Aufstand der Maschinen
Zinssatz viel höher, und er bezweifelte, daß derartig niedrige Kreditzinsen jemals üblich gewesen waren. Irgend jemand subventionierte dieses Angebot, aber der Gebrauchtwagenhändler, bei dem Jerry arbeitete, kam dafür kaum in Frage.
Agnes klatschte vor Begeisterung in die Hände. »Wunderbar! Das sind die besten Bedingungen, von denen ich je gehört habe!«
»Der Wagen kann innerhalb einer Stunde vor dem Haus stehen«, versicherte Jerry ihr. »Die Kaufverträge haben bis morgen Zeit.«
»Nein!« sagte Charles Henry laut. »Ich habe nicht die Absicht, einen Wagen zu kaufen, aber wenn ich es wollte, würde ich bestimmt keinen nehmen, der bereits einen Mord begangen hat.«
Jerry starrte ihn verblüfft an. »Charlie, alter Freund ... hast du Mord gesagt?«
»Richtig, ich habe Mord gesagt«, stimmte Charles Henry zu. »Niemand ist dumm genug, um sich vor einen Wagen zu stellen, der in Betrieb ist. Das Auto muß sich selbst eingeschaltet haben und hat dann deinen Mister Palmer absichtlich auf die Hörner genommen.«
»Charles Henry, manchmal glaube ich wirklich, daß du nicht ganz richtig im Kopf bist«, sagte Agnes angewidert. »Du bist einfach verrückt! Verrückt!«
»Ich bin jedenfalls nicht verrückt genug, einen Kampfstier als Beförderungsmittel zu kaufen«, antwortete er ruhig.
Agnes stand auf und blieb dicht vor ihm stehen. »Ich habe die ganze Sache allmählich satt«, erklärte sie ihm. »Du hat mir lange genug erzählt, wir könnten uns kein Auto leisten, obwohl alle anderen dazu imstande sind. Du hast mir vorgerechnet, daß die U-Bahn billiger ist, du hast eine Ausrede nach der anderen erfunden, und du bist mir damit lange genug auf die Nerven gefallen! Ich kann das Gewinsel nicht mehr hören, verstanden?«
»Agnes, ich ...«
»Halt den Mund! Ich habe ein Anrecht auf einen gewissen Lebensstandard, und ich gebe mich nicht mit weniger zufrieden! Wir kaufen dieses Auto, selbst wenn ich dich entmündigen lassen muß, um die Verträge allein unterschreiben zu können!«
Charles Henry antwortete nicht, weil er genau wußte, daß Agnes lauter als er schreien konnte. Wie eine so schlanke und hübsche Frau Töne hervorbringen konnte, die besser zu einem wütenden Elefanten gepaßt hätten, war ihm schon immer ein Rätsel gewesen. Er kippte noch einen Whisky und ging zur Tür.
»He, wohin willst du?« kreischte Agnes.
»Ich gehe jetzt in die nächste Bar und besaufe mich«, erklärte Charles Henry ihr höflich und schloß die Tür hinter sich.
Eine halbe Stunde später stand er hilflos am Straßenrand, beobachtete den Verkehr und verfluchte seine eigene Dummheit. Er war bereits in vier Bars gewesen, ohne einen Drink zu bekommen. Fußgänger wurden in Drive-in-Bars nicht bedient. In allen vier Fällen hatte er nur riesige Parkplätze gesehen, auf denen die Gäste in ihren vollklimatisierten Autos saßen und sich die Drinks ans Fenster bringen ließen.
Er würde sich also nicht betrinken können, obwohl er in der richtigen Stimmung dafür war. Was sollte er sonst unternehmen? Er wollte erst nach Hause zurück, wenn er annehmen konnte, daß Agnes bereits fest schlief. Dann fiel ihm plötzlich etwas ein, und er hob den Kopf. Ja, das war eine Idee! Er war nicht allzu weit von Bettiroses Appartement entfernt. Wenn er sich schon nicht betrinken konnte, würde er wenigstens Bettirose besuchen. Er nahm die Schultern zurück und setzte sich in Bewegung.
Aber schon nach drei oder vier Schritten stand er vor einem Problem. Auf der Schnellstraße durch die Stadt floß ein unablässiger Verkehrsstrom, aber hier waren weder Unterführungen noch Übergänge für gelegentliche Fußgänger vorgesehen. Es gab nur Druckknöpfe, mit denen Fußgängerampeln in Betrieb gesetzt wurden. Sobald das rote Licht aufleuchtete, hielt der Verkehr an. Theoretisch löste das rote Licht einen Impuls aus, der die Elektronengehirne der wartenden Fahrzeuge zeitweise stillegte. Theoretisch konnten sie sich erst wieder bewegen, wenn das rote Licht erloschen war.
Charles Henry hatte sich schon oft gefragt, ob dieses System wirklich funktionierte, aber heute abend war er in der richtigen Stimmung, um es selbst auszuprobieren. Er drückte auf den Knopf, wartete fünf Minuten lang, bis der Verkehr zum Stehen gekommen war, weil ein hellroter Lichtstreifen wie eine Schranke über allen zwanzig Fahrspuren lag.
»Aha«, sagte Charles Henry und betrat die Fahrbahn unmittelbar vor einem geduckten Walden Belter. Der Motor des Wagens schien zu
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