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Auferstehung der Toten

Auferstehung der Toten

Titel: Auferstehung der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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hat er dann genauso eingeklemmt stehen müssen wie alle anderen.
    «Die Blumen auf dem Grab vom Vergolder schauen noch ganz frisch aus», flüstert ihm eine Frauenstimme von hinten direkt in das linke Ohr hinein.
    «Obwohl sie schon 26 Stunden da liegen», flüstert ihm eine andere Frauenstimme in das rechte Ohr hinein.
    Das hat den Brenner noch amüsiert, wie genau sie gerechnet hat, weil den Vergolder haben sie um eins eingegraben und den Lorenz um drei, also 26 Stunden, das hat genau gestimmt.
    «Das ist der Herbst», flüstert jetzt wieder die Frau, die hinter seinem linken Ohr steht. Und obwohl sie geflüstert hat, und da erkennst du ja nicht leicht eine Stimme, hat der Brenner jetzt gemerkt, daß er diese Stimme irgendwoher kennt.
    «Ach wo, der Herbst», flüstert ihm die andere Stimme in das andere Ohr:
    «Was für ein Herbst denn, bei 29 Grad, heißer als der ganze Sommer.»
    «Heiß ja, aber die Herbstluft», flüstert die linke Stimme, aber es ist ihm immer noch nicht eingefallen, woher er sie kennt. Und rechts hat es jetzt geflüstert:
    «Die Seeluft macht das. Ununterbrochen die frische Brise, die es herüberweht vom See, was glaubst du, wie gut das für die Blumen ist.»
    «Die Seeluft, die hätten wir ja das ganze Jahr.»
    Wem gehört jetzt diese Stimme, hat sich der Brenner gefragt, und es hat ihn langsam nervös gemacht, daß es ihm nicht einfällt. Aber wie er sich umdrehen will, kommt er nicht weit. Weil gleich fällt sein Blick auf die Deutsche. Aber die ist nicht hinter ihm gestanden. Er hat seinen Kopf erst ein paar Zentimeter gedreht gehabt, da ist sein Blick bei der Deutschen ganz auf der anderen Seite drüben hängengeblieben.
    Jetzt hat natürlich der Brenner die zwei Frauen hinter sich sofort vergessen gehabt. Weil die Handlose ist natürlich nicht allein dagewesen. Die hat den Andi bei sich gehabt, also der ist mehr oder weniger an ihrem Arm gehängt. Die Arme sind ja bei ihr ganz normal dagewesen, also gesund, nur unten keine Hände dran. Und da ist der Andi an ihr, daß man fast sagen muß: gehängt, daß du geglaubt hast, wenn du dem die Deutsche wegnimmst, fällt er dem Lorenz ins Grab nach. Weil die beiden sind ganz vorne gestanden, seitlich neben dem Pfarrer, quasi an der Längsseite vom Grab.
    Und das ist jetzt genau gleich wie gestern gewesen. Da hat der Brenner auch beobachtet, wie der Andi an der Deutschen hängt, daß du geglaubt hast, der Andi macht es auch nicht mehr lang, und dann gibt es noch ein drittes Begräbnis. Obwohl er ganz unverletzt geblieben ist bei dem Unglück, und da muß man sagen: wie durch ein Wunder.
    Weil der Andi ist im Shell-Shop sitzen geblieben, wie der Vergolder tanken gekommen ist. Der Lorenz ist wieder einmal beim Andi auf der Tankstelle gewesen, hat ihm Gesellschaft geleistet, wie fast jeden Tag. Und der ist dann eben hinausgegangen, wie sein Onkel mit dem Allrad vorgefahren ist. Das ist ja alles in der
Pinzgauer Post
gestanden.
    Und die ganze Woche ist in Zell natürlich über nichts anderes geredet worden. Schön langsam ist es durchgesickert. Und einer hat immer ein bißchen mehr gewußt als der andere. Der Brenner hat überall hinhorchen müssen, und jetzt ist ihm vorgekommen, daß ihm schon die Ohren weh tun. Weil natürlich, da mußt du dir viel Blödsinn anhören.
    Aber gestern beim Vergolder-Begräbnis hat ihm die Deutsche ganz etwas anderes erzählt. «Ganz etwas anderes» ist gut, weil eigentlich hat sie ihm etwas erzählt, was sich nicht unbedingt gehört bei einem Begräbnis. Aber du wirst lachen, das kommt öfter vor, als man glauben möchte, daß die Leute bei einem Begräbnis anfangen, Witze zu erzählen.
    Wie jetzt sein Blick die Deutsche streift, versucht der Brenner, sich an den Witz zu erinnern, den sie ihm gestern mitten im Begräbnis zugeflüstert hat. Aber nein, nichts zu machen, der Witz ist weg gewesen. Und die Deutsche selber ist ihm heute auch wie ausgewechselt vorgekommen. Für einen Moment hat er nicht gewußt, hängt jetzt der Andi an der Deutschen, oder hängt sie an ihm, und fast ist ihm vorgekommen, daß sie weint, obwohl natürlich. Er ist viel zu weit von ihr entfernt gewesen, daß er das hätte sagen können.
    Jetzt ist dem Brenner aber etwas anderes eingefallen. Nicht der Witz, den ihm die Deutsche gestern mitten im Begräbnis erzählt hat, weil der Brenner ist überhaupt nicht einer gewesen, der sich Witze leicht merkt. Um so mehr hat er sich gewundert, daß ihm ausgerechnet jetzt der Witz einfällt, den er vor

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