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Aufgeflogen - Roman

Aufgeflogen - Roman

Titel: Aufgeflogen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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bist du?« Seine Mom. »Die Polizei möchte dich sprechen.«
     
    Nein, er wird nicht vorgeladen. Sie warten schon auf ihn, als er nach Hause kommt. Das neue Handy hat er vorsichtshalber in der Garage versteckt. Wer weiß, vielleicht durchsuchen sie ihn.
    »Sie erlauben doch, dass ich bei der Befragung dabeibleibe. Mein Sohn ist noch nicht volljährig.«
    Typisch Dad. Aber heute ist Christoph froh um seine beschützende Haltung. Dad wird von ihm ablenken mit seinen einstudierten Anwaltssprüchen.
    »Selbstverständlich können Sie von uns jede Hilfe erwarten, wenn es um die Aufklärung eines Verbrechens geht.«
    »Darf ich fragen, was passiert ist?« Christoph stellt sich dumm.
    »Ein Hausverwalter in Kreuzberg wurde tot aufgefunden, er ist die Kellertreppe hinuntergefallen   – oder hinuntergestürzt worden.«
    »Was habe ich damit zu tun?«, fragt Christoph.
    »Die Fragen stellen wir.«
    Die Kripobeamten teilen sich die Aufgabe. Der eine nickt und tut freundlich, der andere mustert Christoph argwöhnisch.
    »Wo waren Sie heute den ganzen Nachmittag und Abend?«
    Mist, er hat sich nicht um ein Alibi gekümmert. Irgendwer hätte ihn irgendwo sehen müssen. Aber nichts. Er war einfach nur unterwegs. Und hat sich nicht überlegt, was er sagen könnte.
    »Nach der Schule bin ich nach Hause gekommen.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    Christoph schüttelt den Kopf: »Meine Eltern waren nicht da, aber meine Mutter hat mir was zum Essen hingestellt, und das habe ich gegessen, das kann man doch nachprüfen.«
    Der eine Kripobeamte nickt. Good Guy.
    Bad Guy fragt weiter: »Wann bist du wieder gegangen?«
    Er ist zum ›Du‹ übergegangen. Aber es klingt nicht vertraulich.
    »Um zwei oder drei Uhr, glaube ich.«
    »Glaubst du oder weißt du?«
    »Ich weiß es nicht genau.«
    »Wo warst du dann?«
    »Im Kino.«
    »Allein?«
    Christoph nickt. Ihm ist nichts Dümmeres eingefallen. Aber das wäre zumindest eine Möglichkeit, zwei oder drei Stunden dieses Nachmittags abzudecken, für den er so gar kein Alibi hat.
    »Wo und was?«
    »Eine Spielberg-Retrospektive im Gloria. Ich war im ›Weißen Hai‹.«
    »Eintrittskarte?«
    »Hab ich weggeworfen.«
    »Erzähl mal was zur Geschichte.«
    Christoph erzählt. Er kennt den Film aus dem Fernsehen. Er wird ausführlich. Und im hintersten Winkel seines Kopfes denkt er darüber nach, wie er die letzten paar Stunden dieses Tages erklären könnte.
    »Okay, okay, du hast den Film gesehen«, sagt der Polizist, und es soll wohl so klingen, als ob er ihm die Geschichte abkauft. »Was dann?«
    »Ich habe mir eine Cola gekauft und bin in den nächsten Film gegangen.«
    Er sieht, dass ihm niemand glaubt, nicht einmalsein Vater. Aber der bemüht sich, das nicht zu zeigen.
    »Ein Cineast.« Der Polizist sagt es spöttisch.
    »Wir sind alle sehr kinobegeistert«, meint der Vater. »Und Spielberg ist nun mal ein Meister seines Fachs.«
    »Was war’s denn dieses Mal? Derselbe Film?«
    »Nein. ›Die Farbe Lila‹.«
    Christoph wird heiß und kalt. Diesen Film hat er nicht gesehen. Isabel und er hatten ihn im Kinoprogramm angestrichen, wollten vielleicht reingehen. Aber daraus wurde nichts. Alles ist anders als gestern. Alles.
    Doch es kommt keine Frage nach der Geschichte. Nur nach der Eintrittskarte. Wieder schüttelt Christoph den Kopf.
    Die Beamten wechseln einen Blick.
    »Was hat das mit dem toten Hausverwalter zu tun?«, fragt Christoph. Er muss den Eindruck erwecken, dass er keine Ahnung hat, was sie von ihm wollen. Auf keinen Fall darf es so aussehen, als wüsste er bereits etwas.
    »In dem Haus lebt eine Freundin von dir.«
    Christoph bemüht sich, den Überraschten zu spielen. Er sieht der Mimik seines Vaters an, dass ihm dies nicht besonders überzeugend gelingt.
    Der weniger freundliche Cop übernimmt das Fragen.
    »Isabel Hernandez ist doch deine Freundin?«
    »Wir gehen in eine Klasse und sind befreundet, ja.«
    »Wie sehr?«
    Christoph zögert kurz. Muss er alles sagen? Ein fragender Blick zum Vater.
    »Antworten Sie bitte.«
    Aha, wir sind wieder beim ›Sie‹, denkt Christoph.
    »Sie ist nach den Weihnachtsferien in meine Klasse gekommen. Ich habe ihr in Mathe geholfen, wir haben uns angefreundet.«
    »Ein sehr verschlossenes Mädchen«, ergänzt sein Vater. »Sie war ein paarmal hier, wegen der Nachhilfe.«
    »Das haben Sie uns bereits gesagt.« Der Beamte klingt kühl.
    »Aber sie hat doch nichts mit dem Tod des Hausmeisters zu tun, oder?« Christoph will endlich etwas erfahren,

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