Aufstand der Vampire
wußte nicht, was die Frauen mit ihm vorhatten, wo sie ihn hinbringen wollten.
Er erfuhr es wenige Sekunden später.
Die drei Fledermäuse flogen jetzt einen Kreis, und dann gab Nora das Kommando.
»Los!« rief sie.
Sechs Krallen lösten sich von der Kleidung des Dämons.
Es ging so schnell, daß der Dämon gar nicht begriff, waseigentlich geschehen war.
Und als er es endlich erfaßte, war es schon zu spät.
Wie ein Stein fiel er in die Tiefe.
Sein letzter verzweifelter Schrei verwehte in der sternklaren Sommernacht. Er vermischte sich mit dem triumphierenden Lachen der drei Vampirinnen. Wieder ein Dämon weniger in Wien. Und die letzten würden sie noch in dieser Nacht holen.
Mit der prophetischen Gewißheit flogen die Blutsaugerinnen wieder auf die Millionenstadt zu.
Kapitel 2
Niemand hätte unter dem Haus in der belebten Wiener Geschäftsstraße ein weitverzweigtes unterirdisches Tunnelnetz vermutet. In den zahlreichen Gängen, Winkeln und Nischen konnte sich ein Unkundiger verlaufen. Filmregisseure hätten sicherlich Spaß an diesem Gewölbe gehabt, doch daß keine Fremden dieses Reich betraten, dafür sorgte schon Rebecca, die Herrin des Hauses.
Die Frau hatte sich in Wien gut zurechtgefunden. Von hier aus steuerte sie ihre Pläne, hier war die Schaltzentrale ihres Reiches. Sie hatten Boten ausgesandt, die andere große Vampirsippen auf dem europäischen Kontinent mobil machen sollten. Rebecca wollte die Allianz der Vampire.
BLOOD IS BEAUTY!
Mehr denn je stand dieser Wahlspruch auf ihrem Programm. Jahrhundertelang waren die Vampire unterdrückt, waren von anderen Dämonensippen ins Abseits gestellt worden, doch das sollte nun anders werden.
Rebecca wollte zurückschlagen. Unter ihrer Herrschaft sollten die Vampire eine neue Blütezeit erleben.
Wien befand sich in den Händen der Blutsauger. Alle anderen Dämonen waren panikartig geflüchtet, und wenn sie nicht von selbst verschwanden, hatten Rebecca und ihre Freundinnen nachgeholfen. Wie Nora es in der vergangenen Nacht getan hatte.
Alles lief nach Plan.
Rebecca konnte zufrieden sein.
Sie war eine außergewöhnliche Erscheinung. Für eine Frau überdurchschnittlich groß, mit pechschwarzen, in der Mitte gescheitelten Haaren. Die dunkle Haarflut fiel bis über die Schultern und ließ das schmale bleiche Gesicht noch blasser erscheinen. In diesem Gesicht fielen besonders die großen dunklen Augen auf, die den Betrachter an tiefe Kohlenschächte denken ließen. Die Figur der Frau war tadellos. Rebecca trug ein langes weißes Kleid, dessen Schnitt die gut geformten Brüste besonders betonte.
Rebecca war nicht allein. Nora, ihre Vertraute, hielt sich noch im Raum auf. Die beiden Frauen saßen sich gegenüber und tranken aus wertvollen Pokalen blutroten Wein. Nora hatte soeben die Erfolgsmeldung gebracht, daß sich in Wien keine anderen Dämonen mehr aufhielten, außer den Vampiren.
Wien war praktisch gereinigt.
»Auf unseren Erfolg«, sagte Rebecca und hob ihr Glas. Nora tat es ihr nach.
Die beiden Frauen tranken. Zwischen ihnen herrschte ein seltsames Verhältnis. Rebecca hatte Nora aus Rumänien mitgebracht. Sie hatte dort auf einem Bauernhof gearbeitet und war nebenbei noch Sklavin eines alternden Vampirs gewesen.
Rebecca hatte ihn getötet und Nora dann zu sich genommen.
Nora war unendlich dankbar, daß Rebecca sie von ihrem schrecklichen Los befreit hatte.
»Nun herrschen wir«, sagte Nora und stellte ihr Glas weg. Sie trug ein buntbesticktes Kleid im Bauern-Look. Das etwas breite Gesicht mit den hochstehenden Wangenknochen drückte Zufriedenheit aus.
»Wir haben es geschafft«, sagte sie. »Endlich!«
Nora hob wieder ihr Glas und trank einen Schluck. Auch Rebecca trank. Sie hatte sich in dem Haus des ehemaligen Dämonenschiedsrichters Skarabäus Toth gut eingelebt. Sie hatte daraus eine Vampirzentrale gemacht und steuerte von hier aus ihre Unternehmen.
Eine Botin unterbrach die traute Zweisamkeit der beiden Frauen.
Das Mädchen, es war blond und hatte ein kindliches Gesicht, in dem die Vampirzähne besonders auffielen, blieb abwartend an der Tür stehen.
»Was bringst du uns für Neuigkeiten, Marisa?« fragte Rebecca.
»Emilio Terruzzi, ein Sippenchef aus Neapel, hat uns Unterstützung zugesagt.«
Rebecca lachte.
»Siehst du«, sagte sie triumphierend zu Nora. »Es klappt immer besser.« Dann zu Marisa gewandt: »Hast du noch mehr Neuigkeiten?«
»Ja.«
»Rede schon.«
»Eike Maikonen, Herr der finnischen Wälder, hat sich
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