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Auferstehung 2. Band (German Edition)

Auferstehung 2. Band (German Edition)

Titel: Auferstehung 2. Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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vollführen, wie er in meinem Herzen geschrieben steht, das liegt in meiner Macht und ich weiß, daß ich das thun muß. Und ehe ich es nicht vollbracht, werde ich keine Ruhe finden!«
    Nechludoff kehrte in sein Zimmer zurück, entkleidete sich und legte sich ins Bett; er fühlte einige Unruhe wegen der Wanzen, denn die schmutzige und zerrissene Wandtapete hatte ihm auf den ersten Blick das Vorhandensein derselben verraten.
    »Ja, ich muß mich als Diener, nicht als Herr fühlen!« dachte er, und dieser Gedanke erfüllte ihn mit Freude.
    Seine Befürchtung war nicht unbegründet; kaum hatte er die Kerze ausgelöscht, als die Tiere ihm schon über den Körper liefen.
    »Meine Aecker fortgeben, nach Sibirien gehen; die Flöhe, den Schmutz, die Wanzen, alles werde ich ertragen, da ich es eben ertragen muß!«
    Doch trotz seiner schönen Entschlüsse ertrug er sie in dieser Nacht noch nicht. Er stand auf, setzte sich ans offene Fenster und betrachtete lange die schwarzen Wolken, die sich zerstreuten, und den Halbmond, der am Himmel aufstieg.
     
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    Nechludoff schlief erst gegen Morgen ein, so daß er am nächsten Tage sehr spät erwachte. Gegen Mittag erschienen die sieben von dem Inspektor ausgewählten Bauern in dem Obstgarten, wo unter den Apfelbäumen zwei aus Brettern gebildete Bänke und ein Tisch standen. Nechludoff hatte große Mühe, die sieben Abgesandten zu veranlassen, ihre Mützen aufzusetzen und sich auf die Bänke zu setzen. Erst als der älteste der Schar, ein breitschultriger Greis von ehrwürdigem Aussehen mit langem, grauem Bart, nach Art des Moses von Michel Angelo mit dichten, grauen Haaren seine große Mütze aufsetzte, seinen neuen Kaftan zuknöpfte und sich setzte, zögerte niemand mehr, seinem Beispiel zu folgen. Als diese Formalität erledigt war, nahm Nechludoff den Bauern gegenüber auf der andern Bank Platz, ergriff das Papier, auf dem er sein Projekt niedergeschrieben und fing an, es vorzulesen und zu erklären. Diesmal empfand er keine Verlegenheit mehr. Unwillkürlich wandte er sich hauptsächlich an den Greis mit dem langen Barte, als wenn er von diesem, mehr als von den andern, Zustimmung oder Tadel erwartet hätte. Doch die hohe Meinung, die er sich von ihm gebildet, war leider eine Täuschung. Der ehrwürdige Greis senkte bald seinen schönen Patriarchenkopf, bald schüttelte er ihn mißtrauisch, wenn er seine Gefährten dasselbe thun sah; im Grunde wurde es ihm ungeheuer schwer, nicht nur Nechludoffs Gedanken, sondern sogar die Bedeutung seiner Worte zu erfassen.
     
     
    Sein Nachbar verstand Nechludoffs Gedanken weit besser. Er war ein kleiner einäugiger und lahmer Greis, der eine geplättete Nankingjacke, und alte Stiefel an den Füßen trug. Er war seines Standes ein Töpfer, wie er Nechludoff im Laufe der Unterhaltung mitteilte. Neben ihm saß ein anderer, muskulöser und untersetzter kleiner Greis, mit weißem Bart und glänzenden Augen, der jede Gelegenheit benutzte, um ironische und spaßhafte Bemerkungen zu machen; das war augenscheinlich der Schöngeist des Dorfes. Auch der frühere Soldat schien zu verstehen, um was es sich handelte, doch seine Bemerkungen beschränkten sich auf einige alltägliche Formeln. Der ernsthafteste Zuhörer der Gruppe war ein großer Bauer mit langer Nase und kleinem Bart; er verstand alles und sprach nur, wenn er wirklich etwas zu sagen hatte. Von den beiden anderen Anwesenden war der eine der zahnlose Alte, der Nechludoffs Vorschlägen am vorigen Tage am meisten widersprochen hatte; der andere war ein weißhaariger, hochgewachsener Mann mit gutmütigen Augen. Alle beide schwiegen an diesem Tage und begnügten sich, mit großer Aufmerksamkeit zuzuhören. Nechludoff setzte zunächst seine Ideen über das Grundeigentum auseinander und sagte:
    »Ich bin der Ansicht, daß man weder das Recht hat, Land zu kaufen, noch zu verkaufen; denn hätte man das Recht, so würden die, die Geld haben, alle Aecker aufkaufen und den andern die Möglichkeit rauben, daraus Nutzen zu ziehen.«
    »Das ist wahr!« sagte der Mann mit der langen Nase in tiefem Baßtone.
    »Gewiß!« erklärte der frühere Soldat.
    »Meine Alte hat für unsere Kühe ein bißchen Gras gepflückt, man hat sie gefaßt und ins Gefängnis gesteckt,« sagte der Schöngeist mit dem weißen Barte.
    »Das Land, das man besitzt, ist so groß, wie dieser Garten und anderes zu pachten ist unmöglich,« fuhr er fort. »Man hat die Preise so hoch geschraubt, daß man nicht daran denken darf,

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