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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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machen?»
    «Mit dem größten Vergnügen», sagte Wimsey förmlich.
    Sie lief in ihr Zimmer, um das Manuskript zu holen, und beobachtete aus dem Fenster, wie die Familie Wimsey den Streit unter sich ausfocht. Als sie mit dem Päckchen herunterkam, erwartete der Neffe sie mit ziemlich gerötetem Gesicht am Eingang zum Tudor-Bau.
    «Bitte, ich muß mich entschuldigen.»
    «Das glaube ich auch», sagte Harriet streng. «Ich kann mich hier in meinem eigenen College nicht so blamieren lassen. Das kann ich mir offen gestanden nicht leisten.»
    «Es tut mir ausgesprochen leid», sagte Lord Saint-George. «Es war sehr gemein von mir. Ehrlich gesagt, ich hatte nichts weiter damit im Sinn als meinen Onkel zu ärgern. Und falls Ihnen das eine Genugtuung ist», fügte er zerknirscht hinzu, «es ist mir gelungen.»
    «Seien Sie etwas netter zu ihm. Er ist sehr nett zu Ihnen.»
    «Ich werde brav sein», sagte Peters Neffe und nahm ihr artig das Päckchen ab, und sie gingen einvernehmlich in Richtung Pforte, wo Peter wieder zu ihnen stieß.
    «So ein Lausebengel!» schimpfte Wimsey, nachdem er Saint-George vorausgeschickt hatte, um den Motor anzuwerfen.
    «Ach, Peter, regen Sie sich doch nicht über jede Kleinigkeit so furchtbar auf. Was ist denn schon passiert? Er wollte Sie doch nur aufziehen.»
    «Schlimm, daß ihm dafür nichts Besseres einfällt. Ich scheine der sprichwörtliche Mühlstein an Ihrem Hals zu sein, und je eher ich mich zurückziehe, desto besser.»
    «Mein Gott!» rief Harriet ärgerlich. «Wenn Sie so überempfindlich sind, ist es wirklich besser für Sie, wenn Sie sich zurückziehen. Das habe ich Ihnen schon einmal gesagt.»
    Lord Saint-George schien der Meinung zu sein, daß die beiden recht lange brauchten, und ließ ein fröhliches «Hei-didel-didi-pom-pom» mit der Hupe ertönen.
    «Herrgott noch mal!» schimpfte Peter. Er war mit einem Satz beim Wagen, stieß seinen Neffen wütend vom Fahrersitz, knallte vernehmlich die Tür des Daimler zu und jagte mit brüllendem Motor die Straße hinauf. Harriet fühlte sich aus heiterem Himmel von einer miserablen Laune gepackt und ging den Weg zurück, entschlossen, ihre Wut bis zur Neige auszukosten; kräftig bestärkt wurde sie in diesem Bemühen, als sie feststellen mußte, daß die Episode in der Loggia das Kollegium ungemein fasziniert hatte; überdies teilte ihr Miss Allison nach dem Essen dann noch mit, daß Miss Hillyard, als sie davon erfuhr, ein paar sehr unfreundliche Bemerkungen über sie gemacht habe, die zu erfahren nur Harriets gutes Recht sei.
     
    O Gott! dachte Harriet, allein in ihrem Zimmer. Was habe ich Schlimmeres getan als Tausende andere, außer daß ich das Pech hatte, wegen Mordes vor Gericht gestellt zu werden und die ganze elende Geschichte ans Tageslicht gezerrt wurde? … Man sollte doch meinen, ich wäre genug gestraft … Aber keiner kann es auch nur für einen Augenblick vergessen … Ich kann es nicht vergessen … Peter kann es nicht vergessen … Wenn Peter nicht verrückt wäre, würde er’s aufgeben … Er muß doch einsehen, wie aussichtslos das ist … Meint er, es macht mir Spaß, ihn stellvertretend für mich leiden zu sehen? … Glaubt er wirklich, ich könnte ihn je heiraten, nur um des Vergnügens willen, ihn Qualen ausstehen zu sehen? … Sieht er nicht, daß es für mich nur noch die eine Möglichkeit gibt, mich aus allem herauszuhalten? … Welcher Teufel hat mich nur geritten, ihn nach Oxford zu holen? … Ja – und ich hatte es mir so schön vorgestellt, mich nach Oxford zurückzuziehen … um mir nun Miss Hillyards «unfreundliche Bemerkungen» über mich hinterbringen zu lassen; die ist sowieso halb verrückt, wenn man mich fragt … Jemand ist jedenfalls verrückt … So scheint es einem zu gehen, wenn man sich aus Liebe und Ehe und dem ganzen Zeug heraushalten will … Also, wenn Peter sich einbildet, ich würde «den Schutz seines Namens» annehmen und ihm dankbar sein, irrt er sich gewaltig … Ein elendes Leben wäre das für ihn … Es ist natürlich auch so ein elendes Leben für ihn, wenn er mich wirklich will – wenn – und nicht bekommen kann, was er will, nur weil ich das elende Pech hatte, für einen Mord vor Gericht gestellt zu werden, den ich nicht begangen habe … Wie es aussieht, wird es so oder so die Hölle für ihn sein … Nun, soll er sie eben haben, das ist seine Sache … Schade, daß er mich vor dem Galgen gerettet hat – wahrscheinlich wünscht er jetzt, er hätte mich in Ruhe gelassen

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