Aufregende Leidenschaft
stand er auf, um sich die Hände zu waschen. Jemand ist gerade aufs Anwesen gefahren.“
Sally sprang auf. „Ich sehe nach, wer es ist.“
„Ihr Vater hat nicht ohne Grund ein Vermögen für diese Alarmanlage ausgegeben, Miss Sally. Seien Sie nicht so unvorsichtig, die Tür zu öffnen, ohne vorher auf den Monitor zu schauen.“
Sie grinste. „Ich verspreche es.“ Sie eilte in die Halle. Das Haus steckte voller Alarmanlagen und Überwachungskameras. Jenkins würden jeden Besucher im Auge behalten können. Nur in ihrem Bad und Schlafzimmer nicht. Und es gab niemanden, den sie mit nach oben in ihr Schlafzimmer nehmen würde. Schon gar nicht James Diamond.
Noch bevor sie die Tür öffnete, ohne vorher auf den kleinen Bildschirm zu sehen, wusste Sally, dass es Diamond war. Sie postierte sich im Eingang und beobachtete mit leicht gerunzelter Stirn, wie sein klappriger VW vor dem Haus hielt.
Er entfaltete seine lange Gestalt aus dem kleinen Wagen und kam die breiten Marmorstufen herauf. „Sie scheinen nicht überrascht zu sein, mich zu sehen“, sagte er mit seiner tiefen Stimme, die sich ungemein sexy anhörte.
„Sie sind Privatdetektiv. Wenn Sie meine schlichte Tarnung nicht durchschaut und mich nicht gefunden hätten, wären Sie es nicht wert, von mir engagiert zu werden.“
„Schlicht ist die richtige Bezeichnung. Glauben Sie etwa, ich hätte ‚Die Spur des Falken‘ nie gelesen?“
Sie ließ den Blick an ihm hinabwandern. Er trug dieselben Sachen wie vorhin – einen dunklen, zerknitterten Anzug, eine locker sitzende, extravagante Krawatte und die verdammten Sportschuhe. Noch immer kein Hut, aber nicht schlecht. „Sie haben ‚Die Spur des Falken‘ gesehen“, bestätigte sie. „Sonst wären sie nicht so dicht dran.“
„An was?“
„An dem klassischen hart gesottenen Privatdetektiv“, sagte sie. „Ich habe es Ihnen schon erklärt: Genau deshalb habe ich Sie engagiert. Ich wünschte nur, ich wüsste, welchen Wagen Sie fahren sollten. Der Käfer passt einfach nicht.“
„Sie haben mich nicht engagiert, ich habe den Fall noch nicht übernommen. Und was haben Sie gegen meinen Wagen? Ich fahre den, den ich mir leisten kann, und das ist eben ein 1974er Superkäfer mit wegrostendem Boden.“
„Natürlich habe ich Sie engagiert“, sagte Sally mit gelassener Selbstsicherheit. „Warum hätten Sie sonst herkommen sollen? Vor fünfzig Jahren wäre ein schwarzer Packard ideal gewesen, aber heute …“
„Nein, wäre er nicht. Der Packard war ein Luxuswagen. Kein Privatdetektiv, der etwas auf sich hielt, hätte einen gefahren. Philip Marlowe fuhr einen Chrysler.“
Sie vergaß den Mund zu schließen. „Diamond, ich liebe Sie“, sagte sie und ging auf ihn zu. Jeder Mann, der Philip Marlowe versteht …
Er hob abwehrend den Arm. „Bleiben Sie auf Distanz, Miss MacArthur. Ich bin nicht hergekommen, um Ihre abartigen Sexualträume zu erfüllen.“
Die Worte stoppten sie wirkungsvoller als der Arm. Lauren Bacall hätte Humphrey Bogart eine Ohrfeige verpasst, aber Bogey hätte sie erwidert. Und James Diamond auch. Sally beschränkte sich auf einen eisigen Blick. „Meine Träume sind weder abartig noch sexuell. Wenn überhaupt, dann neige ich zur Romantik, aber Sie sind nicht hier, um mein Bett zu füllen. Sie sind hier, um meine Schwester zu finden.“
„Falsch. Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass ich den Job noch immer nicht übernehme.“
Ihre Verärgerung legte sich schlagartig. Die Situation machte ihr Spaß. Sally lehnte sich an den Türrahmen, legte ein langes Bein über das andere. Sie sah, wie sein Blick kurz nach unten zuckte, dann nach oben über ihre Schulter. Also war er doch nicht so immun, wie sie gedacht hatte. Es gab durchaus noch Hoffnung.
„Gibt es einen besonderen Grund, weswegen Sie den weiten Weg hierher gemacht haben, nur um mir das mitzuteilen? Sie hatten den Job doch schon so gut wie abgelehnt, als Sie mich aus Ihrem Büro warfen. Dachten Sie, ich hätte es nicht kapiert?“
„Ich glaube, damit Sie etwas kapieren, muss Ihnen schon eine Mauer auf den Kopf fallen.“
Sie sah sich um. „Die Wände hier sind ziemlich stabil. Schade, dass ich Ihre Fähigkeiten überschätzt habe, Diamond. Ich hätte gleich wissen müssen, dass dies für Sie zu schwierig …“
„Sparen Sie sich den Blödsinn. Wenn ich wollte, könnte ich Ihre Schwester in vierundzwanzig Stunden finden.“
„Warum tun Sie es dann nicht? Unter Arbeitsüberlastung leiden Sie sicher nicht, und ich kann
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