Aufregende Leidenschaft
„Einfach nur Ärger. Warum erzählen Sie mir nicht von Ihrer Schwester, damit ich Sie ein für alle Mal loswerde?“
„Das wird nicht so einfach.“ Sie schwang sich vom Schreibtisch. Er hatte ihre Beine lange genug bewundert. Der Rest von ihr war eigentlich nicht sein Stil. Ein hart gesottener Privatdetektiv wie Diamond wusste eine Porzellanhaut, seidig schwarzes Haar, strahlend blaue Augen und eine wohl gerundete Figur sicher nicht zu schätzen. Wahrscheinlich stand er eher auf schlanke Frauen mit platinblondem Haar. „Wie ich schon sagte, Sie sollen meine Schwester finden.“
„Und was ist Ihrer Schwester passiert, und warum kann die Polizei Ihnen nicht helfen, und was zum Teufel tun Sie da?“
„Ich koche Kaffee“, erwiderte sie unbeschwert, obwohl sie nicht recht wusste, wie man mit einem Elektrokessel umging. „Und bei der Polizei war ich nicht.“
„Warum nicht?“
„Es ist eine Familiensache. Meine Schwester … genauer gesagt, Lucy ist meine Halbschwester. Meine Mutter hat drei Ehemänner verschlissen, und leider war Lucys Vater der Einzige ohne Geld. Jedenfalls hat Lucy sich mit einem unsympathischen Typen eingelassen und ist mit etwas verschwunden, das sie nicht hätte mitnehmen dürfen. Ich muss sie zurückholen, den Gegenstand zurückstellen, bevor sein Fehlen bemerkt wird, und ihren Freund loswerden. Eigentlich ist alles ganz einfach.“
Er starrte sie an, mit widerwilliger Faszination. „Einfach“, murmelte er. „Ich soll diesen Freund umbringen?“
Sie lächelte. „Das kommt für Sie wohl nicht infrage, was? Es würde die meisten Probleme lösen.“
„Es kommt nicht infrage.“
Sie füllte klumpigen Pulverkaffee in zwei Wegwerfbecher. „Habe ich auch nicht erwartet. Wir werden uns etwas anderes ausdenken müssen.“ Sally goss kochendes Wasser ein, stellte den Kessel zurück und reichte Diamond einen der Becher. „Trinken Sie Ihren Kaffee, und ich erzähle Ihnen Einzelheiten über meine Schwester.“
Er starrte auf das klumpige Pulver, das wie Nuggets auf dem heißen Wasser trieb. „Ich brauche Milch und Zucker.“
„Machen Sie sich nicht lächerlich. Ein Mann wie Sie trinkt ihn schwarz“, sagte sie und ließ sich auf das altersschwache Sofa fallen. Trotz der tiefen Kuhle in der Mitte war es überraschend bequem.
„Ein Mann wie ich trinkt ihn mit Milch und Zucker.“
Sie erwiderte nichts. Sie hatte nachgesehen. Im Zuckertopf krabbelten Ameisen. Der Kaffeeweißer war ein einziger Klumpen. „Lucy ist seit fünf Tagen verschwunden. Ich schätze, uns bleiben noch weitere fünf Tage, bis die Bombe platzt.“
„Was passiert in fünf Tagen?“
„Mein Vater kehrt aus Asien zurück, stellt fest, dass seine geliebte Chinafigur fehlt, und rastet aus. Er ist ein strenger Mann. Ihm ist egal, ob meine Schwester die Schuldige ist. Ihm wäre es auch egal, wenn ich die Schuldige wäre. Er hat einen biblischen Sinn für Gerechtigkeit, und Lucy würde hinter Gittern landen. Lucy würde das Gefängnis nicht überleben.“
„Sie würden sich wundern, wie viele Menschen es überleben“, entgegnete Diamond und nippte an seinem schwarzen Kaffee.
„Lucy nicht. Sie ist anders als ich. Sie ist flatterhaft, unpraktisch, etwas dumm.“
„Anders als Sie“, murmelte er trocken. „Ich wette, sie redet auch zu viel.“
Sally nickte. „Unaufhörlich. Eigentlich wundert es mich, dass Vinnie es mit ihr aushält. Ich habe ihn immer verrückt gemacht und …“ Ihr Mundwerk war mal wieder mit ihr durchgegangen.
„Sie waren mal mit dem unsympathischen Typen Ihrer Schwester liiert?“
Sally überlegte, ob sie lügen sollte, ließ es aber bleiben. „Ich war mit ihm verlobt. Bis ich feststellte, dass er mehr an der Sammlung meines Vaters als an mir interessiert war. Ich habe ihm einen Tritt gegeben. Und dann hatte Lucy plötzlich Sterne in den Augen, und die Figur war verschwunden. Kurz darauf waren auch Lucy und Vinnie verschwunden. Vater ist auf dem Weg nach Hause, und ich muss etwas unternehmen.“
„In fünf Tagen“, sagte Diamond nachdenklich. „Ich nehme an, Sie haben keine Idee, wohin die beiden sind?“
Sie setzte sich auf. „Natürlich habe ich eine. Ich erwarte nichts Unmögliches. Ich habe eine ziemlich genaue Idee, wohin sie sind, ich weiß bloß nicht, wie ich den Ort finde.“
„Aber Sie lassen mich Ihre Idee wissen?“
„Noch besser. Ich begleite Sie.“
„Nein, das tun Sie nicht. Wenn ich diesen Job übernehme, erledige ich ihn allein.“
„Machen Sie sich
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