Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auge um Auge (German Edition)

Auge um Auge (German Edition)

Titel: Auge um Auge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han , Siobhan Vivian
Vom Netzwerk:
sich anscheinend nicht.
    »Du bist spät dran, Kat«, sagt sie. Dann bemerkt sie Mary neben mir, und ihr Griff um den Schlüsselbund wird fester.
    Ich steige schnell aus und gehe zu ihr hinüber. Ich bin aufgeregt und erleichtert, dass Lillia hier ist, versuche aber, es mir nicht anmerken zu lassen. »Sie brauchte eine Mitfahrgelegenheit«, flüstere ich. »Mach dir keine Sorgen, das geht in Ordnung.«
    »Kat –« Lillia funkelt mich böse an. »Ich sage kein Wort, solange sie dabei ist!«
    Vermutlich kann Mary uns hören, denn sie ruft uns zu: »Schon gut. Ich kann wieder gehen.« Damit steigt sie aus meinem Auto.
    Ich gebe Lillia ein Zeichen, dass sie einen Moment warten soll, dann sehe ich zu Mary hinüber. »Du willst also Jar Island morgen früh verlassen? Wie ein ängstliches kleines Baby?«
    »Ich habe wirklich Angst. Ich werde noch ganz verrückt vor Angst.«
    »Vor Reeve Tabatsky?« Jetzt bin ich wirklich sauer. Dieses Mädel braucht mehr Rückgrat, und zwar schleunigst. »Diese jämmerliche Null! Der Typ rührt dich nicht an, dafür sorge ich.«
    »Das ist es ja nicht, was mir Sorgen macht.« Mary schlägt die Hände vors Gesicht. »Ich selbst bin es. Ich bin das Problem. Ich – ich komm einfach nicht drüber weg. Ich komme keinen Schritt weiter.«
    »Ja, klar, du hast nie mit der Sache abschließen können. Das Unrecht ist nie wieder gutgemacht worden, und Reeve hat nie dafür zahlen müssen.«
    Lillia schüttelt den Kopf. »Vergiss es. Ohne mich.« Sie drückt auf die Fernbedienung für ihr Auto, die Scheinwerfer blinken auf und ab wie die Lichter eines Leuchtturms, die Schlösser entriegeln sich.
    Ich stelle mich schnell an ihre Tür und verdecke den Griff mit dem Rücken, sodass sie nicht einsteigen kann. »Geh nicht. Du wärst doch nicht hergekommen, wenn du nicht genauso dringend mit Alex abrechnen wolltest wie ich mit Rennie.«
    Mary kommt langsam auf uns zu. »Was hat Alex dir getan?«
    Lillia zögert, dann sagt sie: »Mir gar nichts. Aber meiner Schwester.«
    Nicht nur Nadia. Auch mir. Nicht, dass ich irgendwelche Wunden davongetragen hätte oder so. Es war bloß eine blöde Knutscherei. Hätte mehr draus werden können, aber das hat er sich verbaut. Ich bin drüber weg. Fast.
    »’tschuldigung«, sagt Mary. »ich wollte wirklich nicht so bei euch hereinplatzen. Ich geh dann mal. Und noch was: Ich sag keiner Menschenseele was, ihr könnt mir vertrauen. Ich weiß wahrscheinlich besser als alle anderen auf dieser Insel, wie einen solche Sachen fertigmachen können. Ich finde es ... ich finde es einfach cool, dass ihr zwei was dagegen machen wollt.« Sie dreht sich um und geht los in Richtung Fähre. »Viel Glück.«
    Lillia und ich sehen einander an.
    »Warte!«, rufe ich.
    Mary dreht sich um.
    »Willst du mitmachen, Mary? Hilf uns ... dann helfen wir dir, Reeve eins auszuwischen.« Ich traue mich nicht, Lillia anzusehen, vermutlich ist sie stinksauer auf mich.
    Doch sie sagt nichts. Und fährt auch nicht weg.
    »Warum solltet ihr das tun? Ihr kennt mich doch nicht mal.«
    Mary sieht mich so eindringlich an, ohne einmal zu blinzeln, dass ich kurz aus dem Konzept gerate und einen Moment brauche, bis ich mich wieder gesammelt habe.
    »Um zu sehen, dass du immer noch völlig durch den Wind bist von dem, was da vor Jahren anscheinend passiert ist, muss ich dich gar nicht erst kennen. Abgesehen davon – als Trittbrettfahrerin würden wir dich auch nicht mitnehmen. Du müsstest dir genauso die Hände schmutzig machen wie wir. Aber wir wären zusammen in der Sache. Alle drei.«
    Mary sieht mich und Lillia lange an. So lange, dass ich ganz kribbelig werde. Schließlich sagt sie: »Wenn ihr mir helft, Reeve dranzukriegen, dann tu ich alles für euch, egal was.«
    Lillia rührt sich nicht. Aber sie presst die Lippen fest aufeinander und schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht.«
    »Denk doch mal nach«, rede ich auf sie ein. Vor Aufregung wippe ich auf den Zehen. »Mary ist neu hier. Kein Mensch kennt sie. Niemand würde sie verdächtigen. Außerdem wird es für uns beide einfacher, wenn eine mehr mitmacht.«
    Lillia sieht nicht überzeugt aus.
    Ich werfe entnervt die Arme in die Luft. »Du hast mir doch genug vertraut, um herzukommen, oder? Jetzt musst du mir nur noch ein kleines bisschen mehr vertrauen. Ich hab ein gutes Gefühl bei der Sache.«
    Lillia beißt sich auf die Lippe und sagt: »Das heißt, wir rächen uns an Rennie, an Alex und jetzt auch noch an Reeve? Damit bittest du mich im Grunde, jedem

Weitere Kostenlose Bücher