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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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gerade auf einer Bahre fortgetragen.»
    «Stimmt, Sir. Ich hatte das Vergnügen, Sie ausgraben zu helfen.»
    «Ich weiß. Und ich bin richtig froh, Sie hier zu sehen, aber noch froher war ich damals, Sie zu sehen.»
    «Klar, Sir. Du lieber Gott, Sir – na ja! Damals haben wir alle gedacht, jetzt sind Sie hin. Ich hab noch zu Hackett gesagt – Sie erinnern sich an den kleinen Hackett, Sir?»
    «Den kleinen Kerl mit den roten Haaren? Natürlich. Was ist aus ihm geworden?»
    «Fährt einen Lastwagen, drüben in Reading, Sir, verheiratet, drei Kinder. Ich sag also zu Hackett: ‹Lieber Gott›, sag ich, ‹jetzt hat’s das alte Glasauge erwischt› – Verzeihung, Sir – und er sagt: ‹So’n verdammtes Pech aber auch!› Und ich sag: ‹Jammer hier nicht rum – vielleicht ist er gar nicht hin.› Und da haben wir –»
    «Nein», sagte Wimsey, «ich glaube, der Schrecken war schlimmer als die Verletzungen. Unangenehmes Gefühl, lebendig begraben zu sein.»
    «Na ja, Sir! Wie wir Sie da unten in dem deutschen Unterstand gefunden haben, mit dem großen Balken über der Brust, da hab ich zu Hackett gesagt: ‹Du›, sag ich, ‹jedenfalls ist er noch da, und an einem Stück.› Und er sagt: ‹Den Fritzen sei Dank›, sagt er, womit er meinte, wenn die Deutschen da nicht den Unterstand gebaut hätten –»
    «O ja», sagte Wimsey, «da hatte ich ganz schön Glück. Aber den armen Mr. Danbury haben wir dabei verloren.»
    «Ja, Sir. Das war schon schlimm. So ein netter junger Herr. Haben Sie irgendwann noch mal was von Hauptmann Sidgwick zu sehen bekommen, Sir?»
    «Ja, erst neulich im Bellona Club. Leider geht’s ihm zur Zeit gar nicht gut. Hat ja mal ’ne Ladung Gas abbekommen, wie Sie wissen. Das spürt er noch in der Lunge.»
    «Tut mir leid, Sir. Wissen Sie noch, wie er sich wegen dem Schwein aufgeregt hat –?»
    «Pst, Padgett! Von dem Schwein erzählen wir lieber nicht zuviel.»
    «Nein, Sir. Aber wenn ich an den Braten denke – Hmmm!»
    Padgett leckte sich erinnerungsselig die Lippen. «Haben Sie schon gehört, was Hauptsergeant Toop passiert ist?»
    «Toop? Nein – den habe ich völlig aus den Augen verloren. Hoffentlich nichts Unangenehmes. Er war der beste Spieß, den ich je hatte.»
    «Oh, das war einer!» Padgetts Grinsen wurde noch breiter.
    «Na ja, Sir, jedenfalls ist er an die Richtige geraten! So’n ganz kleines Ding – nicht größer als so, aber mein lieber Mann –!»
    «Was Sie nicht sagen, Padgett!»
    «Doch, Sir. Wie ich noch im Zoo im Kamelhaus gearbeitet hab –»
    «Nein, Padgett!»
    «Doch, Sir – und da hab ich die beiden dort gesehen, und wir haben uns guten Tag gesagt. Bin sie dann später mal besuchen gegangen. Also, Sir! Die hat ihm vielleicht ’nen Hauptsergeanten gegeben! Richtig nach ihrer Pfeife tanzen mußte er. War schon ein Anblick, ein Kerl wie ein Baum –»
    «Und sie nur eine halbe Portion! Na ja! Tief sind die Mächtigen gefallen! Übrigens, wissen Sie, wem ich neulich über den Weg gelaufen bin? Sie werden vielleicht staunen –»
    Der Strom der Erinnerungen floß unaufhaltsam weiter, bis Wimsey sich plötzlich auf seine Manieren besann, sich bei Harriet entschuldigte, versprach, noch einmal wiederzukommen, um über die alten Zeiten zu plaudern, und sich schnell verzog. Der immer noch strahlende Padgett drückte das schwere Tor zu und schloß es ab.
    «Ah!» sagte er. «Kein bißchen hat er sich verändert, der Major. Natürlich war er damals viel jünger – gerade erst befördert, aber trotzdem ein richtig prima Offizier – und dem konnte man nichts vormachen, und wenn sich einer schlecht rasiert hatte – Allmächtiger!»
    Padgett, mit einer Hand auf das Mäuerchen seiner Pförtnerloge gestützt, verlor sich ganz in der guten alten Zeit.
    «‹Also, Männer!› war seine ständige Redensart, wenn wir wieder mal mit ’nem Luftangriff rechnen mußten, ‹also, Männer, wenn ihr schon vor euern Schöpfer treten müßt, dann tretet wenigstens anständig rasiert vor ihn hin.› Ach ja! Glasauge haben wir ihn immer genannt, wegen dem Monokel, aber das war nicht respektlos gemeint. Keiner von uns hat was auf ihn kommen lassen. Da kam mal einer von ’ner anderen Einheit zu uns, so’n richtiger Nörgler, mit dem auch keiner was zu tun haben wollte – Huggins hieß er, ja Huggins. Na ja, und der Kerl kommt sich Gott weiß wie witzig vor und fängt an, den Major ‹Bubi› zu nennen und ihn mit allerlei Schimpfnamen zu belegen –»
    Hier unterbrach sich Padgett, um

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