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Auferstehung der Toten

Auferstehung der Toten

Titel: Auferstehung der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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Weil die Tür zwischen dem Vorraum und dem Wohnzimmer ist ganz offen gestanden. Der Vorraum hat einen grauen Plastikboden gehabt, und das Wohnzimmer ist mit einem flauschigen weißen Teppichboden ausgelegt gewesen. Das ist dem Brenner wieder aufgefallen, das mit der Kamera fällt ihm nicht auf, aber ein Teppichboden fällt ihm wieder auf.
    «Sie können die Schuhe ruhig anlassen», sagt die Deutsche.
    Weil natürlich hat sie sein Zögern bemerkt. Einerseits hat es ihm widerstrebt, mit den Straßenschuhen auf den weißen Teppich. Aber andererseits. Das Wohnzimmer in Socken betreten, das wäre ihm in dem Moment wie der Beitritt zur Heidnischen Kirche vorgekommen.
    «Nehmen Sie doch Platz!» sagt die Deutsche freundlich, nachdem er ein paar zaghafte Schritte über den weißen Teppich gemacht hat, und der ist so weich gewesen, daß man richtig eingesunken ist.
    Jetzt ist das eine richtige Wohnlandschaft rund um den gläsernen Couchtisch gewesen, also Platz genug. Auf einer Bank ist die Deutsche gesessen und neben ihr der Andi, also so, daß sie zur Tür geschaut haben, durch die der Brenner hereingekommen ist. Die Clare ist mit dem Rücken zur Fensterfront gesessen, weil gegenüber der Fensterfront ist der Fernseher gelaufen, aber ohne Ton. Er hat kurz überlegt, wie die Clare reagieren würde, wenn er sich direkt ihr gegenüber hinsetzt, und zwar so, daß sie den Fernseher nicht mehr sieht. Aber dann hat er gesagt:
    «Ich stehe lieber.»
    «Möchten Sie etwas trinken?»
    Von den Migränetabletten hat er immer einen furchtbaren Durst bekommen, da hat er oft an einem Tag fünf, sechs Liter Wasser getrunken. Und heute gleich drei Tabletten und praktisch noch kein Wasser getrunken, da kannst du dir vorstellen, was für einen Durst er gehabt hat.
    «Nein, danke. Keinen Durst.»
    Jetzt ist die Deutsche ein bißchen ärgerlich geworden, auf so eine Art, die der Brenner noch nie gemocht hat:
    «Setzen Sie sich doch!»
    Er hat diesen Ton einfach nicht leiden können. Wenn ihm jemand so aufgebracht gekommen ist. Und besonders wenn es eine alte Frau gewesen ist, da ist er besonders empfindlich gewesen, vielleicht psychologisch.
    Früher haben die Erwachsenen immer diesen selbstgerechten Ton gehabt, wenn sie etwas wegen der Haare gesagt haben, wie der Brenner noch lange Haare gehabt hat, also sechziger Jahre. Dieses unterdrückte Aufbrausen hat ihn jetzt momentan daran erinnert. Daß es nicht natürlich ist, wenn du nicht zum Frisör gehst.
    Das ist lange hergewesen. Vor über 20 Jahren hat er sie sich abschneiden lassen. Am Anfang haben ihn die Leute nicht wiedererkannt. Sogar die besten Freunde haben eine Schrecksekunde gebraucht, bis sie ihn identifiziert haben.
    «Ich stehe lieber.»
    «Wie Sie wollen. Warum sind Sie denn – was macht mir denn die Ehre? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?»
    «Es geht eigentlich nicht um Sie.»
    Jetzt schaut der Brenner den Andi neben der Deutschen an und sagt:
    «Es tut mir leid. Aber der Lorenz ist tot.»
    Jetzt natürlich die Deutsche, heiliger Zorn:
    «Wollen Sie uns quälen? Zwei Tage nach dem Begräbnis müssen Sie schon Scherze darüber machen?»
    Weil sie hat es nicht wissen können. Aber der Andi natürlich, den hast du jetzt fast nicht mehr gesehen, so ist er in der Couch versunken. Weil die Wohnlandschaft ist beige gewesen, und der Andi ist jetzt auch so beige gewesen, daß er sich fast nicht mehr von der Wohnlandschaft abgehoben hat. Nur seine wasserblauen Augen haben um so erschrockener aus der Wohnlandschaft herausgestarrt.
    Tschechenaugen, hat der Brenner bei sich gedacht und gesagt:
    «Gestern nacht ist der Lorenz in einem Kapruner Gasthaus aufgetaucht. Hat sich mit einer Flasche Rum vergiftet. Und heute früh hat ihn die Wirtin tot aufgefunden.»
    Aber die Deutsche hat es nicht glauben wollen:
    «Und wer hat ihn identifiziert?»
    «Ich», sagt der Brenner.
    «In welchem Gasthaus denn?» sagt die Deutsche. Aber jetzt ist sie schon nicht mehr so resolut gewesen.
    «Eigentlich wollte ich was fragen», sagt der Brenner.
    Der Andi hat nur stumm genickt. Weil natürlich, der Andi hat gewußt, was jetzt kommt.
    «Willst du lieber mit mir allein reden?» sagt der Brenner.
    Nein, deutet der Andi.
    «Du hast allen erzählt, daß der Lorenz zusammen mit dem Vergolder verbrannt ist. Obwohl du genau gesehen hast, daß der Lorenz davongekommen ist.»
    Der Brenner hat dem Andi in die Augen geschaut. Also, wie zwei hellblaue Druckknöpfe, die im Abstand von ein paar Zentimetern in die beige

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