Auferstehung
nicht, Mann! Schieß mir nicht in den Bauch!
Warum willst du das tun?«
»Ich wollte zu
meinem Sohn, und du hast dich mir in den Weg gestellt.«
Damit drückte
er den Abzug. Miccelis Schreie gingen im Lärm der Waffe unter.
Blut strömte aus dem Loch in
seinem Bauch, und er versuchte verzweifelt, seine Eingeweide in sich zu halten.
Die Sehnen an seinem Hals ragten vor Schmerzen angespannt dick hervor. Dann
begann er, zu zittern und mit den Zähnen zu klappern.
»Du Arschloch«, winselte er. »Du
beschissenes Arschloch.«
»Sag, Miccelli, wie fühlt es sich
an, in den Bauch geschossen und zurückgelassen zu werden?«
Jim rannte los, als die vom Schuss
und Miccellis Geschrei angelockten Zombies in ihre Richtung steuerten.
Er brach durch die Büsche hervor
auf die Straße und drehte sich um. Zwar hatte er einen ordentlichen Vorsprung,
doch die Zombies waren immer noch in Sichtweite und stapften beständig auf
Havenbrook zu.
Die können nicht alle hinter mir
her sein.
Im Wald schwoll Miccellis Gebrüll
an. In seine Schreie mischte sich das schauerliche Gelächter der Zombies. Aber
Jim vernahm auch Geräusche weiterer Verfolger. Einige der Kreaturen kamen in
seine Richtung. Offenbar hatten nur ein paar von ihnen angehalten, um sich an
dem Sterbenden zu laben. Die anderen rückten weiter vor. Warum? Wohin wollten
sie? Kurz dachte er darüber nach und gelangte zu dem
Schluss, dass sie den
Konvoi verfolgten. Nur eine Handvoll der Kreaturen war bewaffnet, dennoch
hatten sie anscheinend vor, den Kampf fortzusetzen. Als befolgten sie jemandes
Befehle ... Die Erkenntnis jagte ihm einen Schauder über den Rücken. Er schlang
sich das Gewehr über die Schulter und rannte weiter. Früher hatte Jim immer
über Horrorfilme gelacht, in denen das Opfer mitten auf der Straße entlanglief,
statt sich im Wald zu verstecken, doch nun
ertappte er sich dabei, genau das zu tun.
Miccellis Schreie verfolgten ihn,
bis sie schließlich zu einem Wimmern verebbten und dann ganz verstummten.
Jim fand einen hohlen Eichenstamm,
das Opfer eines Blitzschlags aus ferner Vergangenheit, und versteckte sich in
dessen trockener, muffiger Enge. In dem am Straßenrand stehenden Baum verborgen
wartete er, bis die schlurfenden, verwesenden Scharen an ihm vorübergezogen
waren.
Die Herkunft der Zombies war
mannigfaltig. Der Großteil waren Kinder und Teenager aus dem Waisenhaus, aber
auch die Einwohner von Hellertown und sogar ein paar Dutzend Soldaten aus
Schows bunt zusammengewürfelter Gruppe marschierten ihrem Ziel entgegen.
Schwarze, Weiße, Lateinamerikaner, Asiaten — der Tod kannte keine
Diskriminierung. Einige trugen Waffen, andere begleitete nur ihr Hunger, der
wie eine fast greifbare Wolke der Bedrohung über ihnen zu hängen schien. Manche
bewegten sich rasch vorwärts, andere humpelten hinterdrein, weil verstümmelte
oder fehlende Gliedmaßen sie behinderten. Eine Kreatur in besonders schlimmer
Verfassung stolperte vorüber. Als sie Jims Versteck passierte, löste sich das
Fleisch von ihrem Bein
und platschte auf die Straße wie
eine weggeworfene Bananenschale.
Mittlerweile waren die Zombies
rings um ihn. Jim duckte sich in den Baum, so tief er konnte. Wenn sie ihn nun
fanden, wäre alles umsonst gewesen. Aus der Enge seines Verstecks gab es kein
Entkommen.
Irgendwann ließen ihr Gestank und
ihr Lärm nach. Sie waren weg und näherten sich dem, was Jim für ihr Ziel hielt:
Havenbrook.
Kurze Zeit später verließ er den
Baumstamm. Er durchquerte einen Sumpf auf der gegenüberhegenden Seite der
Fernstraße. Sollte eine größere Konfrontation zwischen Schows Männern und den
Zombies ausbrechen, müsste es ihm gelingen, sie unbemerkt zu umgehen und sich
den Weg nach Norden zu bahnen. Wenn es ihm gelänge, einen Wagen zu finden, war
es durchaus denkbar, dass er in etwas mehr als einer Stunde bei Danny sein
könnte.
Er watete durch das stehende,
knöchelhohe Wasser und schob mit den Händen das Schilf beiseite. Jim war froh,
dass Martin nicht bei ihm war. Für den alten Mann wäre der Marsch durch das
Moor mehr als beschwerlich.
Unwillkürlich blitzte eine
Erinnerung in ihm auf: ihre Unterhaltung im Wohnzimmer der Clendenans, während
Del-mas im Sterben lag.
Vielleicht sollte es so sein, Jim.
Ich könnte ja hier bei den beiden bleiben, während Sie weiterziehen.
Nein, Martin. Ich kann Sie nicht
hierlassen. Sie haben mich begleitet, mir Ihre Freundschaft und Unterstützung
angeboten. Es wäre nicht richtig.
Dann dachte er an Baker
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