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Auferstehung der Toten

Auferstehung der Toten

Titel: Auferstehung der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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Jahre bei der Polizei kein einziges Mal, praktisch daß du sagen kannst: Hautkontakt.
    Damit er ja nicht versehentlich nach links zum Nemec schaut, hat der Brenner jetzt ganz starr auf die andere Seite hinübergeschaut, wo der Andi am Arm der handlosen Deutschen gehängt ist. Aber wie lange er auch den Andi anschaut und wie oft ihm dem Andi seine Aussagen in der
Pinzgauer Post
durch den Kopf gehen, es ist nichts dabei, was den Brenner weitergebracht hätte:
    «Ich bleib sitzen und wundere mich noch, wieso der Lorenz zu seinem Onkel hinausgeht. Er nimmt den Hahn heraus, aber statt daß er ihn in den Tank des Allrad steckt, richtet er ihn wie eine Pistole auf seinen Onkel. Der ist selber schuld, weil er schon wieder die brennende Zigarette im Mund hat. Steht er natürlich in Flammen. Und dann weiß ich nur noch, wie der Lorenz Feuer fängt und dann der Allrad, und dann sehe ich mich, wie ich auf der Seepromenade renne. Da sind zwar ein paar hundert Meter dazwischen, aber die weiß ich nicht mehr, und dann hör ich schon die Sirene und dann den Krankenwagen.»
    «Früher haben ja alle nur die Geranien am Balkon gehabt, weil sie leicht zum Überwintern sind», hört der Brenner jetzt die bekannte Stimme in seinem linken Ohr.
    «Jaja, die Geranien. Sind halt heutzutage nicht mehr so schön. Mir geht ja nichts über die Petunien.»
    «Ja, schon schön, Petunien. Schön schon. Aber schwer zum Überwintern.»
    «Überwintern, wer tut denn das heute noch. Seit wir die Sauna haben, hätte ich ja gar keinen Platz mehr im Keller zum Balkonblumen-Überwintern.»
    «Ja, einen guten Platz braucht man. Und sogar dann ist es noch nicht sicher bei den Petunien.»
    Jetzt hat der Brenner genau gewußt, daß er diese Stimme kennt. Gut kennt. Aber er ist einfach nicht darauf gekommen, wem sie gehört. Das hat ihn jetzt so nervös gemacht, daß ihm dieser Fehler passiert ist. Will er sich umdrehen, aber auf die falsche Seite. Und natürlich, da kommt er nicht weit, weil da steht ja der Nemec. Schaut er. dem Nemec direkt in die Augen. Und der grinst ihn an und fragt:
    «Kennst du den?»
    Dem Brenner ist vorgekommen, daß der Nemec dabei mit dem Kopf in Richtung Pfarrer deutet, der gerade die Umstehenden mit Weihwasser besprüht. Natürlich hat er den Pfarrer gekannt, ist noch nicht lange hergewesen, hat der ihn auf die Idee mit der Engljähringer gebracht. Aber das flinke Männlein von der Sonntagabendmesse ist heute wie verwandelt gewesen. Mit seiner bleichen, bis auf die Knochen abgemagerten Gestalt und dem schiefen aschblonden Kopf hat er heute ausgesehen wie extra für ein Begräbnis gemacht. Jetzt hat man sich eher gefragt, wie bringt der eine Hochzeit über die Bühne oder etwas Fröhliches, sagen wir, was tut der bei einer Auferstehung.
    Aber der Brenner hat die Frage seines Exchefs wieder einmal falsch verstanden. Weil der Nemec hat gar nicht mit dem Kopf zum Pfarrer hinübergedeutet. Eigentlich hätte der Brenner wissen müssen, was der Nemec meint, wenn er fragt:
    «Kennst du den?»
    Weil das ist so eine Gewohnheit vom Nemec gewesen. Der hat immer den Kopf so eigenartig zurückgeworfen, bevor er einen Witz erzählt hat, daß du geglaubt hast, er muß sich einen vergessenen Witz wieder quasi aus dem Unbewußten hinten ins Gedächtnis vorschütteln.
    «Geht eine Frau in einen Sexshop und kauft sich einen Vibrator», sagt der Nemec.
    Aber der Brenner schaut demonstrativ weg, zum Pfarrer hinüber.
    «Fragt sie den Verkäufer, wie man ihn verwendet, und der sagt, genau wie den Penis des Mannes.»
    Der Nemec hat sich nicht einmal die Mühe gemacht zu flüstern. Eine Ministrantin, das ist die Tochter vom Feinkost-Fürstauer gewesen, hat dem Pfarrer jetzt das Weihrauchfaß gereicht. Und der Pfarrer hat mit gravitätischen Bewegungen den Rauch über den ganzen Friedhof verteilt, daß du geglaubt hast, irgendwo brennt eine Tankstelle.
    Das mußt du dir so vorstellen: Das Silberfaß hält er an der silbernen Kette hoch über seinem Kopf, und so schwenkt er es. Und jedesmal, wenn das Faß zurückschwenkt, schlägt es an der Silberkette an: «klack — klack — klack — klack», das hast du am ganzen Friedhof gehört, auch wenn du hinten gestanden bist und nichts gesehen hast.
    Aber der Brenner hat es natürlich alles gesehen. Nur genützt hat ihm das auch nichts, also daß er demonstrativ zum Pfarrer hinüberschaut, wie ihm der Nemec seinen Witz erzählen will. Der Nemec hat sich davon überhaupt nicht irritieren lassen und sagt

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