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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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gebrochen. Es gab eine große Anzahl Martier, deren wirtschaftliche Interessen durch den Verlust der von der Erde fließenden Kontributionen geschädigt waren und deren Vernunft durch den Egoismus der Herrschsucht Einbuße erlitten hatte. Sie stellten sich auf den Standpunkt, daß die menschliche Rasse überhaupt nicht kulturfähig im Sinne der Nume sei und daß es daher für die Gesamtkultur des Sonnensystems besser sei, die Bewohner der Erde zu vernichten, damit ihr Planet den wahren Trägern der Kultur als unerschöpfliche Energiequelle diene. Der Wortführer dieser Ansicht war Oß, während Ell an der Spitze der Menschenfreunde stand. Man warf ihm vor, daß ja gerade durch seine Amtsführung als Kultor erwiesen wäre, wie unfähig die Menschen zur Aneignung der martischen Kultur seien. Habe er doch selbst sein Amt aufgegeben.
    Ell gab zu, daß er sich über die Schnelligkeit getäuscht habe, mit der seine Reformen zur Wirkung gelangen könnten. Die Nume seien zu zeitig zur Erde gekommen, die Menschheit sei allerdings noch nicht reif für die Lebensführung der Martier. Aber sie habe doch gezeigt, daß sie zu vorgeschritten sei, um als unfrei behandelt zu werden. Und deshalb sei es nunmehr der richtige Weg, durch einen friedlichen Verkehr mit der Erde die Vorteile auszunutzen, welche die Erde als Energiequelle biete, zugleich aber damit der Menschheit das Beispiel einer überlegenen Kultur zu geben, die ihr ein Vorbild sein könne. Nicht durch Unterjochung, sondern durch freien Wetteifer müßten die Menschen erst auf die Stufe geführt werden, die sie für die direkte Aufnahme martischer Kultur fähig mache.
    Diese entgegengesetzten Meinungen, die in den Marsstaaten zu heftigen politischen Kämpfen führten, verzögerten die endgültige Entscheidung über den Friedensschluß. Beide Parteien suchten den Abschluß immer wieder hinauszuschieben in der Hoffnung, bei den nächsten Wahlen zum Zentralrat eine entscheidende Majorität zu bekommen. Man wußte dies auf der Erde und sah daher dem Ausfall dieser Wahl mit Spannung und Furcht entgegen. Ell und Oß kandidierten beide für den Zentralrat. Der Sieg Ells bedeutete den Frieden. Der Sieg von Oß ließ befürchten, daß die Martier für ihre Niederlage vom 11. Juli furchtbare Rache nehmen würden. Anfang Dezember mußte die Wahl stattfinden, die Entscheidung fallen. Und gerade jetzt versagte wieder der Lichttelegraph. Seit vierzehn Tagen hatte man keine Depesche vom Mars erhalten, vergeblich arbeitete und operierte man an dem Apparat – die Rechnungen wollten mit den Beobachtungen nicht stimmen –, und jeden Tag depeschierte man vom Südpol, daß man bestimmt hoffe, morgen mit der Einstellung fertig zu werden.
    Unheimliche Gerüchte über die Absichten der Martier durchschwirrten die Erde. Eines vor allen nahm immer deutlichere Gestalt an und erfüllte die Gemüter mit Grausen. Man sagte, daß sich in Papieren der Martier, die nach der eiligen Entfernung der Beamten aufgefunden worden seien, ausgearbeitete Projekte befunden hätten zu einer völligen Vernichtung der Zivilisation der Erde. Der ehemalige Instruktor von Bozen, Oß, der Kandidat der Antibaten für den Zentralrat, bekannt als ein hervorragender Ingenieur, sollte der Urheber eines Planes sein, wonach bei einem dauernden Widerstand der Menschen die Oberfläche der Erde unbewohnbar gemacht werden konnte. Einzelne Blätter brachten detaillierte Ausführungen. Es handelte sich um nichts Geringeres als die Absicht, die tägliche Umdrehung der Erde um ihre Achse aufzuheben. Diese Rotation der Erde sollte so verlangsamt werden, daß der Tag allmählich immer länger wurde und endlich mit dem Umlauf der Erde um die Sonne zusammenfiele, daß also Tag und Jahr gleich würden. Dann würde die Erde in derselben Lage zur Sonne sein wie der Mond zur Erde, das heißt, sie würde der Sonne stets dieselbe Seite zukehren. Es gäbe keinen Unterschied mehr von Tag und Nacht, die eine Seite der Erde hätte ewigen Sonnenschein, die andere ewige Finsternis – die Sonne bliebe für denselben Ort stets in demselben Meridian stehen. – Die Folgen einer solchen Veränderung wären furchtbar gewesen. Der Plan der Martier sollte angeblich dahin gehen, die Erde in eine solche Stellung zu bringen, daß der Stille Ozean in ewiger Sonnenglut, die großen Festlandmassen aber, der Hauptsitz der zivilisierten Staaten, in ununterbrochener Nacht blieben. Dann mußte allmählich eine Verdampfung des gesamten Meeres stattfinden. Denn die

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