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Aufstand der Maschinen

Aufstand der Maschinen

Titel: Aufstand der Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Henry Smith
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fahre. Es wäre doch wirklich schade um dieses Prachtstück, nicht wahr?«
    »Oh ... natürlich«, stimmte Charles Henry zu. »Wie dumm von mir.« Er bückte sich und sah unter den Wagen. Bettirose polierte liebevoll Stoßdämpfer, Kardanwelle und einige andere Teile, deren Namen er nicht kannte. Alle waren peinlich sauber und leuchteten geradezu.
    »Sie kümmern sich gut um Ihren Wagen«, murmelte er, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    Bettirose warf ihm einen verblüfften Blick aus blauen Augen zu. »Selbstverständlich! Ich kann nicht ausstehen, wenn ein Auto mißhandelt wird.«
    »Mißhandelt?«
    »Ja. Sie wissen schon – nicht so gepflegt, daß der Wagen seine Selbstachtung behält.«
    »Selbstachtung?«
    »Natürlich. Haben Sie noch nie einen armen Wagen gesehen, der schmutzig und reparaturbedürftig war? Man spürt ganz deutlich, daß er sich nicht wohlfühlt und es kaum ertragen kann, anderen Wagen begegnen zu müssen.«
    »Ah ... wie spüren Sie das?« erkundigte Charles Henry sich.
    »Wissen Sie das nicht? Haben Sie wirklich kein Gefühl für andere?«
    »Nun, ich bilde mir ein, andere recht gut zu verstehen ... zumindest Menschen.«
    »Oh, Menschen!« Bettirose zuckte mit den Schultern. »Die Menschen können für sich selbst sorgen, aber ein Auto ...« Sie strich zärtlich über den Vorderreifen.
    Charles Henry zuckte zusammen. »Manchmal glaube ich fast, daß die Autos ebenfalls für sich selbst sorgen können«, meinte er.
    »Wirklich?« Sie schien zu überlegen. »Nun ... vielleicht haben Sie recht ... aber ich glaube lieber daran, daß irgend jemand um ihr Wohl besorgt ist und daß Menschen, die sich um sie kümmern, einen Auftrag erfüllen, der hier auf Erden ihr Lebenszweck ist.«
    Charles Henry mußte sich beherrschen, um nicht wie beim Anblick des morgendlichen Unfalls zu reagieren. »Hören Sie, Bettirose«, sagte er, als er seinen Magen wieder unter Kontrolle hatte, »tragen Sie immer dieses lange Gewand, wenn Sie an Ihrem Wagen arbeiten?«
    »Ja, natürlich«, antwortete sie. »Es erinnert an die Roben von Priesterinnen aus dem Altertum. Ich lege es immer an, bevor ich mit der Wagenpflege beginne.«
    »Hmmm ... ja, natürlich«, murmelte Charles Henry und sah sich in der Garage um. An der linken Wand waren Kartons und Schachteln mit allen vorstellbaren Reinigungs- und Pflegemitteln aufgetürmt. Die einzigen Anzeichen dafür, daß hier auch ein Mensch wohnte, waren ein Feldbett, zwei Orangenkisten mit einem darübergelegten Brett, auf dem ein Handspiegel, einige Kosmetika und Toilettenartikel standen, und die wenigen Kleider an einem Haken in der Ecke. Bettirose gab offenbar den weitaus größten Teil ihres Gehalts für den Unterhalt ihres chromblitzenden Ungetüms aus.
    Nun begriff er auch, weshalb Jack Tyson sich von diesem Mädchen getrennt hatte. Er hatte bereits von Menschen gehört, die nur für ihr Auto lebten, aber er hatte noch nie einen in Aktion gesehen.
    »Nun, ich muß wieder gehen«, sagte er, als sie sich erneut ihrer Arbeit zuwandte.
    »Wirklich nett von Ihnen, daß Sie vorbeigekommen sind«, versicherte sie ihm, während sie ein imaginäres Staubkorn von der Hinterachse des Wagens entfernte. »Besuchen Sie uns bald wieder, wenn Sie Lust haben. Wir freuen uns immer darüber, wissen Sie. Chrome Beauty ist sehr gesellig und hat gern Besuch.«
    »Ja, natürlich ... selbstverständlich«, murmelte Charles Henry und wandte sich ab. Als er die Tür leise hinter sich schloß, wurde ihm zu seinem Bedauern klar, daß er offenbar nicht einmal dazu imstande war, seine Frau zu betrügen.

 
4.
     
    Agnes schlief bereits, als Charles Henry endlich nach Hause kam, deshalb ließ er sich auf der Veranda nieder und zog die Mecho-Bar zu sich heran. Er ließ sie fleißig arbeiten, bis er gegen drei Uhr ins Bett wankte. Er hätte am liebsten alle Ereignisse des vergangenen Tages vergessen, und der Alkohol half ihm dabei.
    Am nächsten Morgen schien sein Kopf zu einem Kürbis angeschwollen zu sein; Charles Henry nahm deshalb zwei Kopfschmerztabletten und trank nur einen halben Liter Tomatensaft, anstatt wie gewohnt zu frühstücken. Zu seiner Überraschung ließ Agnes sich nicht blicken. Offenbar hatte sie beschlossen, ihn zu ignorieren, und Charles Henry war seinem Schicksal dankbar.
    Im Laufe des Tages ignorierte er selbst Bettirose, die wie zufällig mehrmals an seinem Arbeitsplatz vorbeikam. Er sah ihr jedesmal bedauernd nach, ohne sie jedoch anzusprechen; er erinnerte sich an den vergangenen

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