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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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erschien, noch mehr aber der Verfall der Gesinnung, die Mißachtung des sittlich Guten und Edlen empörte auch das Gemüt derer, die sich eine Zeitlang durch Sondervorteile hatten zu Menschenfeinden machen lassen, und erweckten sie zum Bewußtsein ihrer Würde als Nume. So brachte der Tag der Wahl ein überraschendes Resultat. Der Registrierapparat der telegraphisch abgegebenen Stimmen zeigte für Ell über 312 Millionen Stimmen gegen etwa 40 Millionen für Oß.
    Ell war mit einer erdrückenden Mehrheit in den Zentralrat gewählt, mit ihm noch Ill und drei andere Führer der menschenfreundlichen Partei. Die antibatische Bewegung war hierdurch endgültig unterdrückt.
    Schon am folgenden Tag genehmigte der Zentralrat den Friedensvertrag mit den verbündeten Erdstaaten in der Fassung, wie er längst sorgfältig ausgearbeitet von der menschenfreundlichen Partei vorlag.
    Aber ein unerwartetes Hindernis zeigte sich. Schon in den letzten Tagen waren die Depeschen nicht mehr von der Erde erwidert worden. Eine Störung des Apparats war vorhanden, und die Martier erkannten, daß sie auf der Unfähigkeit der Menschen beruhte, ihren Phototelegraphen zur Einstellung zu bringen. Trotz aller Bemühungen war es unmöglich, die Friedensbotschaft der Erde durch Lichtdepesche mitzuteilen.
    Der Zentralrat hatte beschlossen, daß Ell, in Anerkennung seiner Verdienste um die Erschließung der Erde und der nun erlangten Versöhnung der Planeten, an der Spitze der Kommission nach der Erde gehen sollte, die beauftragt war, den Friedensvertrag zwischen beiden Planeten zu vollziehen. Aber es war im Waffenstillstand bestimmt worden, daß kein Raumschiff auf der Erde landen sollte, bis nicht telegraphisch die Annahme des Friedens durch die Marsstaaten mitgeteilt sei. Und das war nun vorläufig unmöglich.
    Ein Raumschiff, das man entsandte, um Aufklärung über die Ursache der Störungen zu erhalten, und das mit der größten erreichbaren Geschwindigkeit fuhr, kehrte nach zwölf Tagen unverrichteter Sache zurück. Es hatte versucht, sich durch Signale mit der Außenstation am Südpol zu verständigen, war aber nicht verstanden worden. Und als es Anstalten traf, sich auf die Station hinabzulassen, wurde es durch Repulsitstrahlen bedroht und an der Landung verhindert, so daß es wieder umkehren mußte. Doch berichtete es, daß, soviel sich bemerken ließe, die Station nicht in richtiger Verfassung zu sein scheine und die Unmöglichkeit des telegraphischen Verkehrs vielleicht an einer Verschiebung der Außenstation liege.
    Hierauf nahm man seine Zuflucht zum Retrospektiv. Dies gestattete, die Station genau zu beobachten. Und nun stellte sich für die Gelehrten der Martier unzweideutig heraus, daß der Ring der Außenstation seine Lage geändert habe. Die Berechnung zeigte, daß binnen kurzem das Gleichgewicht des ganzen Kraftfeldes überhaupt gestört werden müßte, wenn nicht bald eine Korrektur eintrat. Die Menschen hatten es nicht richtig verstanden, die Korrektionen vorzunehmen, die zur Erhaltung des Feldes und des Ringes notwendig waren. Die Karte der Polargegend, die auf dem Dach der unteren Stationen sich befand und den Entdeckern des Nordpols das erste, unlösbare Rätsel über die Einrichtungen der Martier aufgegeben hatte, diente nämlich dazu, eine Kontrolle für die feinen Bewegungen der Außenstation infolge von Schwankungen der Erdachse zu haben. Beide Stationen, im Norden wie im Süden, schwebten nun in höchster Gefahr. Es mußte, sollte nicht der Verkehr mit der Erde dauernd in Frage gestellt sein, sofort das Kraftfeld in den richtigen Stand gesetzt werden, und dies konnte nur durch martische Ingenieure geschehen.
    Wie aber sollten die Martier dies rechtzeitig bewirken, da sie jetzt kein Mittel hatten, die Menschen zu benachrichtigen, und ihre Raumschiffe der Gefahr ausgesetzt waren, von den Menschen bei der Landung zerstört zu werden? Und selbst, wenn es gelang, sich vor der Landung mit den Menschen zu verständigen, so war es noch immer sehr fraglich, ob bei dem Zustand der Station nicht diese Landung mit unbekannten Gefahren verbunden sei. Jetzt das Band mit der Erde neu zu knüpfen, indem man sich einem Raumschiff anvertraute, war ein Unternehmen auf Leben und Tod. Wer wollte sich daran wagen? Der Wille zum Frieden war auf beiden Planeten vorhanden, der Beschluß der friedlichen Übereinkunft auf beiden Seiten gefaßt. Und nun sollte der Weltfrieden daran scheitern, daß man die Friedensbotschaft nicht verkündigen, die

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