Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
nach einem Beispiel zu suchen, das sich für die Ohren einer Dame eignete, fand aber keins und sprach weiter:
    «Schimpfnamen, sag ich Ihnen, Miss. Und ich sag zu ihm – wohlgemerkt, das war, bevor ich meine Streifen kriegte; da war ich noch ein Gemeiner, genau wie Huggins – ich sag also zu ihm: ‹Jetzt reicht’s mir aber langsam.› Und er sagt zu mir – Na ja, jedenfalls gab’s dann eine schöne Prügelei mit allem Drum und Dran.»
    «Du lieber Gott!» rief Harriet.
    «Ja, Miss. Wir lagen damals im Quartier, und wie uns am nächsten Morgen der Spieß zum Appell antreten läßt – auwei! Da waren wir vielleicht ’n Bild fürs Familienalbum! Der Spieß – das war übrigens Hauptsergeant Toop, von dem ich vorhin erzählt hab, daß er verheiratet ist – der hat nichts gesagt; wußte Bescheid. Und der Adjutant wußte auch Bescheid und hat nichts gesagt. Und mittendrin plötzlich – wen sehen wir da ankommen? Den Major! Der Adjutant läßt uns also in Linie antreten und stillstehen, und ich steh da und hoffe nur, daß Huggins nicht noch schlimmer aussieht als ich. ‹Guten Morgen›, sagt der Major, und der Spieß und der Adjutant: ‹Guten Morgen, Sir.› Und er unterhält sich so ein bißchen mit dem Spieß, und ich sehe, wie sein Blick an der Reihe rauf- und runtergeht. ‹Hauptsergeant!› sagt er plötzlich. ‹Sir?› sagt der Spieß. ‹Was hat denn der Mann da mit seinem Gesicht angestellt?› fragt er – und meint mich. ‹Sir?› meint der Spieß und guckt ganz überrascht, als wenn er mich noch gar nicht gesehen hätte. ‹Sieht aus, als ob er einen ganz häßlichen Unfall gehabt hätte›, sagt der Major. ‹Und was ist mit dem andern? So was sehe ich gar nicht gern. Kein erfreulicher Anblick. Lassen Sie die beiden vortreten.› Und der Spieß läßt uns also vortreten. ‹Hm›, macht der Major, ‹verstehe. Wie heißt dieser Mann?› – ‹Padgett, Sir›, sagt der Spieß. ‹Aha›, sagt er. ‹Nun, Padgett, wie haben Sie das denn angestellt, daß Sie so aussehen?› – ‹Ich bin über einen Putzeimer gestolpert, Sir›, sag ich und starre mit dem einzigen Auge, aus dem ich noch was sehen kann, an seinem Gesicht vorbei. ‹Über einen Putzeimer?› sagte er. ‹Ein ungeschicktes Ding, so ein Putzeimer. Und der andere – der ist dann wohl über den Schrubber gestolpert, nicht wahr, Hauptsergeant?› – ‹Der Herr Major möchte wissen, ob Sie über einen Schrubber gestolpert sind›, sagt der Spieß zu Huggins. ‹Jawohl, Sir›, sagt Huggins, als wenn ihm was im Mund weh täte. ‹Nun gut›, sagt der Major, ‹wenn die andern weggetreten sind, geben Sie diesen beiden Männern einen Putzeimer und einen Schrubber und kommandieren sie zum Revierreinigen ab, damit sie lernen, mit so gefährlichen Gegenständen umzugehen.› – ‹Jawohl, Sir›, sagt der Spieß. ‹Weitermachen›, sagt der Major. Und wir machen also weiter. Und hinterher sagt Huggins zu mir: ‹Meinst du, der wußte Bescheid?› – ‹Wußte Bescheid?› sag ich. ‹Na klar wußte der Bescheid. Gibt nicht viel, was der nicht weiß.› Und von da an hat Huggins seine Schimpfwörter für sich behalten.»
    Harriet äußerte sich anerkennend über die genüßlich vorgetragene Anekdote und verabschiedete sich von Padgett. Aus irgendeinem unerfindlichen Grunde schien die Episode mit dem Putzeimer und dem Schrubber Padgett zu Peters lebenslangem Sklaven gemacht zu haben. Männer waren schon sehr komisch.
    Als sie zurückging, war niemand unter dem Torbogen beim Speisesaal, aber als sie an der Westseite der Kapelle vorbeikam, glaubte sie etwas Dunkles zu sehen, das schattengleich in den Dozentengarten hinüberging. Sie folgte. Ihre Augen gewöhnten sich allmählich an das Halbdunkel der Sommernacht, und da sah sie eine Gestalt mit raschen Schritten über den Rasen gehen, immer auf und ab und auf und ab, und hörte ihr langes Kleid über das Gras schleifen.
    Nur ein einziger Mensch im ganzen College hatte an diesem Abend ein langes Kleid getragen, und das war Miss Hillyard. Eineinhalb Stunden lang ging sie im Dozentengarten auf und ab.

18. Kapitel
    Geht, sagt diesem närrischen Gesellen, meinem Patensohn, er soll nach Hause gehn. Es ist nicht Zeit, hier seine Possen zu treiben!
    KÖNIGIN ELIZABETH I
     
    «Oho!» sagte die Dekanin.
    Sie blickte interessiert aus dem Fenster des Gemeinschaftsraums, die Teetasse in der Hand.
    «Was gibt’s?» erkundigte sich Miss Allison.
    «Wer ist nur dieser unglaublich schöne junge

Weitere Kostenlose Bücher