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Auferstehung 2. Band (German Edition)

Auferstehung 2. Band (German Edition)

Titel: Auferstehung 2. Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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vernehmen, doch die ernsthaften Gesichter der Bauern wurden immer finsterer, und ihre zuerst auf den »Barin« gerichteten Blicke hefteten sich auf den Erdboden, als wenn sie sich gefürchtet hätten, Nechludoff zu beschämen, indem sie ihm zeigten, daß sie seine List durchschaut, und daß sich keiner von ihnen dadurch beschwindeln lassen würde.
    »Nun, welchen Preis bietet ihr mir für das Land?« fragte Nechludoff zuletzt.
    »Wie kämen wir dazu, einen Preis zu bieten? Das ist unmöglich! Das Land gehört ja Ihnen,« riefen Stimmen aus der Menge.
    »Aber ich sage euch doch, ihr sollt von diesem Gelde für eure gemeinsamen Bedürfnisse den Genuß haben!«
    »Das können wir nicht thun!«
    »So begreift doch!« rief der Inspektor, der hinter Nechludoff hergekommen war und eingreifen zu müssen glaubte. »Ihr versteht also nicht, daß der Fürst euch den Vorschlag macht, er wolle euch das Land für Geld verpachten, doch dieses Geld soll euch gehören und ein Kapital bilden, aus dem ihr alle Nutzen zieht!«
    »Wir verstehen den Fürsten vollkommen,« sagte ein alter, zahnloser, kleiner Mann mit brummiger Miene. »Das ist ebenso, als wenn das Geld in eine Bank gelegt würde! Aber inzwischen müßten wir am Verfalltag bezahlen! Und das wollen wir nicht! Es wird uns so schwer genug, durchzukommen! Das wäre unser vollkommener Ruin!«
    »Er hat recht! Das ist sicher! Wir wollen lieber wie früher bleiben!« riefen unzufriedene, ja sogar zornige Stimmen.
    Doch die Unzufriedenheit wuchs noch, als Nechludoff erzählte, er würde im Bureau des Inspektors einen unterzeichneten Vertrag zurücklassen, den auch die Bauern unterzeichnen sollten.
    »Unterzeichnen! Warum sollten wir unterzeichnen? Wie wir jetzt arbeiten, so werden wir auch weiter arbeiten! Wozu soll das alles?«
    »Wir können darauf nicht eingehen, weil wir mit solchen Geschäften nicht vertraut sind! Die Dinge mögen so bleiben, wie sie sind! Das verlangen wir, nichts weiter!« riefen einzelne Stimmen.
    »So lehnt ihr meinen Vorschlag also ab? Ihr wollt nicht, daß ich euch meine Aecker abtrete?« sagte Nechludoff, und wandte sich an einen Bauern mit leuchtendem Gesicht, der einen geflickten Kaftan trug, barfüßig ging und mit militärischer Haltung seine zerrissene Mütze in der Hand hielt.
    »Allerdings, Exzellenz!« versetzte der Bauer.
    »So habt ihr also genug Land?« fuhr Nechludoff fort.
    »Was für Land? Wir haben gar kein Land«, versetzte der frühere Soldat mit erzwungener Liebenswürdigkeit.
    »Thut nichts! Ihr werdet euch das, was ich euch gesagt, überlegen!« erklärte Nechludoff bestürzt und wiederholte ihnen seinen Vorschlag noch einmal.
    »Es ist alles überlegt! Es wird alles geschehen, wie wir gesagt haben,« versetzte der zahnlose Greis mit brummiger Miene.
    »Ich werde bis morgen hier bleiben! Wenn ihr eure Meinung ändert, sagt es mir!«
    Die Bauern antworteten kein Wort, und Nechludoff kehrte traurig ins Schloß zurück.
    »Sehen Sie, Fürst,« sagte der Inspektor mit seinem freundlichen Lächeln, »nie werden Sie sich mit ihnen verständigen; diese Sorte ist eigensinnig wie die Maulesel. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben, wird sie nichts auf der Welt davon abbringen. Und dann haben sie stets vor allem Furcht. Dabei sind sie aber gar nicht dumm! – Es sind einige darunter, die für Muschiks sehr schlau sind, z. B. dieser Alte, der so laut schrie und Ihr Anerbieten am schroffsten zurückwies! Wenn er ins Bureau kommt, und ich ihn zum Thee einlade, begreift er alles und spricht von allem; es ist ein Vergnügen, sich mit ihm zu unterhalten. Doch in der Versammlung – das haben Sie ja jetzt gesehen – wird er ein ganz anderer Mensch; es ist unmöglich, ihm eine Idee begreiflich zu machen.«
    »Aber könnte man denn nicht einige von ihnen, die intelligentesten, hierherkommen lassen?« fragte Nechludoff, »ich würde ihnen die Sache genau auseinandersetzen.«
    »Ja, das ginge schon!« erwiderte der Inspektor.
    »Nun gut, dann lassen Sie sie gefälligst morgen früh kommen!«
    »Nichts leichter als das; morgen früh werden sie hier sein!«
     
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    Nechludoff verließ das Bureau und begab sich in das Zimmer, das man ihm für die Nacht hergerichtet hatte.
    Die Zurückweisung, die ihm von seiten der Bauern zu teil geworden, betrübte ihn nicht mehr. Im Gegenteil, er fühlte sich seltsam ruhig und fröhlich, obwohl die Bauern ihm hier Unzufriedenheit und sogar Feindseligkeit bezeigt hatten, während sie ihm in Kuzminskoja

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