Auge um Auge
Rashid. »Ich treffe die nötigen Vorkehrungen.«
Als er mit Kate hinausging, stand Ferguson am Empfang und sprach mit einem Mann mittleren Alters, der einen Regenmantel und einen altmodischen Filzhut trug.
Der General nickte den Rashids zu. »Wir sehen uns draußen.«
Der Mann mit dem Filzhut sagte zu Paul: »Ich bin Chief Inspector Temple. Es gibt keine Hinweise auf ein Verbrechen. Einfach ein tragischer Unfall.«
»Selbstverständlich.«
»Ich nehme an, der Pathologe hat Ihnen erklärt, dass er den Leichnam unter diesen Umständen nach Paragraf drei freigeben kann, ohne dass ein Untersuchungsrichter tätig wird?«
»Ja.«
»Das muss ich als ermittelnder Beamter gegenzeichnen, was ich gleich anschließend tun werde. Danach können Sie jederzeit über den Leichnam verfügen.«
In seinen Augen stand ein merkwürdiger Blick. Außerdem: Weshalb war ein Chief Inspector der ermittelnde Beamte bei einem simplen Tod durch Ertrinken?
Paul Rashid lächelte und schüttelte ihm die Hand.
»Sehr freundlich von Ihnen.«
Draußen wartete Ferguson auf dem Gehsteig neben dem Daimler, an dessen Lenkrad sein Chauffeur saß. Dillon stand mit Blake in der Nähe und rauchte.
»Ich weiß zwar nicht, wie’s mit euch beiden steht, aber ich habe einen Bärenhunger«, sagte Ferguson.
»Ihr kennt doch dieses nette italienische Lokal nicht weit vom Dorchester?« Er drehte sich um. »Ah, da sind Sie ja.«
»Der Leichnam meines Bruders George wurde bereits aus Hazar überführt. Michael wird freigegeben. Übermorgen bestatten wir die beiden im Mausoleum unserer Familie in Dauncey. Danach ist die Jagdzeit eröffnet.«
»Ihr Bruder ist ertrunken«, sagte Ferguson. »So einfach ist das.«
Kate ging auf Dillon zu und schlug ihm ins Gesicht. »Und Sie haben ihn ertränkt.«
»Kate, er hat versucht, mich umzubringen. Weshalb meint man bei den Rashids eigentlich, es sei in Ordnung, andere Leute umzulegen, aber nicht, selbst dafür kaltgemacht zu werden?«
Sie wandte sich ab und setzte sich hinters Lenkrad ihres Mercedes. »Die Rache ist mein, Dillon«, sagte Paul Rashid. »Das sollte Ihnen klar sein. So steht’s im Alten Testament.«
»Na, dann will ich Ihnen mal was sagen, Mylord. Ich mache Ihnen ein faires Angebot. Da ich genauso irre bin wie Sie, komme ich zur Beerdigung. So können Sie versuchen, mich zu erledigen – falls Sie das schaffen –, und ich werde eventuell dasselbe bei Ihnen versuchen. Was meinen Sie dazu?«
Einen Moment lang leuchteten Rashids Augen auf und es sah fast so aus, als lächelte er. Dann sagte er mit einem kurzen Nicken: »Ich erwarte Sie«, und fuhr davon.
»Meine Güte«, sagte Ferguson, »jetzt haben Sie ihn in die Enge getrieben.«
Dillon wandte sich zu ihm um. »Es ist Zeit, dass diese ganze
Geschichte ein Ende hat, General.« Er blickte dem entschwindenden Wagen nach. »So oder so.«
Während Kate den Wagen durch die Straßen lenkte, wählte ihr Bruder die Nummer einer Wohnung ganz in der Nähe des Hauses in der South Audley Street. Normalerweise war dort zusätzliches Personal untergebracht, momentan jedoch Bell.
Als der abhob, sagte Rashid: »Ich bin’s. Hören Sie zu.«
Er berichtete genau, was geschehen war. Als er fertig war, sagte Bell: »Was für ein Bastard Sean doch ist. Aber deshalb hat er auch so lange überlebt.«
»Sie sagen das, als würden Sie ihn bewundern.«
»Er ist ein anständiger Kerl. Wir haben viel gemein.«
»Ich würde mich zwar gern selbst um diese Sache kümmern, aber wenn Sie es schaffen, auch gut. Die drei sind auf dem Weg zu irgendeinem italienischen Lokal in der Nähe des Dorchester. Fergusons Wagen ist ein Daimler, den können Sie nicht übersehen.«
»Was soll ich tun?«
»Sie umbringen. Kommen Sie rüber in die South Audley Street, dort versorge ich Sie mit einer Waffe. Natürlich bezahle ich Sie dafür.«
»In Ordnung. Bis bald.«
Rashid schaltete sein Telefon aus. »Meinst du das ernst?«, fragte Kate.
»Kate, ich habe ihnen gesagt, wann die Beerdigung stattfindet, und Dillon hat so reagiert, wie ich es wollte. Jetzt werden sie einen Anschlag am wenigsten erwarten.« Er zuckte die Achseln. »Das ist ein Fall, wie Bell ihn mag. Ich gebe ihm noch eine einzige Chance. Wenn er auch dieses Mal versagt, bringe ich Dillon selbst um. Anschließend ist Bell an der Reihe.«
Er war so ruhig und so selbstsicher, dass Kate ihm nicht widersprechen konnte, und so fuhr sie einfach
Weitere Kostenlose Bücher