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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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beigebracht habe.«
    Ein letztes Mal sah er sich im
Zimmer um, dann schaute er aus dem Fenster zur Scheune.
    »Die Sonne geht bald auf, und ich
bin so müde. Mein Bein schmerzt grässlich. Es wird schön sein, deine Mama
wiederzusehen.«
    Damit griff er das Bett entlang
hinab, hob den Lauf der Schrotflinte an und drückte ihn sich fest zwischen die
Augen. Das Metall fühlte sich kühl auf seiner fiebrigen Haut an, was er
tröstlich fand. »Ich liebe dich, Jason.«
    Jason zog das Gewehr weg, beugte
sich vor und küsste den Abdruck, den der Lauf hinterlassen hatte. »Ich liebe
dich auch, Papa.«
    Dann setzte er die Schrotflinte
wieder an und schlang den Finger um den Abzug. Die Tränen waren versiegt.
Delmas schloss die Augen.
    Das Gebrüll des Schusses peitschte
durch das Haus und brachte die Geräusche des Ziegenmelkers und der Grillen jäh
zum Verstummen. Martin zuckte zusammen, dann bet ete er noch
inbrünstiger weiter. Jim blieb kurz stehen, ehe er auf die Tür
zuging.
    »Nein«, hielt Martin ihn auf.
»Lassen wir ihm noch einen
    Augenblick.«
    Jim nickte, dann zerriss ein
zweiter Schuss die Stille der Nacht.
    Sie rannten zum Schlafzimmer, doch
bevor sie die Tür öffneten, wusste Jim bereits, was sie vorfinden würden.
    Martin rang nach Luft. »O mein
Gott! Jim, gehen Sie nicht da rein!«
    In dem Raum stank es nach Kordit.
Rauchschwaden kräuselten sich in der Luft. Delmas Leichnam kauerte
zusammengesunken im Bett. Seine Schädeldecke glitt die Tapete hinter ihm hinab.
Jason lag ausgestreckt auf dem Boden. Seine Finger umklammerten die Schrotflinte.
Unter ihm breitete sich eine Blutlache aus.
    Jim durchquerte das Zimmer, kniete
sich neben den Leichnam und entfernte die Waffe aus Jasons leblosem Griff.
    »Nein, nein, nein, nein, nein!«,
wiederholte er unablässig wie ein Mantra. Dann stimmte er einen einzigen,
langen Klagelaut an. Martin erinnerte er an Romane, in denen die Autoren das
Geräusch mit einem Neeeeeeiiiiiiiin zum Ausdruck brachten. Allerdings
hatte er es noch nie von einem wirklichen Menschen gehört.
    »Jim, vielleicht sollten wir ...«
    Jim wandte das Gesicht zur Decke
empor und brüllte.
    »Dannyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy!*
    Draußen schrie der Ziegenmelker
zurück.
    DREIZEHN
    »Langsamer!«, schrie Frankie. Ihr Arm baumelte aus dem Autofenster. »Wenn du uns um die
Leitplanke wickelst, dürfte es nicht einfach werden, einen Krankenwagen
aufzutreiben.«
    »Wenn das hier Texas wäre«, raunte Eddie, »hätten wir breite, offene Straßen zum Fahren.« Er ließ den Wagen
aufheulen, und die Tachometernadel kroch auf über hundertvierzig
Stundenkilometer, als er um die verbeulten Wracks kurvte, mit denen die
Autobahn übersät war.
    »Wenn das Texas wäre«, gab Frankie
zurück, »dann wäre ich schon in der Hölle.« »Magst du Texas nicht?«
    »Ich war nie dort und hab's auch
jetzt nicht vor. Gibt's da nicht nur Cowboys und Rinder?«
    »Ach, Scheiße nein, Schätzchen.
Wir haben Städte, neben denen wirkt Baltimore winzig. Und ein Nachtleben, das
würdest du nicht glauben! Die beste Countrymusic außerhalb von Nashville.
Zumindest, bevor all das angefangen hat.« »Countrymusic? Würg.« »Was ist
verkehrt an Countrymusic?« »Das ist doch bloß Hinterwäldlerlärm.« Sie wandte
sich der Straße zu und brüllte: »Pass auf!«
    Ein umgekippter Tankwagen lag
mitten auf der Autobahn und blockierte alle drei Fahrspuren. Fluchend schwenkte
Eddie auf den Pannenstreifen. Der Nissan holperte und schlitterte über die
grasbewachsene Böschung. Die Räder drehten durch und drohten, sie in den Graben
zu befördern. Dann fanden sie Halt, und Eddie hatte alle Hände voll zu tun, um
gegenzulenken und den Laster zurück auf die Autobahn zu manövrieren.
    »Das war knapp«, murmelte er. Er
stupste den Cowboyhut zurück und wischte sich mit der fleischigen Handfläche
über die Stirn. »Tut mir leid.«
    »Schon gut«, meinte Frankie
zuckersüß. »UND JETZT FAHR GEFÄLLIGST LANGSAMER!«
    »Roter Käfer!«, rief der Bunte
John vom Rücksitz, als sie einen verwrackten Volkswagen passierten. Dabei
zupfte er verspielt an Frankies Schulter.
    »Ich weiß nicht, warum wir diesen
Idioten mitnehmen mussten«, meinte Eddie mürrisch. »Jeder mit einem Fingerhut voll
Verstand kann sehen, dass er nicht richtig tickt.«
    »Wir haben ihn mitgenommen, weil
er lebendig ist«, erklärte Frankie zum wiederholten Mal. Allmählich neigte sich
ihre Geduld mit dem stämmigen Texaner dem Ende zu. »Und wenn er lebendig ist,
verdient

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