleicht treffe ich noch einen Beamten, ich besorge Ihnen den Schein, und darauf wird der Direktor die Entlassung verfügen.«
    »Sie sind außerordentlich liebenswürdig«, sagte Saltner. »Es ist nur fraglich, ob es nicht schon zu spät am Tage ist – wollen Sie mir nicht auf Ihre Verantwortung meine Mutter anvertrauen?«
    »Das ist mir ganz unmöglich, so gern ich möchte.«
    »Nun«, sagte Saltner mit einem Gesicht, das wenig Freude verriet, »dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ihr freundliches Anerbieten anzunehmen.«
    »Sehr gern. Sobald ich Sie zu Ihrer Mutter gebracht habe, fahre ich, und in einer halben Stunde bin ich wieder hier.«
    Saltner war in verzweifelter Stimmung. Er konnte das Anerbieten des Numen nicht ablehnen, aber er konnte auch unmöglich diese Entwicklung der Angelegenheit abwarten. Denn abgesehen davon, daß sich heute vielleicht überhaupt nichts mehr erreichen ließ, so mußten doch noch gegen zwei Stunden vergehen, ehe die Entlassung vom Direktor zu erhalten war. Das war für Saltner so gut als die Vereitelung seiner Rettung. Denn selbst wenn, was keineswegs ausgeschlossen war, Oß von der Zahlung nichts erfuhr, so mußte doch Saltner mit Gewißheit annehmen, daß noch in dieser Stunde Oß seine Drohung ausführen und ihn persönlich zur Rechenschaft ziehen würde. Vermutlich war sein Haus jetzt schon besetzt; wenn er nicht zurückkehrte, so würde man ihn sicher bei seiner Mutter

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