Auferstehung
ich
reisetauglich bin.«
»Sie sehen mir eindeutig aus, als
ginge es Ihnen besser.«
»Es geht mir auch besser, aber ihn
zu fahren ist unmöglich. Mit diesem kaputten Bein können wir ihn nicht
transportieren.«
»Also warten wir.«
»Und Danny ...« Jim schluckte und konnte
den Satz nicht beenden.
»Es tut mir so leid, Jim.«
Martin sank auf das Sofa und legte
die Füße hoch. Jim begann wieder auf und ab zu laufen.
»Vielleicht sollte es so sein,
Jim. Ich könnte ja hier bei den beiden bleiben, während Sie weiterziehen.«
Jim dachte darüber nach.
»Nein, Martín. Ich kann Sie nicht
hierlassen. Sie haben mich begleitet, mir Ihre Freundschaft und Unterstützung
angeboten. Es wäre nicht richtig.«
»Vielleicht, aber das bedeutet
nicht, dass es nicht Gottes Plan ist. Vielleicht braucht der Herr mich hier.«
»Lassen Sie mich darüber
nachdenken. Bis es draußen hell wird, können wir ohnehin nichts unternehmen.«
In der Dunkelheit krächzte vor dem
Klagechor der zirpenden Grillen ein Kauz seinen einsamen Ruf. Martin ging ans
Fenster.
»Meine Mutter hat immer gesagt,
wenn man bei Sonnenuntergang einen Kauz hört, bedeutet das, jemand, der einem
nahesteht, wird sterben.«
»Meine Leute haben dasselbe
gesagt«, gab Jim zurück. »Wenn es stimmt, müssen sie in letzter Zeit
schrecklich oft rufen.«
Jason erwachte mitten in der
Nacht. Er war zusammengesunken auf dem Stuhl neben dem Bett seines Vaters
eingeschlafen. Der Junge streckte die Beine, gähnte und ging zu seinem Vater.
Delmas lag völlig still. Kurz spürte Jason, wie Panik in ihm aufzusteigen
drohte. Dann seufzte er vor Erleichterung, als er den leisen Atem seines Vaters
hörte,
Jasons Blase ließ ihn mit einigem
Nachdruck wissen, dass er pinkeln musste. Auf Zehenspitzen schlich er zur Tür
und spähte hinaus ins Wohnzimmer. Pfarrer Martin lag auf der Couch. Er murmelte
und zuckte unruhig im Schlaf. Jim saß dem Fenster zugewandt da und zeichnete
sich als Umriss im Mondlicht ab. Er starrte auf etwas in seinen Händen.
»Mr. Thurmond«, flüsterte Jason, aber
Jim drehte sich nicht um und zeigte auch sonst keine Regung.
Jason ging leise hinter ihn. Jim
hielt ein brieftaschengroßes Foto eines kleinen Jungen zwischen den Fingern.
«Jim«, flüsterte Jason, und
diesmal hörte er ihn. Mit trübem Bück schaute Jim zu ihm.
»Hallo, Jason«,
murmelte er müde. »Kannst du nicht schlafen?«
»Ich muss pinkeln. Und Sie?« »Ich
kann nicht schlafen.« »Ist das Danny?«
»Ja, das ist er«, seufzte Jim und
wandte sich wieder dem Foto zu, bevor er es zurück in die Brieftasche schob.
»Wie geht es deinem Vater?« »Er schläft. Ich schätze, das ist gut.« »Es kann
jedenfalls nicht schaden«, pflichtete Jim ihm bei. Mittlerweile hüpfte Jason
von einem Fuß auf den anderen. »Geh ruhig aufs Klo. Ich passe auf deinen Vater
auf, solange du weg bist.« »Danke.«
Jim stand auf und ging leise ins
Schlafzimmer. Die Verschlechterung von Delmas' Zustand erschreckte ihn.
Natürlich hatte er nicht erwartet, dass der Mann auf den Beinen sein und
herumhüpfen würde, aber es ging wesentlich rascher bergab mit ihm, als Jim
gedacht hatte.
Seine Haut hatte eine
gespenstische Blässe angenommen, und um seine Augen prangten dicke, dunkle
Ringe. Trotz ihrer Bemühungen konnte Jim die Infektion riechen, die Delmas von
innen verfaulen ließ. Der Gestank erinnerte Jim an Hotdogs in einem
Mikrowellenofen. Unwillkürlich musste erwürgen. Delmas' Bein war entsetzlich
geschwollen, und das Fleisch glitzerte im Kerzenschein. Purpurschwarze Flecken
sprenkelten seinen Oberschenkel und seine Wade, und die Venen traten durch die
Haut hervor.
Aus dem Badezimmer hörte Jim das
Geräusch der Toilet-tenspülung. Mit einem letzten, mitleidigen Blick auf Delmas
wandte er sich zum Gehen. »Töten Sie mich.«
Jäh wirbelte er herum. Clendenan
war wach und musterte ihn.
»Töten Sie mich«, keuchte er
erneut. »Lassen Sie nicht zu dass ich...«
Jim ging an seine Seite und
versuchte, ihn zu beruhigen. »Genug geredet. Sie wollen Ihrem Sohn doch keine
Angst einjagen.«
»Töten Sie mich!«, beharrte
Delmas. Mit einem plötzlichen Anflug von Kraft ergriff er Jims Hemd und umklammerte
es.
»Hey«, protestierte Jim, »was soll
das?« »Hören Sie mir zu, Thurmond! Ich will nicht wie diese Dinger da draußen
werden! Ich will nicht, dass Jason mich so sieht. Sie müssen mich unter die
Erde bringen.«
»Reden Sie keinen Unsinn«,
beschwichtigte ihn Jim. »Sie kommen wieder in Ordnung,
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