Aufzeichnungen eines Außenseiters
ich.
»Bukowski. Du schuldest mir noch 40 Dollar«, sagte Big Jack. »Hör zu, Jack, mir ist es, als hätte ich dir grad vor kurzem 20 Dollar gegeben. Ehrlich. Ich kann mich noch gut an die 20 erinnern.«
»Aber wie kannst du dich denn dran erinnern, Bukowski? Du warst doch besoffen, Bukowski, deshalb kannst du dich an nichts mehr erinnern!«
Big Jack hatte einfach was gegen Säufer. Seine Freundin Maggy, die neben ihm saß, machte jetzt den Mund auf. »Es stimmt, du hast ihm 20 gegeben, aber er sollte dir was zu trinken dafür holen. Wir gingen beide weg und haben dir was geholt. Das Wechselgeld haben wir dir wiedergegeben.«
»Na is ja schon gut. Wo sind wir hier eigentlich? North Holly wood?« »Nee, Pasadena.«
»Pasadena? Das kann doch nicht sein . . .«
Ich hatte eine Zeitlang zugesehen, wie diese Leute hinter so einen großen Vorhang gegangen waren. Einige kamen nach zehn oder zwanzig Minuten wieder raus, andere überhaupt nicht mehr. Das war jetzt schon seit zwei Tagen im Gange. Ich leerte meine zweite Dose, stand auf, zog den Vorhang weg und ging da mal rein. Es war stockdunkel da drin. Es roch nach Pot. Und Arsch, Ich brauchte eine Weile, bis ich mich an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Es waren fast nur Männer da. Leckten einander die Ärsche. Kauten einander ab. Rammelten. Nichts für mich. Dazu war ich zu altmodisch. Es war wie in der Turnhalle, nachdem die ganze Mannschaft am Barren geübt hatte. Und dazu der saure Samengeruch. Ich fing an zu würgen. Ein hellhäutiger Neger kam auf mich zu. »Hey, du bist Charles Bukowski, stimmts?«
»Yeh«, sagte ich.
»Wow! Das ist der schönste Augenblick meines Lebens! Ich hab CRUCIFIX IN A DEATHHAND gelesen. Ich halt dich für den Größten seit Verlaine!«
»Verlaine?« »Yeah, Verlaine!«
Er langte mit einer Hand rüber und faßte mich an die Eier. Ich nahm ihm die Hand wieder weg.
»Was is los?« fragte er.
»Nicht grad jetzt, Baby. Ich schau nur nach 'nem Freund.« »Oh sorry . . .«
Er verdrückte sich. Ich schaute mich nochmal um und wollte gerade gehen, als ich eine Frau in der anderen Ecke des Zimmers sah. Sie hing da in der Ecke, die Beine auseinander, und schien ziemlich weg zu sein. Ich ging rüber und guckte sie mir an. Schien in Ordnung zu sein. Ich ließ meine Hosen runter und steckte ihr das Ding rein. Naja. Ich steckte rein, was ich hatte.
»Ooooh«, machte sie, »ist das gut! Du bist so kurvig! Wie 'n Angelhaken!«
»Hatte mal 'n Unfall als Kind. Mit 'm Dreirad.«
»Ohhhhh . . .«
Es lief grad ganz gut, als sich plötzlich was zwischen meine Arschbacken RAMMTE . Sterne tanzten mir vor den Augen. »Hey, VERDAMMT NOCHMAL !« Ich griff hinter mich und zog das Ding raus. Da stand dieser Typ und ich hatte sein Ding in der Hand. »Was glaubst du eigentlich, was du hier machst, Buddy?« fragte ich ihn.
»Hör zu, Sportsfreund«, sagte er, »das Ganze ist ein großes Kartenspiel. Wenn du mitmischen willst, mußt du halt nehmen, was ausgeteilt wird.«
Ich zog mir die Hosen wieder hoch und machte, daß ich da rauskam. Big Jack und Maggy waren weg. Ein paar Leute lagen auf dem Fußboden rum, völlig hinüber. Ich holte mir noch ein Bier aus dem Kühlschrank, trank es aus und ging vors Haus. Die Sonne traf mich wie ein Unfallwagen mit sämtlichen Rotlichtern an. Man hatte meine Karre in eine fremde Einfahrt geschoben. An der Windschutzscheibe steckte ein Strafzettel. Aber man hatte Platz genug gelassen, damit ich das Ding wieder aus der Einfahrt herausbugsieren konnte. Das war das Nette an diesen Leuten hier. Jeder wußte genau, wie weit man gehen konnte.
Ich hielt an der Standard -Tankstelle, und der Mann dort erklärte mir, wie man auf die Pasadena Freeway kommt. Irgendwie schaffte ich es bis nach Hause. Mußte mir unterwegs dauernd auf die Lippen beißen, um wach zu bleiben. Im Kasten lag ein Brief von meinem Ex-Weib in Arizona. ». . . ich weiß, daß Du oft einsam und deprimiert bist. In solchen Fällen solltest Du ins >Bridge< gehen. Ich bin sicher, die Leute dort würdest Du mögen. Oder wenigstens einige von ihnen. Oder Du solltest zu den Dichterlesungen in der Unitarian Church gehen . . .«
Ich ließ mir ein heißes Bad ein. Ich zog meine Klamotten aus, fand eine Dose Bier, trank sie halb aus, stellte sie auf den Rand der Wanne und hockte mich rein, griff mir Seife und Bürste und fing an, meine Schrunden zu bearbeiten.
Ich lernte Kerouacs Helden Neal Cassady* noch kennen, bevor er sich in Mexiko auf jene Eisenbahnschienen legte. Es war in Bryans
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