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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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inbrünstiger als je zuvor in seinem Leben zu beten.
    Baker wog seine Möglichkeiten ab.
Wenn er Schows Befehl verweigerte, würde man ihn an Ort und Stelle erschießen.
Wenn er Havenbrook hingegen betrat, bestand zumindest die Chance, dass er am
Tor vorbeirennen und sich in einem der Gebäude verstecken könnte. Sofern jedoch
seine Theorie über Ob stimmte, erwartete ihn in dem Komplex ein noch
schlimmeres Schicksal - der Tod durch die Hände der Untoten.
    Während sowohl Schow als auch
Gonzalez ihre Waffen auf ihn gerichtet hielten, drehte er sich zum Torhaus um.
Seine Füße fühlten sich so leicht an, als stünde er auf einem Förderband. Seine
Sinne waren überempfindlich. Die Sonne brannte ihm sengend heiß auf den Nacken.
Seine Kopfhaut schmerzte an der Stelle, wo Schow daran gezogen hatte. Alles war
still, als hielte die Umgebung selbst den Atem an. Weder Vögel noch Insekten
waren zu hören — lebendige oder untote. Hinter sich hörte er das Knistern eines
Funkgeräts. Jemand nieste, jemand anders legte ein neues Magazin in seine Waffe
ein.
    Mittlerweile befand er sich vor
dem Torhaus. Viele Jahre lang war er zweimal täglich durch diesen Eingang
gefahren. Als er erst vor wenigen Tagen aus Havenbrook geflohen war, hätte er
nie damit gerechnet, die Einrichtung je wiederzusehen. Die Torwächter hatte er
namentlich gekannt, sie regelmäßig nach ihren Kindern und Frauen gefragt und
ihnen zu Weihnachten eine Prämie gewährt. Wo waren sie jetzt? Lauerten sie in
der Hütte in den Schatten und warteten sie nur darauf, dass er daran
vorbeiging?
    Nein, das schien lächerlich. Wären
sie auf ihre Posten zurückgekehrt, nachdem sie wiederauferstanden waren, wären
sie bereits dort gewesen, als er damals flüchtete. Andererseits: Wer hatte das
Schild an der Zufahrt verschandelt? Das war erst vor kurzer Zeit geschehen -
vor sehr kurzer Zeit.
    Abgehacktes statisches Rauschen
ertönte, als neuerlich ein Funkgerät knisterte. Er hörte das Geräusch von
Getrieben, als der Geschützturm des Panzers seinem Weg folgte.
    »Weiter, Professor!«, rief Schow.
»Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Hinter uns naht der Feind! In fünf
Sekunden schieße ich. Tun Sie einfach so, als wären Sie ein Hausierer.«
    Auf die letzte Äußerung folgte
ausgelassenes Gelächter der Soldaten.
    Baker holte tief Luft, hielt den
Atem an und dachte an Wurm.
    »Es tut mir leid.« Er begann, den
Satz wie ein Mantra unaufhörlich vor sich hinzumurmeln.
    Dann durchschritt er das offene
Tor.
    EINUNDZWANZIG
    Der Wind blies Jim entgegen,
weshalb er sie kommen hörte, bevor er sie roch. Ihr Grunzen und ihre wüsten
Flüche hallten durch den Wald. Laub raschelte unter ihren schlurfenden Füßen,
als sie sich bei der Verfolgung des Konvois unweigerlich seinem Standort
näherten. Ein aufgeschreckter lebender Vogel erhob sich aus seinem Versteck in
den Ästen in die Lüfte. Sekunden später stieß das Tier einen kreischenden Laut
aus, als es von einem seiner untoten Artgenossen geschnappt wurde.
    Mit hämmerndem Puls und aufs
Äußerste angespannten Sinnen sah Jim sich um. Die Straße stellte den
schnellsten Weg dar, war jedoch zu ungeschützt. Dort wäre er ein dankbares
Ziel. Der Wald bot Schutz, aber das dichte Unterholz, das ihn verbarg, würde
ihn gleichzeitig aufhalten.
    Raschelnd kam etwas auf ihn zu.
Jim erstarrte und hielt den Atem an. Ein widerwärtiger Geruch stieg ihm in die
Nase, und seine Augen begannen zu tränen, als die Kreatur an ihm vorbeizog. Der
Zombie war so nah, dass er die Fliegen unter dessen Haut summen hörte.
    Aber er ging an ihm vorüber und
schleppte sich Richtung Straße. Jim blies den Atem aus und wartete, bis die
Kreatur sich außer Hörweite befand. Als die Gefahr vorüber schien, löste er
sich aus seiner Erstarrung und rannte los.
    Sofort ertönte
hinter ihm ein heiserer Schrei. Er war gesichtet worden.
    »Hierher, kleines Schweinchen!«
    Jim preschte parallel zur Straße
durch das Unterholz. Zweige peitschten ihm ins Gesicht, und aus dem Boden
ragende Wurzeln drohten bei jedem Schritt, ihn zu Fall zu bringen. Das Laub
raschelte unter seinen rennenden Füßen, wodurch er weitere Aufmerksamkeit auf
sich zog.
    Etwas Untotes brach vor ihm aus
dem Gebüsch. Jim lief nach rechts und entfernte sich von der Straße. Der
Zombie, der ein nutzloses Bein hinter sich her schleifte, nahm humpelnd die
Verfolgung auf. Die Kreatur war mit einem Bogen aus Fiberglasgemisch bewaffnet
und feuerte einen Pfeil auf ihn ab. Das Geschoss zischte

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