Aufregende Leidenschaft
war der Typ, der das Stück auf der Stelle verkaufen würde, wenn er wüsste, wie wertvoll es war.
Das Ledersofa war auch nicht mehr das jüngste und hatte seinem Besitzer offensichtlich mehr als einmal als Schlaflager gedient. Sally fragte sich kurz, ob er es auch zu anderen, dynamischeren Zwecken benutzt hatte. Nein, freizügige Sexualität war in dieser Fantasie nicht vorgesehen. Der hart gesottene Detektiv war keiner, der Klientinnen auf die Bürocouch warf. Auch wenn er sündhaft schöne blaue Augen hatte.
„Rauchen Sie immer so viel?“, fragte Sally unverblümt und setzte sich neben seinen Füßen auf den Schreibtisch, wobei die Hälfte der Papiere auf dem Fußboden landete. „Kein Wunder, dass Ihre Stimme wie Schotter klingt und das Büro wie Giftmüll riecht. Wenn Sie so weitermachen, werden Sie jung sterben.“
Er starrte sie an, als könnte er ihre Unverfrorenheit gar nicht fassen. Den Gesichtsausdruck hatte sie oft genug gesehen – und ließ sich davon nicht bremsen. „Zu spät“, sagte er. „Das junge Sterben habe ich um mindestens fünf Jahre verpasst. Sie dagegen könnten es noch schaffen, wenn Sie mir nicht bald erzählen, was Sie wollen.“
Sie ließ ihre langen Beine hin und her baumeln. Sie hatte wundervolle Beine – lang und wohlgeformt, und sie trug einen Rock, der sie zur Geltung brachte. Privatdetektive ließen sich normalerweise von Frauenbeinen faszinieren, aber Diamond wirkte völlig uninteressiert. Vielleicht hätte sie oben noch einen oder zwei Knöpfe öffnen sollen.
„Warum wollen Sie mich nicht als Klientin?“, fragte Sally.
Er seufzte genüsslich, ließ den Stuhl noch weiter nach hinten kippen und musterte sie mit diesen sündigen Augen. „Sie bedeuten Ärger, Lady. Von Ihren nagelneuen Schuhen bis zur teuren Nobelfrisur sind Sie die Art von Klientin, von der ich mich lieber fernhalte.“
Sie sah sich vielsagend um. „Offensichtlich. Ich zahle sehr gut.“
„Und ich habe Skrupel. Maßstäbe. Ich weiß, so etwas mag Ihnen fremd sein, aber ich breche für niemanden das Gesetz.“
„Wovon leben Sie?“
Er zögerte, aber es war klar, dass sie seinen alten Schreibtisch nicht freiwillig räumen würde. Und wenn er sie loswerden wollte, würde er sie schon durch das Fenster werfen müssen, das sie bereits beschädigt hatte. „Scheidungen“, sagte er schließlich.
„Ziemlich mies.“
„Hey, man kann davon leben. Und jetzt erzählen Sie mir, was Sie wollen, und ich schicke Sie zu jemanden, der Ihnen helfen kann.“
„Wie kommen Sie darauf, dass Sie mir nicht helfen können?“ Sie schaukelte mit den Beinen und registrierte zufrieden, dass sein Blick ihnen folgte.
„Instinkt. Wenn man so alt wird wie ich, lernt man, wem man vertrauen kann.“
„Ach ja, Ihr fortgeschrittenes Alter. Das ist jetzt das zweite Mal, dass Sie es erwähnen. Sie sind achtunddreißig Jahre alt. Ich glaube kaum, dass Sie das fürs Altersheim qualifiziert.“
Diesmal war sie zu weit gegangen. Er ließ den Stuhl nach vorn kippen, und seine bisher passive Miene wurde geradezu bedrohlich. Sally fragte sich erstmals, ob sie die Situation wirklich im Griff hatte.
„Woher wissen Sie, dass ich achtunddreißig bin?“, fragte Diamond.
„Einfach. Als ich beschloss, Sie zu engagieren, habe ich Sie überprüfen lassen.“
Er setzte sich verblüfft zurück. „Sie haben mich überprüfen lassen? Warum zum Teufel, heuern Sie Privatdetektive an, um einen Privatdetektiv ausforschen zu lassen?“
„Ich habe Sie nicht ausforschen lassen. Ich habe lediglich bei der Lizenzierungsbehörde nachgefragt, ob Sie seriös sind.“
Er schien ihr zu glauben. Jedenfalls nannte er sie nicht sofort eine Lügnerin. „Und wieso widerfährt mir die Ehre, von Ihnen ausgewählt zu werden? Ich mache keine Werbung an Bussen oder Parkbänken.“
„Aber Sie stehen in den Gelben Seiten.“
Er sah sie an. „Die Gelben Seiten“, wiederholte er. „Allein in denen der Bay Area stehen über zweihundert Privatdetektive. Warum ich?“
„Ist das nicht offensichtlich?“, gab sie fröhlich zurück.
„Für mich nicht.“
„Ihr Name. Er klingt wie der eines Privatdetektivs.“ Sie lächelte. „Als ich ihn sah, wusste ich, Sie sind genau der Richtige für den Job. Ich meine, warum sollte ich jemanden wie Edwin Brunce oder Liebowitz, Inc., anheuern, wenn es jemanden namens James Diamond gibt?“
Er schüttelte den Kopf. „Ärger“, murmelte er und drückte die Zigarette aus, ohne sich die Nächste anzustecken.
Weitere Kostenlose Bücher