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Aufgeflogen - Roman

Aufgeflogen - Roman

Titel: Aufgeflogen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Isabel. Oft genug werden Leute wie sie und er um ihren Lohn gebracht, weil sie sich nirgends beschweren können. Weil sie keine Rechte haben.
    »Mehmet hat mir den Job hier besorgt. Er kennt den Händler.«
    »Ich weiß, er hat mir ja auch gesagt, wo ich dich finde.«
    »In meinem eigenen Auto«, sagt Adamu und spielt mit dem Lenkrad.
    Er lacht, Isabel bemüht sich um ein Lächeln.
    »Und was hast du hier zu tun?«
    »Fast dasselbe wie in der Küche. Die Reste weg und dann sauber machen, was man noch braucht.«
    »Ehrlich: In der Küche war es wärmer.«
    »Aber doch ganz ähnlich wie hier: Es kam zurück, was die Deutschen übrig gelassen hatten.«
    »Mülltrennung«, meint Isabel und Adamu schmunzelt.
    »Die Deutschen trennen gerne, nicht nur den Müll.«
    Isabel lacht nicht. Sie beißt in das Brot, sie sieht, wie schnell es kleiner wird, und wünscht sich, sie hätte noch eins.
    Adamu errät ihre Gedanken.
    »Ich gebe dir Geld mit«, sagt er.
    »Aber du hast doch selbst nicht viel.«
    »Und du hast gar nichts.«
    Seine Fürsorge rührt sie.
    »Warum findet die Polizei den Mörder von Kröger nicht?«, fragt sie.
    Adamu zuckt die Schultern.
    »Sie haben auch die Tatwaffe noch nicht. Das habe ich von Mehmet gehört.«
    Isabel will nicht zugeben, dass sie Kröger im Kellerhat liegen sehen. In einer Lache Blut, die Augen weit aufgerissen. Selbst Adamu vertraut sie nicht, obwohl sie sich jetzt zu ihm geflüchtet hat. Sie hat Angst, er könnte auch denken, sie sei die Täterin.
    Wieder das Bild vor Augen, wieder kommt die Angst zurück. Sie hat Mühe, das Zittern zu unterdrücken.
    »Vielleicht ein Stück Holz, hat Mehmet gesagt.«
    Isabel sieht ihn nachdenklich an.
    »Ja, ich habe manchmal Holz hochgetragen für Kröger«, sagt Adamu, als könnte er ihre Gedanken erraten. »Aber ich habe nicht mit einem Stück Holz auf ihn eingeschlagen.«
    Einen Moment schweigen sie beide. Unsicher sehen sie sich an.
    Adamus Blick sagt: Wir misstrauen uns alle. Jeder hatte einen Grund, ihn zu töten.
    »Es war sinnlos, ihn umzubringen«, sagt sie dann. »Es gibt zu viele Krögers. Und einer mehr oder weniger ändert diese Welt nicht. Ziehst du um, triffst du den nächsten, sie sind überall.«
    Sie würde so gerne bleiben.
    Sie sieht, dass Adamu nur einen Schlafsack hat. Trotzdem zögert sie zu gehen.
    Da   – das Martinshorn. In unmittelbarer Nähe.
    Sie sehen sich an, jeder sieht nur die Augen des anderen blitzen, denn es ist schon viel zu dunkel. In der Ferne leuchtet ein Blaulicht.
    Gleichzeitig öffnen sie die Tür. Adamu steckt ihr noch schnell Geld zu. Sie will es nicht nehmen, aber sie braucht es. Immer noch fällt es ihr schwer, auf Hilfe angewiesen zu sein.
    »Danke.«
    »Wo willst du hin?«, fragt Adamu.
    »Ich weiß noch ein ziemlich sicheres Versteck«, sagt Isabel. »Aber ich wünschte, ich müsste da nicht hin.«
    Dann verschwindet sie in der Nacht, während Adamu sich den Schlafsack vom Rücksitz holt.

20.   Kapitel
    Endlich dürfen sie gehen. Kein Wort sagt sein Vater. Öffnet die Beifahrertür des Autos, sieht ihn auffordernd an. Christoph zögert einen Moment, da packt ihn der Vater am Arm, zieht ihn näher. Gerade noch, dass er ihm nicht die Hand auf den Kopf legt und ihn ins Auto drückt, wie es Polizisten im Fernsehen manchmal bei einer Verhaftung machen.
    »Ich muss Eugenia anrufen«, sagt Christoph.
    »Es ist zu spät, das hast du doch gehört.«
    »Vielleicht hat sie noch eine Chance   …«
    Keine Antwort.
    »Sie verdächtigen nun Isabel oder Eugenia, nicht wahr?«, fragt er seinen Vater.
    »Reicht es dir nicht, dass du raus bist?«
    »Nein. Vor allem nicht, wenn es zulasten meiner Freundin geht.«
    Der Vater schnallt sich an, startet den Wagen und fährt los. Beherrscht und konzentriert, doch Christoph sieht, dass er vor Wut kocht.
     
    Die Umarmung seiner Mutter, die vielen Fragen. Er versucht von zu Hause Eugenia zu erreichen, aber esgelingt ihm nicht. Auch Isabel geht nicht an ihr Handy. Er duscht, zieht sich frisch an, hält sich an Alltagsdingen fest, denn seine Gedanken drehen sich im Kreis.
    Was ist passiert? Was kann er für die beiden noch tun?
    »Mom, könntest du nicht zum Waldhaus von Reichardts fahren   …«
    »Hör auf, Christoph, es ist vorbei.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Was auch immer mit Eugenia und Isabel passiert   – du kannst ihnen nicht mehr helfen.«
    »Aber der Mörder von Kröger   …«
    Da verliert sein Vater die Beherrschung.
    »Hör auf!«, brüllt er. »Du

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