Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auge um Auge

Auge um Auge

Titel: Auge um Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
kommt der alte Knacker womöglich noch auf die Idee, dich zu heiraten.«
    Ihre Augen strahlten. »Setz ihr keine Flausen in den Kopf, die nicht zu ihrer Stellung passen!«, sagte Harry und gab Dora einen Klaps auf den Hintern. »Und du bist jetzt ein liebes Mädel und besorgst mir eine Flasche Scotch.«
    Sie ging hinaus. »Du meinst, du hast sie in der Tasche, Harry«,
    sagte Dillon, »dabei hat sie dich da in der Hand, wo du am empfindlichsten bist. Abgesehen davon hast du ein Schweineglück. Im Grunde ist sie eine verdammt nette Frau, die alles für dich tun würde.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen.«
    »Dann behandle sie anständig.«
      Salter musterte ihn. »Weshalb habe ich wohl den Eindruck, dass du nicht gerade bester Laune bist?«
      »Na ja, im Leben geht’s doch für uns alle manchmal rauf und manchmal runter. Ich war bei Hannah. Du weißt ja Bescheid. Sie mag mich und sie hasst mich und sie macht sich Sorgen um mich.«
      »Du hast doch irgendeinen Blödsinn vor«, sagte Harry. »Mensch, Dillon, du fährst tatsächlich morgen nach Dauncey zu dieser Doppel-Beerdigung.«
      »Es ist eine Herausforderung, Harry. Er will mir selbst entgegentreten. Ich habe seine beiden Brüder umgebracht, da hat er das Recht dazu.«
      »Weißt du was, alter Junge, das klingt in meinen Ohren wie ein Todeswunsch. Hast du vor, Billy mit hineinzuziehen? Sonst gibt’s doch niemanden.«
    »Nein. Ich sehe nachher mal im Dark Man vorbei, um was zu essen, aber Billy hat genug getan. Weißt du, Harry, er bezeichnet sich als meinen jüngeren Bruder, und auf eine gewisse Art ist er das auch geworden. Ich bringe ihn nicht wieder in Gefahr, und deshalb werde ich ihn auch nicht bitten, morgen nach Dauncey mitzukommen. Womöglich kommt der Earl auf die Idee, die Hunde auf uns zu hetzen.«
      »Dann ziehst du also einen schwarzen Anzug an, fährst hin und stellst dich in der Dorfkirche von Dauncey unter die Gemeinde?«
    »Es muss sein, Harry.«
      »Na, das ist ja wirklich großartig! Gerade, als ich bereit war, dich als Billys älteren Bruder zu adoptieren, hast du vor, den Kopf aufs Schafott zu legen.«
      Dillon stand auf. »Harry, du bist ein toller Kerl, genau wie Billy, aber manchmal kommt die Zeit …«
      »Ja, ich weiß schon. Wenn ein Mann tun muss, was ein Mann eben tun muss. John Wayne, Friede seiner Asche.« Dora kam mit einer Flasche Scotch herein, und Harry sagte: »Los, hau schon ab, Dillon, du machst mich wütend.«
      Dillon ging. Harry saß da und streichelte Dora abwesend das Hinterteil, dann griff er nach dem Telefon am Bett und wählte die Handy Nummer seines Neffen. Billy war im Büro am Cable Wharf.
      »Hör mal, Dillon war gerade hier. Er hat gesagt, er schaut vorbei, um was mit dir zu essen. Du weißt ja, dass Rashid sich morgen in der Kirche von Dauncey von seinen Brüdern verabschiedet, und Dillon ist entschlossen, ihm dort entgegenzutreten. Hört sich nach einer Neuauflage von Wyatt Earps Duell am OK Corral an. Außerdem will er allein hin.«
      »Kommt nicht in die Tüte«, sagte Billy. »Wenn er hinfährt, dann komme ich mit. Mir ist schon klar, dass dir das womöglich nicht passt.«
      »Ich bin sogar stolz auf dich, Billy, aber sag ihm das bloß nicht. Sag ihm nur, er ist bescheuert. Wir lassen ihn fahren und folgen ihm dann.«
    »Wieso ›wir‹?«
      »Billy, selbst wenn Dora bei mir ist, kann ich nicht ewig hier rumliegen. Zumindest kann ich dir dort mit moralischer Unterstützung dienen. Wir fahren Dillon nach.«

    Im Dark Man herrschte reges Treiben; am Cable Wharf parkten viele Wagen. Zur Jahreszeit passend, regnete es am Fluss. Dillon fand im Kofferraum des Mini Cooper einen alten Regenschirm, spannte ihn auf, steckte sich eine Zigarette an und ging ein wenig spazieren.
      Er war seltsam melancholisch. Es war das Gefühl, irgendwie ans Ende der Geschichte gekommen zu sein. Er empfand keinen Hass auf Paul Rashid, und was Kate betraf, so bewunderte er sie, was auch auf die meisten anderen Männer zutraf. Im Lauf der Jahre hatte er oft getötet; das war seine Natur. Er hatte es mit dem Tod seines Vaters gerechtfertigt, der auf einer Belfaster Straße in eine Schießerei zwischen IRA-Mitgliedern und britischen Fallschirmjägern geraten war.
      Aber wenn es tatsächlich seiner Natur entsprach, war der Tod seines Vaters dann nicht nur eine Ausflucht? Was sagte das über ihn aus? Er konnte geltend machen, dass er auf seine Weise all die Jahre ein Soldat gewesen war,

Weitere Kostenlose Bücher