Aufbruch der Barbaren
führen würden.
Er war fasziniert von diesem Edelmann und war voller Tatendrang, wie seit dem Aufbruch der Großen Horde nicht mehr. Er trug nicht mehr allein die Bürde, er hatte jemanden an der Seite, der über die Dunklen Mächte Bescheid wußte – ein erfahrener Kämpfer gegen die Finsternis.
Es war, als wäre Mythor zurückgekehrt!
»Wie ist dein Plan, Magh’Ullan?«
»Steh mir mit hundert deiner Krieger zur Seite. In Ullanfort liegen Waffen und Mittel, selbst einen Dämon zu bezwingen.«
Er streckte beschwörend die Hand aus, und Nottr ergriff sie.
7.
Kurz nach Mittag drang die Streitmacht erneut in den Wald der Riesen ein.
Magh’Ullan führte sie an Nottres Seite. Die hundert Krieger, die aus dem Vorhutlager herangeholt worden waren, wußten nichts von Urgats Veränderung, und Magh’Ullan gab ihnen wenig Gelegenheit, es herauszufinden. Seine Anordnungen gab Nottr weiter, dem sie als Hordenführer ohnehin gewohnt waren zu gehorchen. Nottr gebot auch Lella und ihren Kriegern, darüber zu schweigen. Und wenn Lella auch nicht wirklich verstand, was Nottr und dieser Magh’Ullan vorhatten, so war ihre Loyalität Nottr gegenüber so grenzenlos, daß sie ihm selbst in Horcans Totenreich gefolgt wäre, wenn er es verlangt hätte.
Nottr schärfte dem Schamanen ein, nicht von Magh’Ullans Seite zu weichen, und beim ersten Anzeichen eines Schwindens des Geistes von Magh’Ullan mit Alppilz und Opis und allen anderen schamanischen Mitteln dagegen anzukämpfen.
Wenn sie erst vor den Toren Ullanforts standen, wären sie ohne Magh’Ullans Wissen verloren. Bis dieser Kampf überstanden war, durfte Urgat nicht die Oberhand über seinen Körper gewinnen. Lella versuchte zu verstehen, was mit ihrem Bruder geschehen war, und es war nicht leicht, ihr in diesen kurzen Augenblicken, die blieben, begreiflich zu machen.
Obwohl Nottr den Kriegern erklärte, wie harmlos die gewaltigen Köpfe der Riesen waren, wie gefährlich es aber andererseits war, ihnen zu nahe zu kommen, machte es ihnen das dämonische Heulen aus ihren Mäulern verdammt schwer, ihre abergläubische Furcht zu überkommen.
Es gab noch andere gespenstische Erscheinungen, die, wie Magh’Ullan erklärte, dazu dienten, unerwünschte Eindringlinge abzuschrecken.
Bäume, deren armdicke Äste nach ihnen griffen; überlebensgroße steinerne Schlangen, deren Augen dämonisch glühten; Magh’Ullan kannte sie alle, und viele, vor denen er warnte, gab es nicht mehr, denn was nicht aus Stein war, war in den langen Jahren verrottet. Ja, es mußte eine sehr lange Zeit vergangen sein.
Nach einer Weile spürten sie plötzlich, daß sie nicht mehr allein waren. Es war, als ob jemand sie zwischen den Bäumen beobachtete.
Magh’Ullan ließ anhalten.
»Laß deine Krieger dicht beieinander bleiben«, riet er Nottr, und Lella gab den Befehl weiter.
Die Krieger waren froh über den Befehl. Weit ausgefächert, wie sie zwischen den Bäumen durch den Schnee gestapft waren, hatte sich ihrer während der letzten Schritte ein beängstigendes Gefühl der Verlorenheit bemächtigt – so als wäre jeder ganz für sich allein. Und eine seltsame Dunkelheit hatte sich zwischen den Stämmen ausgebreitet, wie ein kriechender schwarzer Nebel, der lockte, als wäre in ihm Sicherheit und Geborgenheit.
Aber als sie dicht gedrängt zwischen den Stämmen standen, machten sie eine erschreckende Entdeckung: zwanzig ihrer Schar, Krieger und Kriegerinnen, wären verschwunden.
Alles Rufen half nichts. Sie blieben verschwunden. Und als die Suchtrupps zurückkehrten, die die unmittelbare Umgebung durchkämmt hatten, obwohl Magh’Ullan davor warnte, waren es bereits vierundzwanzig, die fehlten.
»Überall sahen wir einen schwarzen Nebel«, berichteten sie.
»Bleibt ihm fern«, riet Magh’Ullan. »Er ist so wenig wirklich wie das Tal, das ihr gesehen habt. Nur eine Falle, in die eure Kameraden gegangen sind.«
»Sind sie tot?«
»Wenn das Schicksal gnädig mit ihnen war«, erwiderte Magh’Ullan ernst.
Die Krieger wurden bleich. Der Ruf, umzukehren, wurde laut.
Urgat-Magh’Ullan schüttelte den Kopf. »Nein. Sie würden uns nicht gehen lassen, nachdem wir sie aufgespürt haben…«
»Wenn haben wir aufgespürt?«
»Die Schergen der Dunkelmächte…«
Furcht war in den Mienen der Krieger. Rasch sagte Urgat-Magh’Ullan: »Es gibt kein Weglaufen vor ihnen.« Er sagte es grimmig und furchtlos, und es beeindruckte die Krieger. »Es gibt nur den Kampf.«
»So lassen wir die Horde den
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